Rheinbreitbach

Erst Ikebana – dann kam der Nikolaus

Foto: Profitlich

Immer Anfang Dezember ist es üblich, dass der Nikolaus auch den Obst- und Gartenbauverein (OGV) in Rheinbreitbach besucht. Warum sollte es in diesem Jahr anders sein?

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So trafen sich also gut 80 Mitglieder im Hotel „Villa von Sayn“ und waren auf den Besuch gespannt. Doch vorher, eine Art Vorprogramm, sollte Annelie Wagner ein spannendes Blumenthema demonstrieren: Ikebana.

Dafür hatte sie einige flache Schalen mit Steckkissen und vor allen Dingen viele frische Blumen und auch knorrige Äste mitgebracht. Frau Wagner erzählte ein wenig über die Geschichte der in Japan entstandenen Blumensteckkunst, während ihr erstes Arrangement langsam vor den staunenden Augen des Publikums entstand. Schon im sechsten Jahrhundert brachte man den Gottheiten Opfer in Form von Blumenarrangements. Später übernahmen Samurai und Priester die Tradition, genauso wie Teezeremonie und Kalligrafie. Anfänglich war dies wohl nur den Männern vorbehalten.

Ein Ikebana-Arrangement soll die Natur in den Lebensraum des Menschen bringen, aber auch den Bezug zum Kosmos schaffen. Mit der Zeit entstanden zu dieser traditionellen Blumensteckkunst entsprechende Schulen, die ein bestimmtes Arrangieren vorschreibt. Frau Wagner fühlt sich bei der „Ohara“-Schule am wohlsten, denn dort legt man großen Wert auf Tradition sowie technisch, handwerkliche Fertigkeiten und Kreativität.

Die Gestaltungsformen sind festgelegt und jede Richtung erkennt der Fachmann auf den ersten Blick. Rikka, Chabana, Shoka, Shoka shimputai – um nur einige zu nennen. Beim Moribana-Stil arbeitet man mit Blumenschalen und sie ist bis heute die beliebteste Form des Ikebana. Das erste Gesteck stellte sie nun unter lautem Applaus beiseite, eine andere Schale stand schon bereit. Rosen wurden jetzt auf eine passende Länge geschnitten, auf den sogenannten „Kenzan“ (Blumensteckigel) gesteckt und mit Kieferstengel begleitet. Jeder Schritt und jeder Schnitt wurde bedächtig erklärt, sodass die Zuschauer schon etwas Laune kriegten, es zu Hause einmal selbst zu probieren.

„Das Prinzip für das Ikebana heißt Einfachheit, Harmonie und Rhythmus. Jede Blume, jedes Ästchen hat einen eigenen Charakter. Die richtige Kombination kriegt dann einen Sinn.“ erklärte Frau Wagner. „Auch die verschiedenen Farben haben eine bestimmte Bedeutung und Symbolik und können Gefühle, Launen, Gestalten und Erlebnisse ausdrücken“ führte sie weiter aus und vollendete die nächste Kreation vor dem begeisterten Publikum – ein richtiges Kunstwerk. Außerdem verbergen sich viele Symbole in den Pflanzen. Man spricht davon, dass zum Beispiel die Kombination aus der Kiefer und Rosen, blühende Jugend und Langlebigkeit ausdrückt. Frau Wagner steckte noch weitere Arrangements und bevor sie sich verabschiedete, zeigte sie noch anhand verschiedener Lichtbilder einige Bespiele aus ihrer Schule und Fachveranstaltungen.

Als Kontrast zu Japan erschien nun der Nikolaus. Im stattlichen Ornat eines Bischofs war er ja vielen OGV-Mitgliedern bekannt. Und trotz weißem Rauschebart erkannte man den zweiten Vorsitzenden des Vereins, Norbert Buchbender. So hatte er denn auch ein Buch dabei. Das Goldene Buch mit all seinen Einträgen über die Aktivitäten und Begebenheiten des Vereins. Nun ließ er in Reimform das Jahr Revue passieren und mit seinen „Schäfchen“ war er wohl auch zufrieden. Alle bekamen den Weckmann, der dann genüsslich in geselliger Runde verzehrt wurde.