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Rheinland-Pfalz

Kirchenasyl: Gibt es ein Ende ohne Schrecken?

Von Carsten Zillmann
Das Kirchenasyl gibt es seit dem Mittelalter. Im Augenblick streitet die Politik, ob es ein schützenswertes Relikt oder überflüssiger Anachronismus ist. Auslöser ist ein Asylfall im Rhein-Hunsrück-Kreis.  Foto: dpa
Das Kirchenasyl gibt es seit dem Mittelalter. Im Augenblick streitet die Politik, ob es ein schützenswertes Relikt oder überflüssiger Anachronismus ist. Auslöser ist ein Asylfall im Rhein-Hunsrück-Kreis. Foto: dpa

Ein sudanesischer Flüchtling sitzt im Rhein-Hunsrück-Kreis im Kirchenasyl. Der Fall beschäftigt die Landespolitik seit Wochen. Nun diskutierte der Innenausschuss eine zentrale Frage: Was passiert am 1. Oktober – also in gut zwei Wochen? Denn dann läuft die Weisung des Integrationsministeriums aus, auf Zwangsmittel zur Abschiebung zu verzichten. Daniel Asche, Abteilungsleiter Integration und Migration im Integrationsministerium, geht von „einer freiwilligen Rücküberstellung, aus der dann eine Rückführung nach Italien möglich“ ist, aus: „Das ist das Szenario. Zwangsmittel sind nur nötig, wenn die Kirchengemeinde sich nicht bewegt.“

Lesezeit: 2 Minuten
Matthias Lammert, der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, und Alexander Licht erfragten noch einmal die Gründe für die Weisung des Ministeriums. Asche stellte sie aus Sicht des Hauses von Anne Spiegel (Grüne) wie folgt dar: Nachdem fest stand, dass der 23-jährige Mann gemäß dem Dublin-Verfahren nach Italien zurückkehren muss, suchte er ...
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Kommentar: Bröhr zwingt die CDU auf einen Schlingerkurs

Der Streit um das Kirchenasyl im Rhein-Hunsrück-Kreis ist ein riesiges Problem für die CDU Rheinland-Pfalz. Die Landtagsfraktion wird zu einem Schlingerkurs gezwungen, weil Parteifreund und Landrat Marlon Bröhr sich knallhart gab.

Carsten 
Zillmann zur Haltung der CDU-Fraktion 
zum Kirchenasyl

Das erklärt auch eine Abwehrlinie der Union, die nun immer wieder über Rechtsbeugung durch die Kirchen oder das Integrationsministerium sprechen möchte. Das ist Unsinn. Das Kirchenasyl ist per se kein Element des Rechtsstaats, sondern wird neben ihm geduldet. Kern des Streits ist folgender Sachverhalt: Als das Dossier-Verfahren beendet war, musste entschieden werden, ob man die Polizei in Kirchenräume schickt und den Sudanesen mit Zwang (und im Zweifel auch mit Gewalt durch Beamte) abführt, oder ob es einen Kompromiss zwischen Kirche und Landrat geben würde.

Bröhr hat eine eindeutige Antwort gegeben. Er wollte abschieben. Polizei rein, Flüchtling raus. Das Integrationsministerium wollte diese Eskalation verhindern, hat eine Weisung erteilt. In der CDU-Fraktion forderte man seit Beginn der Affäre die „konsequente Durchsetzung des Rechtsstaats“. Polizisten will man in der Kirche aber nicht sehen. Zu dieser unlogischen Argumentation hat sie der Landrat geführt. Im Gegensatz zum Effekthascher Bröhr müssen die Landtagsabgeordneten an ihren christlichen Flügel denken. Nutznießer ist ein echter Hardliner. Uwe Junge von der AfD vertritt die konsequente Linie: Kirchenasyl räumen und anschließend ganz abschaffen.

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