Wie weit der Südwestdeutsche Fußballverband von seinen Vereinen im Kreis Birkenfeld entfernt ist, beweist er in der Ablehnung des Antrags, zeitgleich zum Verbandspokalfinale Nachholspiele im Kreis zuzulassen und seiner Begründung. Er ist Lichtjahre von ihnen entfernt.
Sascha Nicolay kommentiert die Entscheidung des SWFV, dem Verbandspokalfinale ein alleinstellungsmerkmal einzuräumen
Es ist ja nicht so, dass der Birkenfelder Fußballkreisausschuss nur so zum Spaß Nachholspiele am Pfingstmontag angesetzt hat. Das Winterwetter hatte schließlich dafür gesorgt, dass die Partien ausgefallen waren und Nachholtermine deshalb nötig wurden. Doppelspieltage an Ostern und Pfingsten sollten helfen. An Ostern klappte das auch – aber an Pfingsten hatte das SWFV-Präsidium sein Finalproblem. Analog zum Kreispokalfinale und womöglich zum DFB-Pokalfinale soll dem Verbandspokalfinale ein Alleinstellungsmerkmal eingeräumt werden, weil es schließlich das wichtigste Spiel im Verbandsgebiet sei.
Diese Sichtweise ist weltfremd. Keinen, aber wirklich keinen Menschen interessiert in Achtelsbach, Buhlenberg, Allenbach, Nohen, Rhaunen oder Heimbach ein Spiel in Worms zwischen Wormatia Worms und Alemannia Waldalgesheim – auch nicht, wenn es dabei um den Verbandspokal und den Einzug in die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde geht.
Worum es wirklich geht, davon spricht der SWFV unverhohlen in seiner Begründung. Es geht um die Einschaltquote bei der ARD. Dort werden im Rahmen von Konferenzschaltungen alle Verbandspokalendspiele im DFB live übertragen. Damit würde der Amateurfußball in der Öffentlichkeit wirksamer dargestellt, heißt es vonseiten des SWFV. Was für eine Anmaßung, was für eine Augenwischerei. Die Übertragung der Spiele ist sicher eine tolle Sache – für die beteiligten Vereine, ihre Anhänger und für Fußballfreaks, die es in Deutschland massenhaft gibt. Aber sie stellt den Amateurfußball nicht dar. Ich stelle fest, am 21. Mai ist bis auf wenige Ausnahmen die Spitze des Amateurfußballs zu sehen, mit Vereinen die semiprofessionell arbeiten, an der Schwelle zum Profifußball stehen oder wie der Karlsruher SC oder der 1. FC Saarbrücken sogar Profiklubs sind. Die breite Masse der Amateurfußballvereine in Hunderten von Spielklassen auf Kreisebene bildet dieser so gefeierte Liveübertragungstag genauso gut oder so schlecht ab, wie es sonst auch geschieht. Wo bitte ist der Vorteil, der Mehrwert für den SV Hottenbach oder die SG Hochwald Rinzenberg oder den SV Göttschied?
Aber damit nicht genug. Dadurch, dass offenbar bei allen Verbänden im DFB Konsens herrscht, dass an diesem „Finaltag der Amateure“ sonst keine Fußballspiele laufen dürfen, weil Amateure keine Konkurrenz für Amateure sein sollen, schafft man den Klubs auf Kreis- ebene sogar noch Probleme. Im Kreis Birkenfeld wäre es in der Praxis so gewesen, dass am Pfingstmontag die zweite Mannschaft vor der ersten gespielt hätte. Die Vereine hätten nur einmal ein Sportheim mit Diensten, nur einmal eine Grillstelle besetzen müssen, und die meisten Trainer hätten wohl relativ unproblematisch zwei Mannschaften stellen können. Weil nun an zwei Abenden gespielt werden muss, wird so manche Grillstelle, so manches Sportheim zumindest an einem Abend nicht öffnen und so manche Mannschaft wird wegen personellen Schwierigkeiten nur dezimiert auflaufen können.
Diese Probleme hätte der Südwestdeutsche Fußballverband zumindest in der aktuellen Ausnahmesituation im Kreis Birkenfeld sehen müssen, aber lieber fürchtet er, dass Spiele wie SGH Rinzenberg gegen den TV Hettenrodt verhindern, dass Besuchermassen nach Worms pilgern oder es sich zumindest mit Bier und Chips vor dem Fernseher bei der ARD-Konferenz gemütlich machen. Nun ja, der SWFV ist eben Lichtjahre vom Fußballkreis Birkenfeld weg.
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