Jose Mourinho, erfolgreicher und abrupt entlassener Trainer von Michael Ballacks FC Chelsea (2004-2007), kehrt am 16. März mit seinem neuen Club Inter Mailand erstmals ins West-Londoner Stadion an die Stamford Bridge zurück. Und mit dem 2:1-Hinspielsieg im Rücken kann der selbsterklärte «Special One» seinen früheren Schützlingen den bislang vergeblich geträumten Traum vom Gewinn der Champions League diese Saison schon frühzeitig zerstören.
Wie erwartet heizte der ebenso charismatische wie großmäulige Portugiese schon mal die Stimmung an. «Es weiß doch jeder, dass Mourinho an der Stamford Bridge nicht verliert», tönte er in der Boulevardzeitung «Sun» mit Verweis auf seine seinerzeit makellose Heimbilanz. «Mein Rekord ist unschlagbar.» Chelsea-Coach Carlo Ancelotti wollte sich auf einen verbalen Schlagabtausch im Vorfeld nicht einlassen. «Die Aufregung hat keine Auswirkungen. Das hier ist Chelsea gegen Inter, nicht ich gegen Mourinho», sagte der Italiener abgeklärt.
Auch Mourinhos Ex-Lieblinge wie Stürmer Didier Drogba und Ballacks Mittelfeldkollege Frank Lampard, die mit dem Portugiesen u.a. zwei englische Meistertitel gewannen, warnten vor Sentimentalitäten. «Mourinhos Rückkehr ist etwas Besonderes, aber wir müssen alles tun, um uns nicht ablenken zu lassen», sagte Drogba. Lampard bezeichnete ein Ausscheiden «gegen Jose» als «undenkbar», warnte aber: «Wir müssen vorsichtig sein. Inter hat gute Spieler, und Mourinho ist ein sehr schlauer Trainer, der mit einem Plan anreisen wird.»
DFB-Kapitän Ballack sah derweil trotz Hinspiel-Niederlage den Vorteil bei seinen «Blues». «Wir sind eine erfahrene Elf, aber die meisten Spieler haben die Champions League noch nicht gewonnen. Deshalb sind wir so hungrig», sagte der 33-Jährige, «mit Carlo Ancelotti haben wir einen Trainer, der sie zweimal gewonnen hat. Deshalb schauen wir zu ihm auf, deshalb ist er hier.»
Nach einer empfindlichen 2:4-Heimschlappe gegen Manchester City vor zwei Wochen steuerten Ballack und Co. durch das 4:1 gegen West Ham United wieder auf Titelkurs. Italiens Spitzenreiter Inter hatte sich sogar eine seltene 1:3-Niederlage beim Abstiegskandidaten Kellerkind Catania geleistet – sehr zum Missfallen des wegen Schiedsrichterbeleidigung von der Bank verbannten Mourinho, der seinen Stars danach eine heftige Standpauke hielt.
Gegen Chelsea ist aber Verteidiger Walter Samuel wieder dabei, was Inters Abwehr stabilisieren dürfte. Auch der wegen einer Erkältung zuletzt geschonte Wesley Sneijder dürfte wieder mit von der Partie sein, wenn es gilt, nach dem Ausscheiden von AC Mailand (gegen Manchester United) und AC Florenz (gegen Bayern München) die Ehre des italienischen Fußballs zu retten.
Chelsea, das ManUnited und dem FC Arsenal ins Viertelfinale folgen will, muss aller Voraussicht nach auf den verletzten Stammtorhüter Petr Cech verzichten. Stattdessen steht «Nummer Drei» Ross Turnbull die Champions-League-Feuertaufe bevor. In der Abwehr fehlen zudem die längerfristig verletzten Ashley Cole und Jose Bosingwa. Die Aussicht, mit dem 25 Jahre alten Turnbull gegen die Inter-Stars anzutreten, schreckte Ballack übrigens nicht. «Es ist normal, dass man ein bisschen nervös ist, wenn man der dritte Keeper ist und plötzlich spielt», sagte der deutsche Mittelfeldstar dem Londoner Lokalblatt «Fulham Chronicle». «Aber er war völlig ruhig. Er ist ein guter Torhüter, alle haben Vertrauen in ihn, da gibt es kein Problem.»
Voraussichtliche Aufstellung:
FC Chelsea Turnbull – Ivanovic, Alex, Terry, Ferreira – Ballack, Mikel, Lampard – Anelka, Drogba, Malouda
Inter Mailand Cesar – Maicon, Lucio, Samuel, Cordoba – Zanetti, Cambiasso, Motta – Sneijder – Eto'o, Milito