Erinnerung an ein legendäres Fußballspiel: Als aus einem 1:4 ein 7:4 wurde

Der Anfang der Lauterer Aufholjagd im Jahre 1973: Klaus Toppmöller hat das 2:4 erzielt, Bayern-Torwart Sepp Maier streckt sich vergeblich. Oben rechts auf der Tribüne (nicht im Bild) saß unser heutiger Redakteur Markus Kratzer.
Der Anfang der Lauterer Aufholjagd im Jahre 1973: Klaus Toppmöller hat das 2:4 erzielt, Bayern-Torwart Sepp Maier streckt sich vergeblich. Oben rechts auf der Tribüne (nicht im Bild) saß unser heutiger Redakteur Markus Kratzer. Foto: imago sportfotod

Nach einer 4:0-Führung noch den Ausgleich zum 4:4-Unentschieden zu kassieren, ist im deutschen Fußball nicht so häufig passiert. Es gibt aber ein zur Löw-Blamage vergleichbares Spiel, das legendär geworden ist: Unser Redakteur Markus Kratzer (49) war damals, fast auf den Tag genau vor 39 Jahren, dabei – als Zehnjähriger. Er erinnert sich.

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Diesen 20. Oktober 1973 werde ich nie vergessen. Als zehnjähriger Junge freute ich mich auf den ersten Besuch eines Bundesligaspiels an. 1. FC Kaiserslautern gegen Bayern München. Der krasse Außenseiter aus der Pfalz gegen den übermächtigen Renommierclub von der Isar, gespickt mit Stars wie Beckenbauer, Müller, Hoeneß, Schwarzenbeck, Zobel, Roth Selbst die Vorgeschichte ist mir noch in guter Erinnerung. Als mein Vater mir damals sagte, er habe zwei Karten für dieses Spiel ergattert, konnte ich es gar nicht glauben. Wie „Graf Rotz“ posaunte ich diese unglaubliche Nachricht in die Ohren all derer, die es hören wollten oder auch nicht.

Bislang kannte ich die Bundesliga ja nur aus dem Radio oder aus den kurzen TV-Ausschnitten in der Sportschau. Jetzt sollte ich zum ersten Mal hautnah dabei sein. Je näher der Tag rückte, desto größer wurde meine Aufregung. Abends konnte ich nicht einschlafen, und wenn es dann doch geklappt hatte, träumte ich vom Betzenberg.

Sepp Maier kam zum Jubiläumsspiel

Am Morgen des besagten 20. Oktober stand in der Bundesligavorschau der Rhein-Zeitung, dass Sepp Maier in Kaiserslautern ein Jubiläumsspiel absolviert – ich glaube sein 250. Bundesligaeinsatz. Wahrscheinlich wird er das Spiel ebenso wenig vergessen haben wie ich, möglicherweise aber aus anderen Gründen. Vieles an jenem Tag hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

Die elend lange Fahrt in die Pfalz, die Bratwurst, die Limo, die FCK-Fahne, die mein Vater mir damals kaufte, sogar dass der Schiedsrichter Horst Bonacker hieß. 34.000 Zuschauer im Stadion und ich mitten drin. „Lass den Bub mol no unne, der sieht ja sonsch nix.“ Auch dieser Satz eines älteren Herrn klingt mir noch im Ohr. Er bescherte mir einen Platz direkt am Zaun des Stehplatzblocks – und einen tollen Blick aufs Spielfeld.

Der spektakuläre Film des Spiels ist schnell erzählt. 3:0 führen die Bayern, 3:1 steht es zur Pause für den haushohen Favoriten. Nach dem 4:1 von Müller schien alles gelaufen.

Die Fahne im Dauerschwenktest

Doch dann: Jeder Schuss ein Treffer: Toppmöller, zweimal Pirrung, Diehl und zweimal Laumen. 7:4 gewinnt der FCK diese denkwürdige Begegnung. Ich muss mich als schmaler Hänfling bei jedem Pfälzer Tor der jubelnden Fanschar erwehren die in dem Block nach unten drückt. Ich selbst unterziehe meine Fahne zwischen Minute 60 und 90 einem Dauerschwenktest.

Fast 39 Jahre ist das jetzt her. Das Stadionheft habe ich immer noch. Auf die Rückseite der Eintrittskarte habe ich in Kinderhandschrift das Ergebnis verewigt. 7:4 (1:3). Und ich weiß nicht, wie häufig ich diese Geschichte von meinem ersten Bundesligaspiel schon erzählt habe.

Vor Jahren hat mir ein Bekannter aus einer Bierlaune heraus 500 Mark für das Ticket geboten. Ich glaube, er hätte diesen Preis bezahlt. Ich weiß, dass ich die Karte nicht verkauft habe, und auch nicht verkaufen werde.

Von unserem Redakteur Markus Kratzer