Koblenz

Vereinsarchiv der Sängervereinigung 1892 Koblenz-Metternich wurde dem Stadtarchiv Koblenz übergeben

Das Foto zeigt Dr. Petra Weiß und Bernd Geil mit den in Archivboxen verpackten Vereinsunterlagen.
Das Foto zeigt Dr. Petra Weiß und Bernd Geil mit den in Archivboxen verpackten Vereinsunterlagen. Foto: Stadtarchiv Koblenz

Das Stadtarchiv Koblenz durfte sich freuen: Die stellvertretende Leiterin, Dr. Petra Weiß, nahm von ihrem Archivkollegen Bernd Geil das komplette Vereinsarchiv der ehemaligen Sängervereinigung Koblenz-Metternich entgegen.

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Der 1892 gegründete Männerchor löste sich 2016 aus Mangel an Nachwuchs auf. Vereinsarchivar und Notenwart Bernd Geil, der 31 Jahre mitsang, hat inzwischen sein Hobby zum Beruf gemacht: Als Leiter des Stadtarchivs von Lahnstein weiß er, wie wertvoll Ergänzungen dieser Art für Kommunalarchive sind, denn die Vereine sind wichtige Kulturträger der Stadtteile. So war es ihm ein besonderes Anliegen, in seiner Freizeit die vollständig erhaltenen Unterlagen des Vereins zu sichten, zu bewerten, zu ordnen und zu verzeichnen. So dokumentiert der Nachlass nun in zehn Archivboxen 124 Jahre Vereinsgeschichte. Viele Höhen und Tiefen hatte der Verein durchgemacht. Eigentlich waren es zwei Vereine, die 1892 (MGV Liederkranz) bzw. 1902 (MGV Liedertafel) in Metternich parallel zueinander entstanden und deren Sänger sich 1946, nachdem viele Sänger im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten, zur Sängervereinigung zusammenschlossen. In den 1950er und 1960er Jahren war der Chor sehr stark und erfolgreich und heimste auch überregional viele Preise ein. In den 1990er Jahren schlossen sich die Sänger des Eisenbahnergesangvereins Koblenz und des MGV Cäcilia Bubenheim an. Doch zuletzt hatte der gesamte Chor nur noch 18 aktive Sänger. Chorleiter Werner Göbel, der den Chor 26 Jahre dirigierte, musste aus gesundheitlichen Gründen zum Jahresende 2016 kündigen und so nahmen die Sänger dies zum Anlass, die Notenblätter für immer ad acta zu legen. Zwei Wochen zuvor fand der letzte öffentliche Auftritt im Metternicher Theresiahaus statt. Dieses Ortspflegehaus entstand aus einer großen Spendenaktion, die die Sänger anlässlich ihrer 100-Jahrfeier 1992 unter Leitung ihres damaligen Vorsitzenden Dr. Franz-Josef Feldhaus starteten. Zusätzlich wurde die seit 1923 bestehende vereinseigene Sterbekasse aufgelöst. Aus diesen Mitteln und in Eigenleistung der Mitglieder der Sängervereinigung wurde ein Wohngebäude in der Trierer Straße zum Ortspflegehaus mit 13 Betten umgebaut. Im Mai 1994 konnte Eröffnung gefeiert werden. 1997 wurde aus Platzgründen ein neues Gebäude mit 27 Betten für die Kurz- und Langzeitpflege In der Weglänge bezogen, das inzwischen mehrmals erweitert wurde und heute unter anderer Trägerschaft steht. Eine andere Tradition war das beliebte Krebbelchensfest, zu dem die Sänger und ihre Frauen von 1983 bis 2010 insgesamt 28 Mal auf den Schulhof einluden. Musikalischer Höhepunkt der letzten Jahre bildete der erfolgreiche Auftritt auf der Bundesgartenschau 2011. Auf der großen Bühne in der Festung Ehrenbreitstein traten die Metternicher Sänger gemeinsam mit den rechtsrheinischen Männerchören von Chorleiter Werner Göbel auf.

Die Sängervereinigung Metternich hat 2016 den Kampf um das musikalische Überleben verloren. Über zwölf Jahrzehnte war sie der musikalische Kulturträger im zweitgrößten Koblenzer Stadtteil. Neben den Auftritten beim Kreischorverband und bei befreundeten Chören waren es immer wieder die kleinen Ständchen, mit denen der Chor die Metternicher Veranstaltungen bereichert hatte, unter anderem im Haus Eulenhorst, bei den Schützen, in den beiden Pfarrkirchen oder auf der Kirmes. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Mai 2016 wurde einstimmig die Vereinsauflösung beschlossen. Die Protokollbücher wandern nun ins Stadtarchiv Koblenz, alles Sammlungsgut hat seinen Ehrenplatz in einem Vitrinenschrank im Theresiahaus gefunden. Das bare Vermögen floss nach der Liquidation satzungsgemäß der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Koblenz-Metternich zu. Noch heute treffen sich die ehemaligen Sänger wöchentlich in ihrer Stammkneipe.