Bad Kreuznach

Schüler gegen Cybermobbing – Unterricht mal anders

Medienscouts der BBS TGHS zeigen auf spielerische Art und Weise, wie man aktiv gegen diese Attacken vorgehen kann.

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Der Fall der 15-jährigen kanadischen Schülerin Amanda Todd, die Opfer von Cybermobbing wurde und Suizid als letzten Ausweg sah, schockierte 2012 die ganze Welt, weil sie ihre Geschichte zuvor in Form eines Videos veröffentlicht hatte. Doch Cybermobbing, also das gezielte Bloßstellen, Beleidigen und Demütigen eines Menschen durch andere Menschen via Handy und Internet über einen längeren Zeitraum, ist seither nicht passé. Vielmehr hat sich die Situation durch den nahezu unbeschränkten Zugang zum Internet noch verschärft, denn laut der aktuellen JIM-Studie besaßen im Jahr 2017 97 Prozent aller Jugendlichen ein Smartphone.

Ein unbedachter post, eine Eigenart oder eine unkonventionelle Handlung können bereits Auslöser für Cybermobbing-Attacken sein, die somit jeden treffen können. Auch kann nahezu jeder zum Täter werden, was durch die Anonymität des Internets, welche die Hemmschwelle senkt, begünstigt wird. Doch, dass durch verbale Übergriffe wirklich Menschen verletzt werden, ist vielen Täter entweder nicht bewusst oder sie nehmen dies billigend in Kauf. „Ist doch lustig“, so lautet das Motto. Natürlich enden nur die wenigsten Fälle im Selbstmord. Cybermobbing geschieht oft im Verborgenen. Viele Geschädigte vertrauen sich aus Scham niemandem an und versuchen der Situation alleine zu entfliehen, was oftmals scheitert.

Damit Geschädigte nicht zu Opfern werden und der nette Schüler von nebenan nicht zum Täter mutiert, gibt es an der BBS TGHS speziell ausgebildete Schüler, die sogenannten Medienscouts, die Verantwortung für die schulinterne Medienarbeit übernehmen, indem sie als ebenbürtige Ansprechpartner bei akuten Problemen im Kontext der Neuen Medien fungieren und auf Augenhöhe Präventionsschulungen anbieten. Dies hat im Vergleich zur herkömmlichen Medienerziehung durch Lehrer den Vorteil, dass wichtige Inhalte und Ziele glaubwürdiger auf Schüler wirken.

Dies haben auch in diesem Jahr wieder die Schülerrückmeldungen bestätigt. Insgesamt wurden fünf Klassen zum Thema Cybermobbing geschult. Dabei brachten insbesondere die neuen Medienscouts der Höheren Berufsfachschule Sozialwesen schülernahe Ideen ein. So standen nicht nur Informationen zum Thema auf der Tagesordnung, sondern auch ein Quiz mit Gewinnchancen, ein emotionales Video sowie Spiele. Diese Angebote waren dazu geeignet, Empathie für Geschädigte zu entwickeln, eigene Ideen zu entfalten, um aktiv gegen Cybermobbing vorzugehen, und sich über die strafrechtlichen Konsequenzen für die Täter bewusst zu werden.

Auch im nächsten Schuljahr wird die Medienarbeit an der BBS TGHS mit der dritten Medienscout-Generation weitergehen. J. Simon