Speyer (dpa/lrs) – Drei Jahre nach seiner krankheitsbedingten Auszeit hat der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann die siebenmonatige Erholungsphase als lehrreich bezeichnet. «Diese Zeit hat mir gezeigt, wie ich mit meinen Ohnmachten umgehen kann», sagte Wiesemann der Deutschen Presse-Agentur. Er habe lernen müssen, dass er nicht alles kontrollieren könne. «Es war nicht nur der Druck des Amtes, sondern auch die Unfähigkeit, Dinge zu beeinflussen, die einen belasten.»
So habe ihn der starke Rückgang an Kirchenbesuchern in der Diözese sehr bedrückt. «Dies ist eine schmerzhafte Realität», räumte Wiesemann ein. «Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, in der viele Selbstverständlichkeiten der Kirche verschwinden.» Dennoch sei der Blick nach vorn wichtig.
«Manchmal muss man durch Krisen gehen»
«Ich habe während der Auszeit festgestellt, dass die Unterstützung von Familie und Freunden in Krisen von unschätzbarem Wert ist, ebenso wie die Begegnungen mit Mitpatienten in der Klinik. Diese Menschen, die oft weit von der Kirche entfernt sind, haben mir gezeigt, dass auch kleine Gesten des Glaubens große Wirkung haben können», sagte der Bischof. «Manchmal muss man durch Krisen gehen, um die wirkliche Bedeutung des Lebens zu erkennen, und um neu zu lernen, dass in der ehrlich und demütig ausgetragenen Schwachheit auch eine große Kraft liegen kann.»
Wiesemann (64) hatte 2021 eine siebenmonatige Auszeit aus gesundheitlichen Gründen genommen. Zuvor hatte das Bistum Speyer Missbrauchsfälle in den 1960er und 1970er Jahren in einem Kinderheim in der Stadt eingeräumt – also sehr lange vor Wiesemanns Amtszeit.
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