Köln

Nach dem 1:0 gegen Hertha jubelt Trainer Solbakken – und Sportdirektor Volker Finke wird gefeuert

Kaum zu bändigen: FC-Trainer Stale Solbakken ließ nach dem Spiel gegen Berlin seinen Gefühlen freien Lauf.
Kaum zu bändigen: FC-Trainer Stale Solbakken ließ nach dem Spiel gegen Berlin seinen Gefühlen freien Lauf. Foto: DPA

Als die Fußballschlacht im Kölner Stadtteil Müngersdorf nach nervenaufreibenden 94 Spielminuten mit drei Platzverweisen zu Ende war, kannte die Freude bei Stale Solbakken keine Grenzen mehr. Der Trainer des 1. FC Köln rannte nach dem 1:0 im Abstiegsduell gegen Hertha BSC einfach los.

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Köln – Als die Fußballschlacht im Kölner Stadtteil Müngersdorf nach nervenaufreibenden 94 Spielminuten mit drei Platzverweisen zu Ende war, kannte die Freude bei Stale Solbakken keine Grenzen mehr. Der Trainer des 1. FC Köln rannte nach dem 1:0 im Abstiegsduell gegen Hertha BSC einfach los.

Er rannte und rannte, bis er vor dem Fanblock der treusten Köln-Anhänger angekommen war. Dort baute sich der baumlange Norweger in bester Wikingermanier auf und brüllte seine Freude unter dem stürmischen Beifall der 48 000 Zuschauer im Stadion heraus. Ob er in diesem Moment schon wusste, dass er mit seiner Mannschaft nicht nur ein Spiel, sondern auch den persönlichen Machtkampf mit seinem Sportdirektor Volker Finke gewonnen hatte? Denn nur wenige Stunden nach dem wichtigen Heimsieg der Kölner gab der Verein die Trennung von seinem Sportdirektor bekannt – und stärkte mit dieser Entscheidung Trainer Solbakken in aller Deutlichkeit den Rücken.

Im Regen steht dagegen Volker Finke – der Sportdirektor wurde entlassen.
Im Regen steht dagegen Volker Finke – der Sportdirektor wurde entlassen.
Foto: DPA

Finke wurde der Entschluss der Kölner Vereinsführung kurz nach Spielschluss mitgeteilt. „Die Trennung ist einvernehmlich. Der Grund für diese Entscheidung liegt in unterschiedlichen Auffassungen über die fußballerische Weichenstellung des 1. FC Köln“, erklärte FC-Verwaltungsratschef Werner Wolf kurz und trocken. Doch ganz so einvernehmlich dürfte Finkes Demission nicht verlaufen sein. Denn es war rund um das Geißbockheim schon seit Wochen ein offenes Geheimnis, dass es zwischen Coach Solbakken und Sportdirektor Finke mächtig kriselte. Eine Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit war längst nicht mehr vorhanden. Somit war die Kölner Vereinsführung zum Handeln gezwungen. Sie musste sich entscheiden: Solbakken oder Finke. Und dieses Mal hat es überraschenderweise nicht wie sonst üblich den Trainer, sondern den Sportdirektor getroffen. Finke, das Alphatier, muss nun also das Feld räumen.

„Wir wollten in unserer jetzigen Situation mit dieser Entscheidung Klarheit schaffen und uns wieder voll auf den Fußball konzentrieren“, sagte Wolf ein wenig zurückhaltend. Claus Horstmann, Geschäftsführer des FC, wurde in seiner Wortwahl deutlicher: „Die Entscheidung ist für den Verein zum richtigen Zeitpunkt getroffen worden. Wir haben jetzt noch neun Spiele Zeit, um unsere sportlichen Ziele in dieser Saison zu erreichen und vor allem frühzeitig die Kaderplanung für die kommende Saison und auch die Zukunft voranzutreiben.“ Und zwar ohne Finke. Der will sich in Zukunft übrigens lieber nicht mehr zu seiner gut einjährigen Amtszeit in der Domstadt äußern. „Ich würde Sie alle bitten zu akzeptieren, dass ich es machen werde wie die drei Affen: nichts hören, nichts sehen und nichts sagen“, so die knappe Erklärung des 63-Jährigen.

Nachdem das Experiment mit Finke auf der Position des Sportdirektors in Köln so grandios gescheitert ist, dürften sie beim FC nun nach einer etwas kommunikativeren Lösung suchen. Ganz oben auf der Wunschliste sollen der aktuelle Augsburger Manager Andreas Rettig und der ehemalige HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer stehen.

Von unserem Reporter Dominik Hechler