Siegen

Pflege – ein Berufsbild im Wandel

Krankenpflegekurs setzte sich mit Vergangenheit auseinander.

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Pflege aus Überzeugung – heute wie zu „Omas Zeiten“? Mit genau dieser Frage beschäftigte sich der Krankenpflegekurs 16/19 des Kreisklinikums Siegen im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Auch in diesem Jahr besuchten die Teilnehmer im Zuge der Unterrichtseinheit „Geschichte der Pflegeberufe“ die Gedenkstätte für Euthanasieopfer in Hadamar. Die erlebte Geschichte und die ausgelöste Betroffenheit über die dort stattgefundenen Euthanasiemaßnahmen, vor allem aber die Rolle der Pflege in den Einrichtungen der „T4-Aktion“ im Nationalsozialismus bewegte die Auszubildenden dazu, sich intensiver mit dieser Thematik auseinander zu setzen.

Auf der Suche nach Zeitzeugen stieß der Kurs auf Traute Fries vom Aktiven Museum Südwestfalen, die stellvertretend für ihre Eltern die Geschichte und ihre eigenen Erkenntnisse an Interessierte weitergibt. Während ihres alternativen Stadtrundgangs im Bereich Weidenau und der Siegener Oberstadt entlang der verlegten Stolpersteine vor den letzten offiziell gemeldeten Wohnorten ließ sie weitere Schicksale aufleben. Bei der Auseinandersetzung mit der Thematik „Pflege im Nationalsozialismus“ wurde deutlich, welchen Wandel die Rolle der Pflege im Laufe der Zeit erfahren hat. Die Pflege zur Zeit des Nationalsozialismus stellte ein sehr ambivalentes Berufsbild dar. Einerseits waren die Schwestern mit der Versorgung kranker und verwundeter Menschen beschäftigt, andererseits ließen sie Menschen in den Tötungsanstalten verhungern oder gaben ihnen tödliche Medikamente ohne dies zu hinterfragen. Heutzutage stehen neben den pflegerischen Kernaufgaben rehabilitative und integrative Anteile im Mittelpunkt der Versorgung, unabhängig von der sozialen und kulturellen Herkunft.

„Für die Auszubildenden war die Projektarbeit eine besondere Erfahrung“, erzählt Jens Eckardt, Kursleiter und Begleiter des Projekts. „Den Auszubildenden ist bewusst geworden, wie stark sich die Pflege über die letzten Generationen gewandelt hat. Sie hat ein erweitertes Aufgabenspektrum entwickelt und eine viel größere Bedeutung für die Gesellschaft erlangt.“