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Rheinland-Pfalz

Bahnlärm am Rhein: Warum es jetzt doch keine Alternativtrasse geben wird

Von Carsten Zillmann
Der Lärm im Mittelrheintal macht die Anwohner krank – und nebenbei ärmer. Auch die Immobilienpreise befinden sich im freien Fall. Alle Argumente sind bekannt. Allerdings gelingt es weder den lokalen Bundestagsabgeordneten noch der Landesregierung, Druck auf das Ministerium auszuüben.  Foto: dpa
Der Lärm im Mittelrheintal macht die Anwohner krank – und nebenbei ärmer. Auch die Immobilienpreise befinden sich im freien Fall. Alle Argumente sind bekannt. Allerdings gelingt es weder den lokalen Bundestagsabgeordneten noch der Landesregierung, Druck auf das Ministerium auszuüben. Foto: dpa

Die Güterzüge im Mittelrheintal fahren den Menschen nicht nur durch den Kopf, stellte vor knapp zwei Jahren der Burgenblogger Timo Stein fest: „Der Zug fuhr auf dem Weg dorthin durch Leber, Niere und heizte dreimal über die Gallenblase.“ Als ob das für die Bewohner des vermutlich dröhnendsten Weltkulturerbes der Welt nicht qualvoll genug wäre, donnerte nun auch noch Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann (CDU) über sie und ihre Sehnsüchte hinweg – mit dem Feingefühl eines, nun ja, Güterzugs. Trotz anderslautender Bekundungen: Die Alternativtrasse wird nicht kommen. Eine Analyse.

Lesezeit: 2 Minuten
Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, den Lärm entlang der Rheinstrecke einzudämmen? 2020 wird der berühmteste Euphemismus der Schienentechnologie Pflicht sein. Die „Flüster“-Bremse, die mit 75 Dezibel (entspricht laut Google „Kantinenlärm, Waschmaschine beim Schleudern, Großraumbüro“) quietscht, ist dann für (fast alle) alten Güterzüge Standard. Wesentlich effizienter als eine flüsternde Bremse, die brüllt, ...
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Bürger gegen Bahnlärm: „Jetzt ist es an der Zeit, an einem Strang zu ziehen“

Wird das Nein aus dem Bundesverkehrsministerium zur alternativen Bahntrasse die verschiedenen Interessengruppen und Bürgerinitiativen am Rhein weiter mobilisieren? Darauf hofft Erich Schneider, Sprecher der Interessengemeinschaft gegen Bahnlärm und -erschütterung in Leutesdorf. Er schlägt vor, dass sich alle Betroffenen zwischen Bingen und Bonn jetzt zusammenschließen, um gemeinsam stärker zu sein und mit einer Stimme zu sprechen, die auch in der Bundespolitik nicht mehr zu überhören ist.

Die Leutesdorfer Bahnlärmgegner sind seit Anfang des vergangenen Jahres locker verbunden mit Gleichgesinnten vom Verein zum Schutz gegen Immissionen im Neuwieder Becken, der Bürgerinitiative gegen Bahnlärm im Moseltal, der Interessengemeinschaft gegen Bahnlärm und Erschütterungen Bad Hönningen, der relativ jungen Bürgerinitiative Koblenz gegen Bahnlärm und der agilen Vereinigung „Wir gegen Bahnlärm in der VG Weißenthurm“. Der frühere Ortsbürgermeister Erich Schneider ist der Meinung, dass beides geht: weiterhin am Ort der Initiative arbeiten und die betroffenen Menschen einbinden sowie gleichzeitig in einem starken Verbund für die Lösung der Probleme kämpfen. Und er hofft, dass diese Notwendigkeit nicht nur von Koblenz rheinabwärts, sondern auch rheinaufwärts gesehen wird.

Eben dort hat Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann mit seiner Äußerung, eine Alternativtrasse könne erst dann kommen, wenn sich „das Verkehrsaufkommen des Personen- und Güterverkehrs auf der Schiene im Mittelrheintal deutlich, etwa um den Faktor zehn, über die bis 2030 prognostizierten Zugzahlen hinaus“ erhöhe, ebenfalls Empörung ausgelöst. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn, Willi Pusch aus Kamp-Bornhofen, stimmt Schneider zu: „Das ist eine gute Sache. Jetzt ist es an der Zeit, an einem Strang zu ziehen. Wir wollen alle das Gleiche.“ Seine Initiative, die bis in den Rheingau aktiv ist, sei „auf jeden Fall dabei“.

Unabhängig von der aktuellen Aufregung sind Vertreter von Bürgerinitiativen, Bundes- und Landtagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie kommunale Vertreter für den 25. März zu einem Gespräch im Ratssaal der Verbandsgemeinde Weißenthurm eingeladen. Gastgeber ist dann der Weißenthurmer Bürgermeister Thomas Przybylla. Es bedarf keiner besonderen hellseherischen Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass es bei diesem Termin eine Menge zu besprechen gibt. Michael Stoll

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