Bad Kreuznach

„Unser Wald im Klimastress“ – Veranstaltung findet mit dem Förster und Autor Claus-Andreas Lessander statt

Während der Dürre in den Jahren 2018 und 2019 sind in Deutschland auf einer Fläche von circa 180.000 Hektar die Waldbäume abgestorben. Wie ernst ist die Situation? Steht die Existenz auch unserer Wälder auf dem Spiel?

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Wie sind die Prognosen der Forstwissenschaftler zur weiteren Entwicklung? Wie ist die Situation hier in unserer näheren Umgebung, im Nahe-Hunsrück-Raum? Kann man etwas tun? Um diese Fragen zu beantworten, sind auf Einladung des Ortverbandes Bündnis 90/Die Grünen Bad Kreuznach gut 40 Teilnehmer zu der Veranstaltung gekommen.

„Es gibt nur ein Waldsterben, und zwar das, das wir Menschen verursachen,“ sagte Förster Claus-Andreas Lessander zu Beginn seines Vortrages. Er erinnerte an das Solling-Projekt, das erste interdisziplinäre Programm Deutschlands zur Ökosystemforschung. Die Datenerhebung von Prof. Heinz Ellenberg im deutschen Mittelgebirge Solling belegte in den sechziger Jahren einen erheblichen Einfluss menschlicher Tätigkeit. Die langjährigen Auswertungen lieferten Erkenntnisse über die Wirkung von saurem Regen auf die Bodenfruchtbarkeit und weitere Ursachen und Zusammenhänge mit den heute als neuartige Waldschäden benannten Phänomenen. Dieses Projekt hat die Bereitschaft der Menschen zum nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wald positiv geändert.

Förster Lessander berichtete auch über die Zerstörung des Waldes im Jahr 1990 durch die Orkane Vivian und Wiebke. Sie verursachten nacheinander im Soonwald großen Schaden, und zerstörten die Fichten-Monokultur fast komplett. Rund eine Million Kubikmeter Schadholz liegen am Boden. Rund um den Soonwald haben die Mischwälder die Orkane besser überlebt. Seitdem wird versucht, im Wald mehrere Baumarten zu integrieren und mit den Rahmenbedingungen der hiesigen Natur zu arbeiten. Dies ist das Motto von uns Förstern, nämlich „mit der Natur arbeiten und nicht gegen sie“, so Förster Lessander.

Auch in Rheinland-Pfalz waren die Folgen des Klimawandels im Wald spürbar. Die Schäden haben durch die Dürren von 2018 und 2019 fast alle Baumarten erfasst. Wie sieht es aus mit dem Kreuznacher Stadtwald? Der Kreuznacher Wald ist im Vergleich zu anderen Wäldern steil und trocken. Mehr als drei Viertel des Waldes sind mit geringem Wasser versorgt. Der Wald ist mit etwa 40 heimischen Baumarten gut gerüstet. „Diese können besser die Trockenheit verkraften,“ so Lessander.

In seinem Fazit richtete Förster Lessander einen Appell an die Teilnehmer: „Der Wald kann helfen, den Klimawandel zu stoppen. Das alles wird aber nichts nutzen, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen, das heißt nachhaltig mit Ressourcen umgehen.“

Nach dem Vortrag fand eine lebhafte und sehr informative Diskussion statt. Diese Veranstaltung ist die zweite in der Reihe „Klimaschutz in der Kommune“, die das Bündnis 90/Die Grünen seit Oktober 2019 organisieren. Die nächste Veranstaltung über „Lichtverschmutzung“ wird voraussichtlich im März stattfinden.

Bericht von: Paul Nghan und Günter Sichau