Starkregen, Hagel und Blitzschlag: Auch in den kommenden Tagen drohen in der Region heftige Unwetter. „Es wird nur wenige Gemeinden treffen. Aber die entsprechend heftig“, warnt der Meteorologe Björn Goldhausen. Der Westerwälder ist für Wetteronline.de in Bonn tätig. Er vergleicht die aktuelle Wetterlage mit der von Juni 2016.
Stromberg traf es damals am schlimmsten. Die Stadt im Hunsrück wurde von extremen Regenfällen überrascht. Bewohner mussten mit Booten aus ihren überfluteten Häusern gerettet werden. Der Ort war zeitweise ohne Strom. Ähnliches spielte sich am Sonntag in Herrstein und anderen Gemeinden im Kreis Birkenfeld ab.
Goldhausen beschreibt das Phänomen: Wenn das Unwetter auftritt, bewegt es sich ganz langsam. Es scheint so, als würde es ein bis zwei Stunden über einer Stelle verharren. In dieser Zeit fallen enorme Wassermassen zu Boden. Mitunter 150 Liter pro Quadratmeter. Also doppelt so viel wie in einem gesamten Monat seien möglich. „So viel Wasser in so kurzer Zeit. Da kann keine Kanalisation, kein Dorfbach mithalten“, verdeutlicht der Wetterexperte.
Ähnlich sieht es Roland Weisz vom rheinland-pfälzischen Landesverband der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall in Hennef (Sieg). „Für solche Extremniederschläge kann keine Kanalisation ausgelegt werden. Wasser sucht sich seine eigenen Wege“, sagt der Bauingenieur. Die Folge sind heftige Überschwemmungen. Und genau diese Problematik rückte im Sommer 2016 in den Fokus der Öffentlichkeit, als Stromberg und andere Kommunen im Land von heftigen Unwettern überrascht wurden.
Die Bilder von unscheinbaren Bächen, die plötzlich über die Ufer traten und Straßen und Häuser überschwemmten, haben heute noch viele vor Augen. Seitdem hat sich einiges getan, wie Ralf Schernikau, Referent für Hochwasserschutz im Mainzer Umweltministerium, berichtet. Das Problem sei erkannt. Es wurden und werden individuelle Hochwasserkonzepte vor Ort erstellt. Schon 300 Kommunen machen mit. Ziel ist es, die Schäden bei künftigen Unwetter zu verringern. Schernikau spricht von einer Gemeinschaftsaufgabe, an der sich betroffene Bürger, die Kommunen und der Staat beteiligen. Experten stehen ihnen bei der Planung der Konzepte zur sogenannten Hochwasser- und Starkregenvorsorge mit Rat und Tat zur Seite. Es geht zum Beispiel um ausreichende Ausrüstungen der Feuerwehren mit Schlammpumpen, aber auch um die Sicherheit der Stromversorgung oder darum, wie sich jeder Hausbesitzer mit einfachen Maßnahmen selbst schützen oder mit einer Elementarschadenversicherung absichern kann. Zum Prozess gehören auch Bürgerversammlungen und Workshops. So entsteht ein örtliches Konzept zur Hochwasservorsorge, das Maßnahmen, Zuständigkeiten und Fristen festlegt, das öffentlich und für alle Akteure verbindlich ist. Die Kosten für die Aufstellung werden vom Land mit 90 Prozent gefördert.
Noch bis zum Ende der Woche erwartet uns täglich das gleiche Wetterbild in der Region: Die Tage beginnen meist freundlich. Dann heizt die Sonne ein und der Boden wärmt sich auf. Sogenannte Warmluftblasen steigen in die Höhe – es bilden sich Quellwolken und in der Folge Gewitter. Ursächlich ist laut Goldhausen ein kräftiges Hoch über Skandinavien, das ein schwaches Tief namens „Wilma“ über Mitteleuropa nicht von der Stelle kommen lässt. „Es ist einfach zu schwach auf der Brust“, erklärt der Meteorologe die Blockade. Voraussichtlich erst in der kommenden Woche soll sich die Wetterlage wieder beruhigen.
Maximilian Eckhardt