Road to Kona: Ein Eisenmann weiß genau, wovon er schreibt Hawaii Triathlon

Die Trainingsgeheimnisse der Ironman-Stars sind nicht länger verborgen: Volker Boch, Sportredakteur unserer Zeitung und selbst begeisterter Triathlet, geht ihnen in einem Buch nach. Er hat dafür mit allen Stars der Szene gesprochen.

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Die Trainingsgeheimnisse der Ironman-Stars sind nicht länger verborgen: Volker Boch, Sportredakteur unserer Zeitung und selbst begeisterter Triathlet, geht ihnen in einem Buch nach. Er hat dafür mit allen Stars der Szene gesprochen.

Von Alessandro Fogolin

Eines der häufigsten Komplimente, das der Sportredaktion zu Ohren kommt, ist, sie sei ja völlig ahnungslos. Das stimmt. Niemand hier hat jemals den dreifachen Toeloop sauber gestanden, den zweifachen übrigens auch nicht. Unser zweiter Aufschlag spottet jeder Beschreibung, der Kopfball auch, und ansonsten hat die Ausübung des Freizeitsports lediglich dazu beigetragen, dass sich die Kollegen im Laufe der Jahre ein erstaunliches medizinisches Fachwissen angeeignet haben. Dennoch berichten wir über Eiskunstlauf, Tennis und Fußball, ohne uns zu schämen.

Wo sich die Ahnungslosigkeit derart ballt, existiert aber auch Hoffnung. Ein Kollege weiß genau, wovon er schreibt – und hat das nun in einem Buch bewiesen. „Road to Kona“, Weg nach Kona, lautet der Titel, und Autor Volker Boch kennt diesen Weg bestens. Im Jahr 2006 hat er höchstselbst den Ironman auf Hawaii bestritten – und nach unfassbaren 9 Stunden, 31 Minuten und 3 Sekunden als 152. das Ziel erreicht. Man benötigt da zum Glück relativ wenig Ahnung, um solch eine Hammerleistung zu bewerten. Auch wenn der (zu) bescheidene Redakteurskollege immer so tut, als wär's das Normalste der Welt gewesen.

In „Road to Kona“ kann sich der Experte wie der Laie nun ein sehr genaues Bild machen von den Legenden, Heldentaten und Dramen, die sich Jahr für Jahr auf der Insel abspielen. Und auch wenn der Nicht-Triathlet anfänglich skeptisch war, muss er nun zugeben: Es ist ein unterhaltsames Buch mit bemerkenswerten Geschichten und Porträts, Hintergründen, Anekdoten, Interviews und Zahlen – keine schnöde Fachliteratur für Experten, sondern spannende Unterhaltung für jeden, der sich für Sport interessiert.

Es ist ein fesselnder Streifzug durch die Geschichte des härtesten Eintagesrennens der Welt. Angefangen bei Gordon Haller, dem ersten Champion bei der Premiere im Jahr 1978, als sich gerade mal 15 Starter aufmachten, um 3,86 Kilometer zu schwimmen und 180,2 Kilometer Rad zu fahren, ehe zum Abschluss ein ausgewachsener Marathon über 42,195 Kilometer wartete. Über Paula Newby-Fraser, die US-Amerikanerin, die achtmal auf Hawaii triumphierte und die von dem Koblenzer Jürgen Zäck, einem der weltbesten Eisenmänner der 90er-Jahre, vielsagend zu berichten weiß: „Er hat die Entspannung vielleicht auf ein etwas zu hohes Level gebracht.“ Über eben jenen Zäck, der nie in der Lavawüste gewinnen konnte – und doch zur Geschichte des legendären Rennes gehört. Über den ersten deutschen Sieger Thomas Hellriegel, seine Nachfolger Norman Stadler und Faris Al-Sultan, über die Leistungsexplosion bei den Frauen bis hin zur unglaublich schnellen Britin Chrissie Wellington, die im Wettkampf in Kameranähe stets lächelt, als ginge sie spazieren. Und, und, und...

Der Buchautor hat mit allen gesprochen, sie mehrfach, zuletzt am Rande der 2010er-Auflage, getroffen – in familiärer Atmosphäre, wie das so ist unter den härtesten Männern und Frauen der Welt. Nach schlanken 384 Seiten, am Ende des Buches, ist man um so einiges schlauer; der Hobbysportler, selbst ein höchstens mittelmäßiger (Ex-)Marathonvolksläufer, schwankt gar bedenklich zwischen Erleichterung und Enttäuschung, niemals Teil dieses legendären Rennens gewesen zu sein. Er hat allerdings auch nicht die geringste Ahnung davon, wie er seinen eigenen Körper zu solch einer überirdischen Leistung hätte überreden können.

„Road to Kona“ von Volker Boch (ISBN 978-3-936376-55-5) ist im Verlag Spomedis erschienen, hat 384 Seiten und kostet 24,95 Euro. Das Buch ist auch im Internet erhältlich.