Dortmund

Dortmunder jubeln nach irrer Nachspielzeit

Augen zu und weiter: Marco Reus (links) und Co. schossen sich mit einem legendären Willensakt gegen Malaga (Jesus Gamez) ins Halbfinale. Foto: dpa
Augen zu und weiter: Marco Reus (links) und Co. schossen sich mit einem legendären Willensakt gegen Malaga (Jesus Gamez) ins Halbfinale. Foto: dpa

Was für ein irres Kapitel Fußballgeschichte, was für ein unglaubliches Happy End für Borussia Dortmund. Mit zwei Toren in der Nachspielzeit besiegte der BVB im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League den FC Malaga mit 3:2. Er drehte damit eine schon verloren geglaubte Partie und zog nach dem 0:0 im Hinspiel ins Halbfinale der Königsklasse ein.

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Und die Fans im Westfalenstadion? Die durften binnen weniger Minuten von totaler Ernüchterung in totale Euphorie umschalten.

Ein Spiel voller „Schwieriger Momente“ – wie vorhergesagt

BVB-Coach Jürgen Klopp dürfte so etwas wie ein Vorahnung gehabt haben, als er vor dem Rückspiel orakelte, dass „schwierige Momente überstehen“ muss, wer ins Halbfinale der Champions League einziehen will. Nun, die schwierigen Momente begannen für die Borussia schon vom Anpfiff weg. Sie wollten „das Stadion rocken“ (Kevin Großkreutz), doch als sie dann auf der großen Bühne vorspielten, befiel die Dortmunder ein hartnäckiges Lampenfieber. Wie weggeblasen schien mit einem Mal das Selbstbewusstsein.

Mit viel Anstrengung zum 1:1

Das Kombinationsspiel der Borussia kam nicht auf Touren, was nicht zuletzt auch am Gegner lag. Im Gegensatz zu den Dortmundern spielte Malaga frech und unbekümmert auf, die von Martin Demichelis bestens organisierte Abwehr ließ kaum mal eine Lücke. Und die von Klopp prophezeiten Probleme des BVB wurden nicht geringer, als die Andalusier auch noch in Führung gingen. Der enorm ballsichere brasilianische Angreifer Julio Baptista behauptete vor dem Dortmunder Strafraum die Kugel, legte weiter auf Joaquin, der die BVB-Abwehr mit einer Körpertäuschung ins Leere schickte und aus 16 Metern zum 0:1 einschoss (25.). Jetzt waren die Dortmunder gefordert, ihren Aktionen mehr Tempo und Druck zu verleihen und endlich Zugriff aufs Spiel zu bekommen. Sie brauchten schließlich einen Sieg. Die Aktionen gerieten fortan zumindest zielstrebiger. Und führten noch vor der Pause zum 1:1. Einen Pass in die Tiefe verlängerte Marco Reus mit der Hacke auf Robert Lewandowski. Der Pole umkurvte Malagas Keeper Willy und schob zum Ausgleich ein (40.). Was die Spanier allerdings wenig beeindruckte. Torschütze Joaquin allein hätte der aufkommenden guten Laune im Westfalenstadion einen Dämpfer versetzen können. Doch der Spanier scheiterte gleich zweimal mit Kopfbällen an BVB-Torsteher Roman Weidenfeller (45.+1, 47.).

Auch wenn Dortmund nach der Pause das Heft mehr und mehr in die Hand nahm, blieb die an Tempo gewinnende Partie dank der agilen und konterstarken Spanier weiter völlig offen. Dortmund war der unbedingte Wille zum Erfolg anzumerken, doch klar war auch: Allein mit spielerischer Leichtigkeit war Malaga nicht beizukommen. Der Weg ins Halbfinale führt vor allem über Willen und Kampf.

Allmählich lief dem BVB die Zeit davon – doch dann ...

Diesen Kampf nahm die Borussia an, im Bemühen um mehr Offensivstärke sprangen allerdings nur selten klare Torchancen heraus. Es fehlten die zündenden Ideen. So lief dem BVB allmählich die Zeit davon. Dann die 76. Minute: Lukasz Piszczek war auf rechts durch, passte nach innen, doch Reus scheiterte aus fünf Metern an Willy. Der Malaga-Keeper avancierte wie schon im Hinspiel zum Borussen-Trauma. Aber Dortmund powerte weiter. Drei Minuten später scheiterte Götze am Torsteher. Das erlösende 2:1 wollte nicht fallen. Im Gegenteil: Eliseu (82.) erzielte das 2:1 für Malaga. Alles schien verloren. Doch dann diese Nachspielzeit. Erst traf Reus aus kurzer Distanz zum 2:2 (90.+1). Und in der allerletzten der Minute der Zugabe stocherte Felipe Santana den Ball zum viel umjubelten Siegtreffer über die Linie.

Aus Dortmund berichtete unser Redakteur Klaus Reimann