Termine bei Vereinen sind in Corona-Zeiten zur Seltenheit geworden für regionale Sportjournalisten. Die große Ausnahme bilden Fußballvereine, die zuletzt auffallend oft zu Gesprächen eingeladen haben, um ihre Nachwuchs-Konzepte, ihre Visionen und die Köpfe dahinter vorzustellen.
Die SG Eintracht Bad Kreuznach hatte den Anfang gemacht mit dem Plan, ein Ausbildungszentrum zu werden. Nachbar TSV Degenia wagt sich erstmals in die Verbandsliga, und das soll noch längst nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Auch die JSG Ellerbachtal bildet Talente hochwertig aus, vom Platzhirsch, der JSG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach, ganz zu schweigen. Und manche Bad Kreuznacher fahren ihre Kinder sogar nach Simmern zum Training des JFV Rhein-Hunsrück. Nun gibt auch noch die Hassia aus Bingen Gas und hat als Galionsfigur den Bad Kreuznacher Lehrer und Nachwuchsexperten Simon Engelbert verpflichtet. Haben die Vereine erkannt, dass eine qualitativ hochwertige Ausbildung eigener Spieler zwingend notwendig, ja alternativlos ist? Schön wäre es. Doch eines sollte allen Protagonisten klar sein: Konzepte, Visionen und Köpfe benötigen Zeit, um eine reichhaltige Ernte einfahren zu können. In Meisenheim hat es zehn Jahre gedauert von den ersten Anlaufschritten bis zum großen Sprung im Männerbereich. Es wird also spannend zu beobachten sein, wer die nötige Ausdauer und auch die Konsequenz besitzt, sich und seinem Weg treu zu bleiben. Als Gewinner dürfen sich schon jetzt die Kinder und Jugendlichen fühlen. Sie haben in der Region die Qual der Wahl, können sich verschiedene Ansätze und Optionen anhören und dann den für sie passenden Verein auswählen, um sich optimal ausbilden zu lassen. Der Umweg über Mainz oder Kaiserslautern ist in dieser Gemengelage nicht mehr zwingend notwendig.
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