Koblenz

Wer kennt sich mit europäischen Osterbräuchen aus?

Foto: Pulse of Europe

Pulse of Europe (PoE) belohnt Gewinner mit Karten fürs Ostervarieté. Die Begeisterung für den Brexit sinkt bei den Engländern.

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Mit europa-farbenen Ostereiern, Ansteckern und Europaaufklebern haben zwei Aktivisten Passanten zur Osterfeier von Pulse of Europe gelockt. So wie Ostern ein Fest der Freude ist, so freuen sich auch engagierte Europäer über den friedlichen Zusammenschluss der 28 EU-Länder, der uns seit 70 Jahren Frieden beschert hat. Damit das so bleibt, demonstrieren wir für die Vielfalt und den Zusammenhalt selbst an so einem Feiertag, denn der 1. April war unser traditioneller 1. Demo-Sonntag im Monat. Obwohl viele Europafreunde einige Ferientage auswärts verbrachten, kamen genügend ständige Unterstützer und durch die engagiert Werbenden angelockte Besucher zusammen, um fröhliche europäische Ostern mitzufeiern.

Dieses Mal wurden sehr unterschiedliche Osterbräuche aus zwölf Mitgliedsländern der Europäischen Union von spontan dazu aufgeforderten Teilnehmer vorgeführt. Das war eine sehr lustige Angelegenheit. Wer die höchste Anzahl von Ländern erraten konnte, gewann zwei Tickets für das Fest-Varieté des Café Hahn am Ostermontag. Ein Freiwilliger hämmerte Nägel in ein Brett. Schwer zu erraten, in welchem Land dieser Brauch heute noch lebt. Er soll wohl an den christlichen Ursprung, also an Karfreitag erinnern. Griechenland war die Lösung.

Andere Sitten muteten auf den ersten Blick eher unösterlich an: Punkten konnte zum Beispiel der Europaabgeordnete, Norbert Neuser, mit seinem Wissen über das „Parfüm-Spritzing“ in Ungarn, da er Ostern schon mal in der Partnerstadt von Boppard, in Keszthely zu Besuch war. Die Stadt liegt in der Nähe des wunderbaren Balaton- beziehungsweise Plattensees, eines beliebten Ferienziels auch von Deutschen. So konnte er auch gleich die Hintergründe für den Brauch erklären, in dem es darum geht, dass junge unverheiratete Mädchen „frisch“ und vielleicht auch „fruchtbar“ gemacht werden sollen.

Für Bulgarien dagegen haben sich zwei Teilnehmerinnen gegenseitig mit bunten Ostereiern beworfen – aus unserer Sicht etwas abstrus. Da steht ein Wettbewerbsgedanke im Vordergrund. Ganz im Norden, in skandinavischen Ländern blieb es dem Demonstranten vorbehalten, sich Personen auszusuchen, um sie mit einem Frühlingsreisig (leicht) zu schlagen. So sollen wohl böse Kräfte aus jemandem „ausgeschlagen“ werden. Dabei könnten wir auch an früher übliche Teufelsaustreibungen erinnert werden. Unsere jüngste konstante PoE-Teilnehmerin, Johanna Houben, überraschte uns mit einem Purzelbaum, der sehr schwer zu verorten war. Er kommt aus Wales, also einem Teil Großbritanniens.

Damit waren wir bei einem anderen Thema unserer April-Demo angelangt. Bei der Vorstellung des bisher weiterhin „flüchtigen“ EU-Mitglieds England. Peter Babnik berichtete, dort sei mittlerweile in einem Parlaments-Gutachten in drei verschiedenen Szenarien festgestellt worden , dass die Wirtschaftsleistung des Landes sinken wird, mindestens um gut ein Prozent, im schlechtesten Fall um gut sieben Prozent. Die Bevölkerung, die vor einem Jahr mit circa 52 Prozent für den Brexit gestimmt hat, kam mehrheitlich aus England. Schotten und Nordiren haben für sich gesehen, für den Verbleib in der europäischen Union gestimmt. Aber nach neuesten Umfragen sind die Briten insgesamt nur noch zu circa 42 Prozent für den Brexit.

So denken manche bei Pulse of Europe, dass ein Austritt Großbritanniens, der am 1. April 2019 voll in Kraft tritt, der übelste Aprilscherz wäre, den Europa in den ersten 20 Jahren dieses Jahrhunderts erleben könnte. Daher wurde dann auch von allen mit Verve das von Jutta Lange getextete No-Brexit-Lied gesungen, das auf die Melodie von dem in England beliebten Lied „My bonnie is over the ocean“, zu singen ist. Großbritannien wird darin auffordert, umzukehren und bei Europa zu bleiben.

Andererseits machte Hape Etzold, einer der Initiatoren von PoE Koblenz, deutlich, dass die Zeit, in der England sich mit Austrittsgedanken trägt, von Europa zur Vertiefung der Verteidigungsgemeinschaft genutzt wird. Auch wenn er kein Freund von Militär sei, so müsse man doch konstatieren, dass es sehr viel Geld sparen wird, wenn alle Länder nur noch ein Waffensystem haben anstatt jetzt zig verschiedene. Eine stärkere Verteidigungsbereitschaft und Einsatzfähigkeit ist zum Beispiel eine von den baltischen Staaten und von Polen heiß herbei gesehnte Leistung zum Schutz vor russischen Provokationen und Bedrohungen.

Abschließend zum Gewinner der Rätsel um die Osterbräuche: Es war eine sehr schöne Geste, dass ein deutscher Senior, der gleich viele Fragen richtig beantwortet hatte wie ein französischer Student, hin ging und diesem seine Punkte schenkte, so dass Europa in dieser Geste auf das Schönste sichtbar wurde. Dieser Franzose war nicht der einzige Teilnehmer aus Frankreich. Sogar Briten waren mit dabei – und waren dezidiert gegen den Brexit – alles in allem ein schönes Osterfest für PoE.