Niederfell

Zahlreiche Interessierte bei Ausstellungseröffnung „Gegen das Vergessen!“

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Foto: Melanie Schröder

Joachim Hennig hält einen Vortrag anlässlich der Veranstaltung zum 80. Jahrestag der Deportationen von Bewohnerinnen aus dem Herz-Jesu-Haus Kühr.

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Mit einer Ausstellungseröffnung und einem Vortrag von Joachim Hennig wurde im Herz-Jesu-Haus Kühr der 150 Bewohnerinnen gedacht, die am 6., 7. und 8. Mai 1943 vom nationalsozialistischen Regime in Anstalten nach Klagenfurt, Stadtroda und Altscherbitz „verlegt“ und dort zumeist getötet wurden. Joachim Hennig, ehemaliger Richter und seit vielen Jahren im Förderverein Mahnmal Koblenz aktiv, stellte in seinem Vortrag die geschichtlichen Zusammenhänge dar. Im Rahmen der Zerstörungen durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, insbesondere im Rheinland, waren auch „Heil- und Pflegeanstalten“, wie sie damals hießen, im Rheinland betroffen. Der menschenverachtenden Ideologie folgend, mussten die Anstalten, die geistig und psychisch behinderte Menschen betreuten, als erste „geräumt“ werden.

Besonders beeindruckend waren die Ergebnisse der Recherche, die biographische Skizzen von 18 Mädchen und Frauen möglich machten: „Mathilde Hart beispielsweise wurde nach Klagenfurt 'verlegt'. Dort wurde sie als Arbeitskraft zum Strümpfestopfen oder bei der Pflege anderer Bewohnerinnen eingesetzt. Ihr Verhängnis wurde eine Postkarte, die sie an Verwandte schrieb und in der sie berichtete, dass viele Pfleglinge sterben mussten. Die Karte kam zurück, da die Adresse unleserlich war. Daraufhin wurde Mathilde sofort in die für Tötungen vorgesehene Wäscheablagekammer gebracht und getötet. Sie wusste, was ihr drohte und sagte weinend: 'Ich weiß, ich muss sterben. Ich muss in die Ewigkeit gehen'.“

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Foto: Melanie Schröder

Geschäftsführerin Claudia Schönershoven begrüßte fast 80 Interessierte und bedankte sich bei Joachim Hennig, der das schreckliche Geschehen erstmals systematisch aufgearbeitet hat. „Dieses dunkle Kapitel ist ein kurzer, aber wichtiger Abschnitt in unserer 150-jährigen Geschichte. Wir wollen erinnern und mahnen und uns stark dafür machen, dass so etwas Schreckliches nie mehr geschehen kann und Menschen mit Behinderung gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilhaben können!“, erklärte sie.

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Pforte im Herz-Jesu-Haus in Niederfell (werktags von 7.30 bis 18.30 Uhr) bis Ende Juni zu besichtigen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Fördervereins Mahnmal Koblenz unter www.mahnmalkoblenz.de sowie auf der Internetseite des Herz-Jesu-Hauses unter www.herz-jesu-haus.de

Pressemitteilung: Herz-Jesu-Haus Kühr