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Rheinland-Pfalz

Geflohener Abschiebehäftling: Wie groß sind die Sicherheitslücken im Land?

Von Dietmar Brück
Ein Blick auf die Zellen der Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (GfA) in Ingelheim. Hier zündete Hicham B. seine Matratze an und wurde danach in eine psychiatrische Klinik in Alzey verlegt. Dort wusste man offenbar nicht, wie gefährlich der neue Patient war.  Foto: dpa
Ein Blick auf die Zellen der Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (GfA) in Ingelheim. Hier zündete Hicham B. seine Matratze an und wurde danach in eine psychiatrische Klinik in Alzey verlegt. Dort wusste man offenbar nicht, wie gefährlich der neue Patient war. Foto: dpa

Hicham B. ist kriminell, labil, gefährlich – und auf der Flucht. Der Mann aus Marokko hat damit gedroht, sich umzubringen und andere Menschen mit in den Tod zu reißen, sollte er abgeschoben werden. Doch genau diese Information hatte offenbar die Leitung der Rheinhessen-Fachklinik für Psychiatrie in Alzey nicht, aus der der Abschiebehäftling am 22. Oktober türmte.

Lesezeit: 2 Minuten
Nach Aussage von Gerald Gaß, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, war seiner Einrichtung lediglich bekannt, dass Hicham B. einen Selbstmordversuch verübt hatte. Die Akte beim Amtsgericht Andernach kannte der Klinikchef nicht. Und er hatte auch keine Kenntnis, dass Hicham B. mit einem erweiterten Selbstmord, den man auch Selbstmordanschlag nennen könnte, gedroht hatte. ...
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Kommentar: So verlieren Bürger ihr Vertrauen

Der flüchtige Abschiebehäftling Hicham B. ist ein gefährlicher Mann. Er hat eine Reihe von Straftaten auf dem Kerbholz. Er floh aus allen erdenklichen Einrichtungen, um der Abschiebung zu entgehen. Und er drohte, sich umzubringen und viele Menschen mitzunehmen. Bei einem Fall wie Hicham B. müssten alle Alarmglocken schrillen. Er ist verzweifelt, unberechenbar, voller zerstörerischer Energie. All das ist der Regierung und den Sicherheitsbehörden bekannt.

Dietmar Brück zum Fall des flüchtigen Hicham B.

Dennoch konnte der Mann aus Marokko aus einer psychiatrischen Klinik fliehen. Er musste keinen Tunnel graben oder Löcher in Zäune schneiden. Er türmte ganz banal bei einem Fußballspiel. Zuvor hatte er in Haft im Abschiebegefängnis versucht, sich zu töten, indem er in seiner Zelle eine Matratze anzündete, um am Rauch zu ersticken. Danach kam er in die Klinik. Doch dort erfuhr die Klinikleitung offenbar nicht, wie gefährlich ihr Patient war. Keine Aussage über seine vielen Fluchtversuche und seine Drohungen, heißt es. Eine schier unglaubliche Sicherheitslücke tut sich auf. Nun dürfte ein Schwarze-Peter-Spiel beginnen, das keinem nutzt. Die Bürger schütteln derweil erschüttert die Köpfe und fragen sich, wie es zu dieser hochgefährlichen Panne kommen konnte. Vertrauen weckt sie nicht.

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