Weinsheim/Berlin

Winzer fahren zum Rebschnitt nach Berlin

Alphornbläser am Partnerschaftsweinberg blasen den Weinsheimern zum Rebschnitt.
Alphornbläser am Partnerschaftsweinberg blasen den Weinsheimern zum Rebschnitt. Foto: Veranstalter

Großer Empfang für Naheweinkönigin Angelina und ihre Weinsheimer Winzer im Schöneberger Rathaus in Berlin.

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Jedes Jahr fühlen sich Winzer aus der Residenzgemeinde der amtierenden Naheweinkönigin für ein Jahr der Pflege des Partnerschaftsweinberges in Berlin-Tempelhof/Schönberg freundschaftlich verpflichtet. Dieser Weinberg, mit Rieslingreben von der Nahe, wurde 1988 aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen dem Landkreis Bad Kreuznach und dem Berliner Bezirk Schöneberg angelegt.

Die Gruppe auf der großen Weinbergstreppe vor dem Schloss Sanssouci.
Die Gruppe auf der großen Weinbergstreppe vor dem Schloss Sanssouci.
Foto: Veranstalter

Damit die Weinbergsfreunde in Berlin-Schöneberg bei Fragen zur Pflege ihres Weinbergs nicht jedes Jahr immer wieder die gleichen Winzer an der Nahe um Rat und Hilfe bitten müssen, hatte der damalige in Berlin arbeitende Bürochef von Senator Pieroth, Reiner Jäck, eine Idee. Er vereinbarte mit dem Vorsitzenden von Weinland Nahe, Dr. Thomas Höfer, dass sich immer die Winzer aus der Gemeinde für ein Jahr zur Pflege des Berliner Weinbergs partnerschaftlich zur Verfügung stellen, die gerade die Naheweinkönigin stellt. Und das klappt nun schon seit vielen Jahren vorbildlich.

Korrekter Rebschnitt ist wichtig

Wichtig ist hier vor allem immer der fachlich korrekte Rebschnitt. Da die derzeitige amtierende Naheweinkönigin Angelina in Weinsheim lebt, waren diesmal die Weinsheimer Winzer an der Reihe. Zusammen mit ihrer Königin fuhren deshalb 48 Winzer mit zahlreicher Begleitung aus Weinsheim und der Verbandsgemeinde unter Leitung ihres Ortsbürgermeisters, Thomas Fischer nach Berlin. Assistiert wurde er durch seinen Waldböckelheimer Kollegen Helmut Schmitt und einer starken Begleitung aus Waldböckelheim. Damit die Fahrt nicht nur zur reinen Weinbergsarbeit wird, hatte Reiner Jäck, inzwischen ein „Halb-Berliner“ und freiberuflich in Sachen Wein in Berlin tätig, auch für dieses Jahr wieder ein tolles Programm organisiert. Dem Sprichwort folgend, „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ wurde gleich nach der Ankunft in Berlin der Rebschnitt erledigt. Zur Überraschung der Königin und der Weinsheimer erwartete sie im Weinberg eine Gruppe Alphornbläser, die jedoch nicht aus den Alpen kam, sondern von einer Schöneberger Musikschule, die auch eine Gruppe von Alphornbläsern betreut. Der Kommentar einer Weinsheimerin: „In Berlin ist wohl alles möglich“.

Bezirksbürgermeisterin begrüßte die Gäste

Zur Freude und Überraschung der Weinheimer traf auch Landrätin Bettina Dickes im Weinberg ein, um beim Rebschnitt mitzuhelfen. Nach getaner Arbeit erwartete die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler die Gruppe aus dem Partnerlandkreis zu einem Empfang in prächtigen „Goldenen Saal“, dem ehemaligen Sitzungssaal des Berliner Senats, als die Stadt noch geteilt war. Die Bezirksbürgermeisterin bedankte sich nicht nur für die, für ihren Partnerschaftsweinberg so wichtige Arbeit des richtigen Rebschnitts. Sie freute sich vor allem auch über den zahlreichen Besuch aus dem Partnerkreis, angeführt von der Landrätin und der Naheweinkönigin. Natürlich konnte dann auch der Wein aus dem Schöneberger Weinberg gekostet werden.

Absichtlich hatte Reiner Jäck den Termin für den Rebschnitt in den Januar gelegt, damit die Winzer auch einen Besuch auf ihrer „Grünen Woche“ machen können, der nach wie vor weltweit größten Messe für Landwirtschaft und Ernährung. Zum Programm gehörte, wie jedes Jahr, ein Abendessen in der „Alten Pumpe“, einem Industriedenkmal aus vergangenen Zeiten, als in Berlin die Abwässer noch durch viele große Pumpwerke an den Stadtrand, auf die sogenannten „Rieselfelder“ gepumpt wurden. Ein weiteres Highlight war der Besuch im Bundeskanzleramt, eine große Kaffeetafel im 208 Meter hohen Restaurant auf dem Fernsehturm am Alexanderplatz und natürlich auch eine ausgedehnte Stadtrundfahrt. Den Abschluss bildete schließlich noch ein Stippvisite nach Potsdam, in die großartigen Gärten und Parks von Sanssouci und hier natürlich auch zum Grab von Friedrich dem Großen, dem „Alten Fritz“. Auf dessen Grab lagen noch prächtige Blumengebinde und Kartoffeln; denn wenige Tage vorher war gerade sein Geburtstag, der immer noch viele Anhänger zum Besuch seines Grabes bewegt.