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Mainz 05 schickt den 1. FCK mit 2:1 nach Hause

Hat definitiv was zu feiern: André Schürrle schoss das Siegtor.
Hat definitiv was zu feiern: André Schürrle schoss das Siegtor. Foto: dpa

Der FSV Mainz 05 hat zum zweiten Mal hintereinander ein Spiel gedreht. Nach dem sensationellen Coup von Wolfsburg gelang der Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel am Sonntag ein 2:1 (0:1)-Sieg im Derby gegen den FCK.

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Mainz – Der FSV Mainz 05 hat zum zweiten Mal hintereinander ein Spiel gedreht. Nach dem sensationellen Coup von Wolfsburg gelang der Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel am Sonntag ein 2:1 (0:1)-Sieg im Derby gegen den FCK.

Hat definitiv was zu feiern: André Schürrle (Mainz 05) schoss das Siegtor zum 2:1 gegen Kaiserslautern. Aber erst mal ganz von vorne..,

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Kaiserslauterns Torwart Tobias Sippel (M) vereitelt zunächst eine Chance der Mainzer. Mit einem Doppelschlag im Rheinland-Pfalz-Derby ist der FSV Mainz 05 das Überraschungsteam der Fußball-Bundesliga. Das Team von Trainer Thomas Tuchel bezwang den davor ebenfalls verlustpunktfreien Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern verdient mit 2:1 (0:1) und feierte damit als einzige Mannschaft neben Tabellenführer Hoffenheim im dritten Spiel den dritten Sieg.

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Srdjan Lakic (l) feiert seinen Treffer zum 1: 0 mit seinen Mannschaftskameraden Stiven Rivic (M) und Erwin Hoffer (r). Nach dem Rückstand durch den Kroaten Srdjan Lakic (19.) drehten die Mainzer innerhalb von 120 Sekudnen dank Niko Bungert (71.) und dem starken André Schürrle (73.) noch das Spiel.

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FSV-Coach Thomas Tuchel wurde auf der Bank zunehmend ungehaltener. Mit wilden Gesten forderte er von seinen Kickern kreative Impulse und mehr Biss in den Zweikämpfen. Die 20 300 Zuschauer im ausverkauften Stadion am Bruchweg, darunter auch DFB-Präsident Theo Zwanziger und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, sahen 45 Minuten lang viel Kampf und Krampf. Erst nach dem Wechsel hatte die Partie Erstliga-Niveau.

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Erwin Hoffer (l) von Kaiserslautern und der Mainzer Niko Bungert kämpfen um den Ball. Das Aufregendste nach dem Tor waren in der ersten Hälfte noch die gelben Karten für die Lauterer Sebastian Tiffert (26.), Stiven Rivic (28.) und Rodnei (33.).

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Der Mainzer Lewis Holtby (l) und Kaiserslauterns Christian Tiffert (r) versuchen an den Ball zu kommen. Mit dem hochgelobten André Schürrle für Sami Allagui und mehr Intensität kam der FSV aus der Kabine. Kaiserslautern hielt mit aggressivem Zweikampfverhalten weiter dagegen, zwei zusätzliche Verwarnungen für Kapitän Martin Amedick (49.) und den Dänen Leon Jessen (51.) waren die logische Folge.

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Die Mainzer Niko Bungert (l) und Florian Heller (r) jubeln zusammen nach Bungerts Treffer zum 1:0. Mainz machte dank Schürrle viel Dampf und ausgerechnet Niko Bungert, der für Bo Svensson beginnen durfte, markierte den hochverdienten Ausgleich (71.). Das Team von Tuchel setzte nach, vom Neuling kam nicht mehr viel. Der starke Schürrle, von den Bayern, Hoffenheim und scheinbar auch Manchester United umworben, traf mit einem herrlichen Distanzschuss schließlich zum Sieg (73.).

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Der Mainzer Andre Schürrle (M) feiert seinen Treffer zum 2:0 mit seinen Mannschaftskameraden Adam Szalai (l) und Christian Fuchs (r).

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Schön, dass sich Rolf Töpperwien auch im Vorruhestandsalter noch so begeistern kann. „Hast Du das gesehen?„, brüllte der ZDF-Reporter auf der Tribüne den Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel an. Dessen Antwort (vermutlich ein Ja) war im Lärm des Stadions nicht zu verstehen – wer hat schon ein Organ wie Töppi –, interessierte den Fernsehmann aber auch nicht weiter. Der demnächst in Rente gehende Töpperwien war längst auf dem Weg in die Katakomben, wo er wenig später drauf und dran war, dem zu Dopingprobe ausgelosten Niko Bungert für ein kurzes Statement aufs Klo zu folgen.

Es war aber auch ein Aufreger, den nicht nur Beutel und Töpperwien, sondern insgesamt 20.300 Zuschauer gesehen hatten, und die Parallele zum vorangegangenen Meisterschaftsspiel in Wolfsburg war nicht zu übersehen. Sicher, vor zwei Wochen hatte der FSV Mainz 05 einen Dreitorerückstand gedreht, am Sonntag mussten die 05er nur aus einem 0:1 ein 2:1 machen.

Doch wie schon in der VW-Arena hatten sie am Bruchweg gegen den 1. FC Kaiserslautern lange Zeit nicht so gewirkt, als könnten sie aus dieser Partie noch etwas mitnehmen. Dann wechselte Trainer Thomas Tuchel erneut zur zweiten Halbzeit André Schürrle für Sami Allagui ein – und mit dem Jungstar bekam das Spiel der Mainzer deutlich mehr Druck nach vorne. Und: So ähnlich, wie er in Wolfsburg den Ausgleich erzielt hatte, traf Schürrle gestern zum 2:1.

Längst war die Stimmung im Stadion gekippt, hatten die 05-Fans mit ihren Gesängen wieder Oberwasser über den Gästeblock gewonnen. Von der Aggressivität, mit der der FCK den Mainzern vor der Pause das Aufbauspiel zerstört hatten, ließen sich die 05er jetzt nicht mehr beeindrucken. Das 0:1 durch Srdjan Lakic, nach Befreiungsschlag von Torwart Tobias Sippel, Kopfballverlängerung von Erwin Hoffer, war Vergangenheit. Die Gegenwart gehörte dem FSV Mainz 05.

„Wir haben das Derby angenommen, wie wir es mussten“, sagte FCK-Trainer Marco Kurz später. „Aber es hat uns Kraft gekostet, dass wir den Gegner schon in der ersten Halbzeit immer wieder zu Gegenstößen eingeladen haben.„

Niko Bungert, für Bo Svensson in die Innenverteidigung gekommen, erzielte in der 71. Minute den Ausgleich. Vorausgegangen war ein abgefälschter Distanzschuss von Miroslav Karhan, der Ball landete bei Lewis Holtby, und der legte quer für Bungert, der nur noch einschieben musste.

Nur drei Minuten später folgte Schürrles zweites Saisontor: Von links zog der Angreifer nach innen, hielt mit rechts aufs lange Eck, in dem der Ball dann auch, von Florian Dick touchiert, landete. „Wir haben blöde Tore gefangen, die aber Resultat der druckvollen Phase von Mainz 05 waren“, erkannte Kurz an.

Für Thomas Tuchel, der vor der Pause weder mit der Positionsdisziplin noch mit dem Passspiel seiner Mannschaft zufrieden war, „war dies heute eher eine Willensleistung als eine spielerische Leistung. Aber das muss auch mal sein„, hielt der 05-Trainer fest.

Und so konnte Torhüter Christian Wetklo hinterher von einem „wunderschönen Sieg“ sprechen, der den besten Mainzer Bundesligastart aller Zeiten zementierte: drei Spiele, drei Siege. „Aber wir fangen jetzt nicht an zu träumen„, versicherte Präsident Harald Strutz, „wir können das einordnen.“ Überhaupt sei doch das Wichtigste nach einem solchen Derby, „dass unsere Fans zufrieden sind".

Peter H. Eisenhuth