Rheinland-Pfalz

Schausteller wollen Volksfeste als Weltkulturerbe schützen

Die Schausteller wollen die deutschen Volksfeste als Weltkulturerbe schützen lassen. Eine kleine Galerie großer Feste in der Region. Foto: Benjamin Stöß
Die Schausteller wollen die deutschen Volksfeste als Weltkulturerbe schützen lassen. Eine kleine Galerie großer Feste in der Region. Foto: Benjamin Stöß

Erst der Karneval, jetzt auch Kirmes, Schützenfest & Co? Der Deutsche Schaustellerverband will die Volksfeste im ganzen Bundesgebiet als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO schützen lassen.

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Vor allem kleinere und mittlere Volksfeste verschwänden, sagte Verbandssprecherin Lucinde Boennecke am Montag. Jahrhundertealte Traditionen drohten abzubrechen: „Volksfeste sprechen alle Generationen und Schichten an. Diese Begegnungen sind wichtig für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.“

„Mit der Bewerbung appellieren wir an die Kommunen und Bürgermeister, die regionalen Volksfeste mehr zu schützen“, sagte Boennecke. Vielerorts würden die traditionellen Veranstaltungen durch Stadtteilfeste oder Mittelaltermärkte verdrängt. Diese neuen Feste seien oft nur kurzlebige Modeerscheinungen, die nach wenigen Jahren eingingen.

Die meisten Volksfeste gibt es dem Verband zufolge in der Region Saarland/Rheinland-Pfalz und im Rheinland, die wenigsten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin.

Rheinland-Pfalz und das Saarland haben die meisten Volksfeste. Eine Streifzug über einige der großen Festplätze in der Region. Los geht es mit dem Kreuznacher Jahrmarkt.

Benjamin Stöß

Der Lukasmarkt in Mayen-.

Andreas Walz

Der Baum wird gestellt – bei der Kirmes in Hachenburg.

Röder-Moldenhauer

Das Deichstadtfest in Neuwied.

Niebergall

Feiern in Sinzig: die Krimes dort.

Vollrath

Die Marktburschen mit ihren Mädchen beim Hahnstätter Markt.

Uli Pohl

Zum Bartholomäusmarkt in Bad Ems: der Blumenkorso.

Michael Cetto

Viel mehr als Essen: Spießbratenfest in Idar-Oberstein.

Hosser

Das Schützenfest in Wissen.

Elmar Hering

Das sind einige der größten Volksfeste der Region. Eine bunte Galerie.

Das Problem hatte der Schaustellerverband Bad Kreuznach bereits 2013 aufgegriffen und den den Kommunen seine aktive Unterstützung angeboten. „Wir sind doch die Profis und wissen, was es zu einem guten Volksfest braucht.“ Denn die Mitglieder seines Verbands bekommen das Ergebnis der Flaute deutlich zu spüren.

Früher konnten demnach die Eltern und Kinder ein Fahrgeschäft gemeinsam betreiben, das mehrere Generationen versorgte. Heute müssen die Kinder meist ein kleineres Geschäft betreiben, ehe sie später den Betrieb der Eltern übernehmen.

Nach langer Vorbereitung seien nun die Bewerbungsunterlagen eingereicht worden, sagte Boennecke. Mehrere Expertenkommissionen müssten nun zunächst auf nationaler Ebene und später auf internationaler Ebene darüber entscheiden. Frühestens 2016 werde die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur über die Bewerbung entscheiden.

Nach Angaben des Schaustellerverbandes werden bundesweit jährlich rund 12.000 Volksfeste, Jahrmärkte und Weihnachtsmärkte gefeiert. Rund 70 Prozent der Bevölkerung besuchten mindestens einmal im Jahr ein Volksfest. Die Branche setze auf den Märkten rund 3,7 Milliarden Euro um.

Die Unesco hatte 2003 eine Überkunft zum immateriellen Kulturerbe verabschiedet, um zur Erhaltung des traditionellen Wissens und Könnens in aller Welt beizutragen. Mehr als 150 Staaten sind inzwischen der völkerrechtlich verbindlichen Konvention beigetreten, die 2006 in Kraft trat. Deutschland wird im Juli offizielles Mitglied des Übereinkommens. Es gibt Bestrebungen, neben dem Karneval auch die Genossenschaftsidee von Raiffeisen zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. (epd)