Auch der Begriff „Sportswashing“ wird mittlerweile eng mit Katar verbunden. Darunter versteht man die Instrumentalisierung des Sports zur Imagepflege. „Ein Land oder eine Regierung versucht, durch die Strahlkraft des Sports von Missständen abzulenken“, erklärt Jürgen Mittag, Professor für Sport und Politik an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Dieses „Reinwaschen“ oder Schönfärben ist nicht neu: Bereits die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin dienten Adolf Hitler zu Propagandazwecken. In der Neuzeit gerieten die Winterspiele in Sotschi 2014 in die Kritik, als Kremlchef Wladimir Putin sein eigenes Image und das seines Landes mittels des Sports und Ausgaben von rekordverdächtigen 33 Milliarden Euro aufpolieren wollte. Zuletzt standen im Februar die Winterspiele in Peking vor diesem Hintergrund im Fokus. Laut Mittag sei mit der anstehenden Fußball-WM in Katar der Höhepunkt dieser Entwicklung erreicht. „Dabei stehen immer folgende Fragen im Zentrum: Welchen Sport wollen wir? Und wollen wir Sport um jeden Preis?“, führt der Experte aus.
Die Debatte um Katar als Ausrichter werde nun deutlich an Fahrt aufnehmen. „Oft ist es dann aber so: Wenn der Ball rollt, gerät vieles in Vergessenheit, und der Sport tritt in den Vordergrund“, sagt Mittag. So war es auch zuletzt bei den Peking-Winterspielen, vor denen Themen wie Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung von Minderheiten und massive Umweltzerstörung die vorolympische Nachrichtenlage beherrscht hatten. jd