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Braunschweig

„Ich habe dem Ding hinterhergeschrien“ – Dennis Lukas hat sich die Bronzemedaille bei der DM geschnappt

Von Sascha Nicolay
Raus mit der Freude. Dennis Lukas bejubelt seinen fulminanten Stoß zur Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft.  Foto: Wolfgang Birkenstock
Raus mit der Freude. Dennis Lukas bejubelt seinen fulminanten Stoß zur Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft. Foto: Wolfgang Birkenstock

Am Ende des Kugelstoß-Wettkampfs bei der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft in Braunschweig hatte es Dennis Lukas nicht mehr in seinen Händen. 19,15 Meter hatte er mit seinem letzten Stoß vorgelegt und rangierte auf dem „Silber-Platz“. Aber zwei Kugelstoßasse hatten noch eine Konterchance, konnten ihn noch abfangen, ihm den Traum von der Medaille entreißen. „Ich war zuversichtlich, dass es für mich reichen würde“, erzählt Lukas. Und der Ausnahmeathlet der LG Idar-Oberstein behielt schließlich recht. Nur Simon Bayer vom TSV Sindelfingen schaffte es, seine Weite noch einmal zu überbieten und sicherte sich hinter David Storl Platz zwei. Doch Jan Josef Jeuschede blieb unter 19 Metern – und Dennis Lukas durfte die Bronzemedaille bejubeln.

Lesezeit: 4 Minuten
An eine Medaille bei der Deutschen Meisterschaft hatte Dennis Lukas nicht gedacht, als er in Braunschweig an den Start ging. Platz vier bis acht, die Einschätzung seines Trainers Joachim Richter, schien dem Kugelstoßer der LG Idar-Oberstein realistisch. Gleichwohl war Lukas optimistisch. „Schon in den letzten Trainingseinheiten habe ich mich gut ...
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Eine historische Leistung von Dennis Lukas – In einer Reihe mit Bernd Cullmann, Michael Grün, Peter Mirkes, Helmut Dreher und Lotte Leiß

Idar-Oberstein. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft ist Dennis Lukas von der LG Idar-Oberstein tatsächlich etwas Historisches gelungen – etwas, das (wohl) noch nie da gewesen ist. Lukas ist der erste Leichtathlet aus dem Kreis Birkenfeld, der bei einer Deutschen Meisterschaft der Männer und Frauen (keine Altersklassen oder Jugend) als Einzelsportler für einen Verein des Kreises Birkenfeld eine Medaille geholt hat. „Das habe ich natürlich nicht gewusst, aber das macht mich natürlich schon ein Stück weit stolz“, sagte eine staunender Lukas.

Intensive Recherchen, unter anderem von Heinz Hofmann und Otmar Seul sowie Olympiasieger Bernd Cullmann, haben ergeben, dass es wohl schon einige Sportler aus dem Kreis Birkenfeld gegeben hat, die es bei Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Männer und Frauen auf das Treppchen geschafft haben, aber ganz offenbar ging niemand von ihnen zu diesem Zeitpunkt für einen Verein aus dem Kreis Birkenfeld an den Start.

Olympiasieger Bernd Cullmann aus Idar-Oberstein startete beispielsweise für den ASV Köln, als er 1960 Deutscher Hallenmeister über 50 Meter wurde und sich im Freien über hundert Meter die Silbermedaille hinter Armin Hary sicherte. Ein Jahr zuvor, 1959, war Cullmann vom TuS Tiefenstein zum dem Domstadt-Verein gewechselt.

Vier Jahre zuvor, 1955, wurde Helmut Dreher aus Idar Zweiter bei der Deutschen Hallenmeisterschaft über 400 Meter. Für den Idarer TV war Dreher, der 1984 gestorben ist, zweimal Deutscher Jugendmeister.

Mehrfach Welt- und Europameister bei den Senioren wurde Peter Mirkes, der noch heute dem TV Birkenfeld angehört. Auch bei den Männern war er erfolgreich. Über 400 Meter errang er 1954 die Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft. Mirkes startete damals für Rot-Weiß Koblenz. Heute lebt er – 93-jährig – in Neubrücke.

Ebenfalls DM-Platz drei sicherte sich 1993 über 400-Meter-Hürden der aus Oberbrombach stammende Michael Grün. 1988 war er von der LG Obere Nahe (einem Vorläufer des LAZ Birkenfeld) zur LG Bayer Leverkusen gewechselt, für die er 1991 sogar an der Weltmeisterschaft teilnahm und seine Bronzemedaille bei der DM 1993 gewann.

Mit Startrecht für den TV Birkenfeld schaffte es Lotte Leiß im Speerwurf dreimal unter die letzten Acht einer Deutschen Meisterschaft. 1965 in Duisburg und 1967 in Stuttgart wurde sie Achte, 1964 in Berlin Siebte. Ihren größten Erfolg errang die Ausnahmeathletin aber 1958 noch unter ihrem Mädchennamen Liselotte Kipp. Mit 48,61 Metern sicherte sie sich die Bronzemedaille – doch auch sie startete zu diesem Zeitpunkt nicht für einen Verein aus dem Kreis Birkenfeld, sondern für den Soester SV.

Lukas ist also offensichtlich etwas bisher Einmaliges gelungen. Dafür, dass er bislang kaum darüber nachgedacht hat, die LG Idar-Oberstein zu verlassen und zu einem großen Verein zu wechseln, hat er eine einfache Erklärung. „Es hat sich nie so recht ergeben“, sagt er und ergänzt: „Mein Trainer Joachim Richter und ich bilden seit zehn Jahren ein gutes Team. Ich komme mit ihm einfach super zurecht.“ Lukas erläutert, dass sie auch deshalb so gut zusammenpassten, weil sie von unterschiedlichem Temperament seien: „Ich kann im Training sehr aufbrausend werden, wenn mir etwas nicht gelingt. Joachim ist dagegen der Ruhepol, der mir selbst bei missratenen Dingen eher das Positive für Augen führt.“ Hinzu kommt, dass Richter Lukas hervorragend kennt: „Er kann mich lesen, wir sind seit zehn Jahren top eingespielt.“

Außerdem schätzt Lukas, dass er bei der LG Idar-Oberstein und an der Universität in Kaiserslautern seinen Trainingsplan selber strukturieren kann. „Das wäre bei einem großen Verein sicher so nicht möglich“, stellt er fest, ehe er betont: „Ich bin so voll und ganz zufrieden.“ Sascha Nicolay

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