Stegskopf

Soldaten und zivile Mitarbeiter des ehemaligen Truppenübungsplatzes Daaden veranstalten fünftes Jahrestreffen

Foto: privat

Mehr als 30 Teilnehmer hatten sich eingefunden, um Gemeinschaft zu pflegen, Erinnerungen auszutauschen, aber auch die derzeitige Situation an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte, aus ihrer Sicht, kritisch „unter die Lupe“ zu nehmen.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Der Organisator der bisherigen Treffen Oberstabsfeldwebel a.D. Armin Wilhelm und die Teilnehmer freuten sich über die Anwesenheit zweier früherer Kommandanten und Standortältesten des ehemaligen Truppenübungsplatzes Daaden, in persona von Oberstleutnant Günter Walter und Oberstleutnant Gerhard Schmitt. Mit Forstamtmann Ernst Nockelmann war der Förster anwesend, der sich über 40 Jahre hinweg um den Forst am Stegskopf verdient machte. Seiner Schaffenskraft und der seiner Männer, wie auch der des verstorbenen Ingo Stitz der ebenfalls über 40 Jahre, seitens der Wehrverwaltung, für die Geländebetreuung zuständig war und dessen Mannschaft ist unter anderem die Renaturierung des „Derscher Geschwämms“ zu verdanken und maßgeblich der Erhalt der einmaligen Kulturlandschaft dort oben, am Hausberg der umliegenden zwölf Gemeinden, dem Stegskopf (654,5 Meter), der zweithöchsten Erhebung des Westerwaldes, nach der Fuchskaute (656,5 Meter).

Als lebensältester Teilnehmer und ein Mann der ersten Stunden am Stegskopf, war der im 91. Lebensjahr stehende Heinz Pfeiffer, aus der ehemaligen Platzrandgemeinde Derschen, anwesend. Mit den vielen Jahrzehnten, die er am Stegskopf tätig war, schreibt er ein Stück Geschichte und nimmt regelmäßig einen besonderen Platz unter den Anwesenden ein. Oberstleutnant Gerhard Schmitt ging, als fachlich versierter, auf die derzeitige, für die umliegende Bevölkerung, mehr denn unbefriedigende Sicherheitssituation am Stegskopf ein. Gerne erinnert man sich zu diesen Treffen an das rege Treiben, welches in früheren Zeiten am Stegskopf stattfand und geschichtlich, unter anderem in der Chronik „Rund um den Stegskopf“ dokumentiert ist. Bis 1440 schmiegten sich von Backofen, bis Kühfelderstein, fünf wüst gegangene Dörfer, in um die 600 Meter Höhenlage, an den Stegskopf; die Zeiten als die Aussichtstürme beginnend, um 1880, errichtet und mit der schönsten Aussicht Westdeutschlands gelobt wurden, ihre Signale reichten unter anderem selbst bis zum Siebengebirge, wo das frühere Signalnetz auf einer Metallplatte in einer Wand der Burgruine Löwenburg, noch heute zu sehen ist; als dort die erste Skihütte Westdeutschlands, die Siegfried-Hütte (1913) errichtet wurde und eine Sprungschanze, wie Rodelbahn (1914) sowie die später errichtete Neuwieder Skihütte.

Die Arbeiter der Arbeitsdienste, der Braunkohlegrube, des Quarzit-Mahlwerks, die der Steinbrüche, die der Torfstecher am Geschwämm, die Bauern und Schäfer nicht zu vergessen die Soldaten und zivilen Mitarbeiter der dort stationierten Dienststellen. Französiche Soldaten als Besatzungsmacht, die Nutzung des Lagers als Kinderheim für französische Ferienkinder aus dem Raum Paris, die in Pullmannwagen über die hierher verlegte Bahnlinie ihr Ferienziel erreichten. Hochgerechnet übten, über die Jahrzehnte hinweg etwa 50 Millionen Soldaten am Stegskopf; sprich 100 Millionen Füße waren dort im Gelände unterwegs. Es gab Sternwandergruppen mit tausenden von Teilnehmern, die sich an der Siegfried-Hütte trafen. Ungeachtet des vielfältigen Treibens „Rund um den Stegskopf“ entwickelte und erhielt sich eine besondere Fauna und Flora; der Birkhahn balzte noch bis gegen Ende der 1930er Jahre am Stegskopf und Forstamtmann Ernst Nockelmann war es vergönnt, im Jahre 1989, den ersten Rothirsch am Stegskopf, einen Zehn-Ender, zu erlegen.

Eine breite Palette der Zusammenarbeit fand als eine zivil-militärische, mit Politikern, wie Mandatsträgern der Umgebung, dem Bundeskriminalamt, der Firma Nobel, mit den Feuerwehren der Umgebung und vielen mehr statt. Es gab „Tage der Offenen Tür“ und Wohltätigkeitskonzerte, es fanden Fuchsjagden statt, wie auch das legendäre Six-Days Motorradgeländerennen, welches hier oben ausgetragen wurde. Und auch auf manch harten Winter, mit seinen vielfältigen Herausforderungen, wurde zurückgedacht. An all dieses erinnert man sich immer noch gerne; waren es doch viele Menschen aus den umliegenden Dörfern, die hier oben, auf ihrem Hausberg, über Jahrzehnte hinweg „Arbeit und Lohn“ fanden und deren Geschichte und die ihrer Vorfahren seit Jahrhunderten bereits unwandelbar mit dem Stegskopf verbunden sind.

Einstimmig wurde ein nächstes Treffen befürwortet und auf den 11. November 2020 festgelegt. In den kommenden Jahren hofft man darauf, dass sich die derzeitigen Zustände am Stegskopf ändern und sich die Möglichkeit bietet, wiederum an der jahrzehntelangen Wirkungsstätte die Treffen durchzuführen. Denn hier oben leistete man zur Zeit des „Kalten Krieges“ und auch während und nach der Wiedervereinigung, einen wesentlichen Beitrag für die Sicherheit Deutschlands.