Rheinland-Pfalz

Von wegen Kunde: Läden beklagen Beratungsklau

Vermeintliche Kunden schauen sich das Smartphone oder die Schuhe im Laden ausgiebig an – und bestellen die Ware anschließend online. „Showrooming“: Der Laden ist bloß noch Schauraum, gekauft wird woanders.

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Hildegard Kaefer hat leidvolle Erfahrungen damit gesammelt: Da kommt jemand in ihr Porzellanhaus in Sohren (Hunsrück), lässt sich eine halbe Stunde beraten – und geht dann mit den Worten: „Das muss ich erst noch im Internet prüfen.“ Noch vor zwei Jahren habe es das in dieser Offenheit nicht gegeben. Andere tippen die Produktcodes gleich im Laden ins iPhone ein, um den Preis zu checken – oder fotografieren Teller und Tassen, um später vergleichen zu können.

Hildegard Kaefer stimmt das sehr traurig. „Was mich schmerzt: Es wird dem Mitarbeiter keinerlei Wertschätzung mehr entgegengebracht.“ Niveaulos findet sie das, es sei ein „Kulturverlust“. Würden alle so handeln, gäbe es irgendwann keine Fachgeschäfte mehr. „Und dann können die Leute auch nicht mehr sonntags durch die Stadt spazieren, um einen Schaufensterbummel zu machen.“

Was tun gegen den „Beratungsklau“? „Irgendwann müssen wir Eintritt verlangen“, sagt Kaefer, ernst meint sie es nicht. In Australien aber haben Geschäftsleute die Idee schon in die Tat umgesetzt: Wer nur guckt, aber nicht kauft, hat dann zumindest einen kleinen Obolus für den Händler entrichtet. Wer im Laden kauft, bekommt das Eintrittsgeld verrechnet.

Der Einzelhandelsverband hält davon wenig. Die Ladenbetreiber sollten sich lieber konkurrenzfähig machen: Sie müssten selbst die Online-Preise verfolgen und versuchen mitzuhalten. Das zumindest ist für Hildegard Kaefer kein Pro-blem: Ihr Geschäft gehört zu den zehn größten der Branche in Deutschland. Kleinere Händler aber, sagt die Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Koblenz, werden mittlerweile depressiv. „Amazon macht viel kaputt.“