Plus
Diefflen

SC Idar-Oberstein in zehn Minuten auseinander genommen

Von Sascha Nicolay
SC Idar-Oberstein in zehn Minuten vernichtet Foto: Joachim Hähn

Wie kann man 86 Minuten lang in Überzahl spielen, 1:0 führen und dann in den letzten zehn Minuten 1:4 verlieren?

Lesezeit: 4 Minuten
Genau diese Frage stellen sich alle, die vom Debakel des SC Idar-Oberstein am Dienstag in der Fußball-Oberliga gehört, das Spiel beim FV Diefflen aber nicht selbst erlebt haben. Wie also geht so etwas? Die Antwort ist leichter, als es der spektakuläre Spielverlauf vermuten lässt, und Murat Yasar hat sie direkt nach ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Kommentar von Sascha Nicolay: SC Idar sitzt auf der Rutschbahn in Richtung Abstiegssumpf

Auf der Rutschbahn in den Abstiegssumpf sitzt der SC Idar-Oberstein. Alles andere zu behaupten, wäre nach dem 1:4 beim FV Diefflen und noch vielmehr nach der Art des Zustandekommens Augenwischerei. Noch ist die Gefahr bei acht Punkten Vorsprung nicht akut, aber jetzt wird es Zeit von der Rutschbahn abzuspringen, die wilde Fahrt nach unten zu stoppen.

Murat Yasar hat schon in Zeiten, als hartgesottene SC-Fans schon vom Sprung unter die Top-Fünf geträumt haben, gewarnt, dass seine Mannschaft vielleicht bis zum letzten Spieltag um den Abstieg kämpfen müsse. Nie hat der Coach ein anderes Ziel als den Klassenverbleib ausgegeben. Insofern ist der SC nach wie vor absolut im Soll.

Sorgen macht aber die Tendenz. Der SC hat mittlerweile sechsmal in Folge nicht gewonnen und dabei gerade mal ein Pünktchen geholt. Seit dem 3:0-Sieg am 31. Oktober bei der TSG Pfeddersheim, dem letzten Höhepunkt der Idarer Superserie im Herbst, folgten in elf Spielen satte acht Niederlagen, ein Unentschieden und nur zwei Siege. Sieben Punkte aus elf Spielen hört sich wie die Bilanz eines Abstiegskandidaten an. Nun sagen Zahlen und Statistiken nicht aus, dass unter diesen elf Gegnern immerhin sieben aus den Top-Neun der Tabelle waren, das Problem ist aber, dass der SC derzeit die Symptome eines Abstiegskandidaten zeigt.

Zum Beispiel Pech mit Schiedsrichterentscheidungen. Gegen den 1. FC Kaiserslautern II, den FV Dudenhofen, den FSV Salmrohr und auch jetzt in Diefflen übersahen die Referees glasklare Strafstöße. Wenn die alle gegeben worden wären, wäre der SC wohl längst durch.

Auch Verletzungspech trifft den SC derzeit mit Wucht. Florian Galle und Andy Forster sind schwer, Christoph Schunck praktisch gar nicht zu ersetzen. Wenn dann noch Christian Henn wie in Diefflen wegen einer Sperre ausfällt, dann fehlt große Qualität, die nur schwer auszugleichen ist. Aktuell ist der SC deshalb in keinem Mannschaftsteil stabil. Im Tor nicht, wo Christopher Bleimehl trotz erkennbarer Fortschritte beinahe in jedem Spiel einen Treffer der Marke „haltbar“ kassiert, in der Abwehr nicht, wo Paulo de Souza sich gerade zwar verbessert, aber immer noch auf Formsuche ist, im Mittelfeld nicht, das immer ein wenig zusammengepuzzelt wirkt, und im Angriff schon gar nicht, wo Lucas zwar immerhin schon drei Tore nach der Winterpause geschossen hat, trotzdem regelmäßig den Nachweis schuldig bleibt, ein Oberligastürmer zu sein.

Auffällig ist – und auch das ist typisch für einen Abstiegskandidaten – dass nahezu alle Spieler nach der Winterpause keine stabile Form haben. Tim Hulsey bildet da eine Ausnahme. Ansonsten sind die SC-Akteure entweder auf Formsuche oder extrem schwankend in ihren Leistungen unterwegs. Zusammen in guter Form war das Team nach der Winterpause bisher noch nicht.

Das alles hat sicherlich Gründe, wie die schwierige Winter-Vorbereitung oder Verletzungen wie beispielsweise bei Felix Ruppenthal, aber die Formprobleme sind aktuell nun einmal da. Wohl auch, weil bei dem einen oder anderen Spieler eine gewisse Sorglosigkeit geherrscht hat ob der starken 32 Punkte vor der Winterpause. Murat Yasar hat das nach der Niederlage gegen Rot-Weiß Koblenz angeprangert und musste feststellen, dass in den beiden folgenden Spielen in Dudenhofen und gegen Salmrohr diese Sorglosigkeit weiter vorhanden und erst nach deutlichen Pausenansprachen verschwunden war. Beide Male stand es aber bereits 0:2.

Formschwankungen und fehlende Resultate haben schließlich zum offensichtlichsten Symptom eines Abstiegskandidaten geführt. Zur Verunsicherung, zum fehlenden Selbstvertrauen. Aktuell ist der SC ein fragiles Gebilde, ein Bierdeckelhaus, das jederzeit in sich zusammenfallen kann. Die Pleite in Diefflen ist beispielhaft dafür.

Alles Geschilderte kann einem Aufsteiger in einer langen Saison passieren, aber es ist Zeit aufzuwachen, gegenzusteuern und jene Mentalität zu zeigen, für die ich die aktuelle SC-Mannschaft voller Überzeugung schon mehrfach gelobt habe. Also SC Idar-Oberstein – runter von dieser so gefährlichen Rutschbahn!

E-Mail: sascha.nicolay@rhein-zeitung

Meistgelesene Artikel