Mülheim-Kärlich

Schüler führten Diskussion über Uploadfilter und Plastikmüllverbot

Der Europaabgeordnete Werner Langen war zu Gast im Mittelrhein-Gymnasium.

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Eine Woche nach Verleihung des Zertifikats „Europaschule des Landes Rheinland-Pfalz“ an das Mittelrhein-Gymnasium und drei Tage nach der Verabschiedung der Urheberrechtsschutzrichtlinie durch das Europäische Parlament (Artikel 13) besuchte kürzlich Werner Langen als Abgeordneter des Europaparlaments das Mülheim-Kärlicher Gymnasium. Damit war eine lebendige und streckenweise kontroverse Diskussion mit Schülern des Sozialkunde-Leistungskurses der Jahrgangsstufe zwölf und einem Sozialkunde-Grundkurs aus der elf vorprogrammiert.

Die als Podiumsdiskussion angelegte Veranstaltung hatten die Schüler im Unterricht vorbereitet. Nach „Aufwärmung“ mit Überraschungsfragen („Was würden Sie Theresa May bei einem Abendessen sagen?“) folgte die Vorstellung der Vita des rheinland-pfälzischen Vertreters in Brüssel, der nach einer 25-jährigen Abgeordnetentätigkeit aus Altergründen bei der kommenden Wahl zum Europäischen Parlament nicht mehr kandidiert. Auf Fragen zu seiner Motivation, Politiker zu werden, gab das aus einer Winzerfamilie stammende CDU-Mitglied ebenfalls Einblicke in seine Jugend in einer Moselgemeinde.

Als die beiden Moderatoren Nadja Rösch und Maximilian Globisch (MSS zwölf Sk) dann zum Thema Europäische Urheberrechtsschutzrichtlinie überleiteten, wurde schnell deutlich, dass Politik auch Abgleich und Ringen unterschiedlicher Standpunkte und Interessen ist. „Verlieren kleine Internetplattformen, die sich eigene Uploadfilter nicht leisten können, ihre Existenz?“ „Erfolgt durch Uploadfilter eine möglicherweise willkürliche und sachfremde Blockade von Inhalten, die vielleicht gerade zu einer erwünschten kritischen Auseinandersetzung der Leser auffordern oder aber vielleicht nur ironisch gemeint sind?“ Oder: „Kann Urheberrechtsschutz im Netz angesichts der Masse des zu prüfenden Materials ohne diese mechanisch wirkenden Filter funktionieren, wiewohl die europäische Richtlinie sie bewusst nicht erwähnt?“ Komplexe Fragen, die die mit dem Internet aufgewachsenen Schüler des Leistungskurses zuvor inhaltlich erarbeitet hatten, und die sie mit großem persönlichen Engagement vortrugen. Herr Langen, der im Brüssel Parlament für die umstrittene Richtlinie gestimmt hatte, betonte hingegen die Verantwortung der Politik, die großen Internetkonzerne, die viel Geld mit den hochgeladenen Inhalten verdienten, zur Zahlung an die Künstler und Autoren der Inhalte zu verpflichten. Nur so könnten auch deren Rechte gewahrt werden.

Wie in der richtigen Politik ging es dabei recht emotional zu, riefen die Moderatoren zum Ausredenlassen und zur Begrenzung der Redezeit auf. Obwohl entfernt von einem Konsens mussten die beiden Moderatoren die Diskussion zum Artikel 13, wie er umgangssprachlich genannt wird, dennoch energisch abbrechen, damit auch andere Themen noch zur Sprache kommen konnten.

So berichtete Langen passend zum aktuellen Unterrichtsthema des zwölfer Leistungskurses „Verbändeeinfluss und Lobbyismus“ anschließend von seinen Erfahrungen und den komplexen Abwägungen angesichts ganz unterschiedlicher Interessen, beispielsweise beim Verbot von Plastikmüll. Natürlich kam auch der Brexit noch zu Sprache, so dass Sozialkundelehrer Axel Eisbrenner nach den 90 Minuten sichtlich zufrieden war: „So komplex und zugleich spannend kann Politik sein. Noch realitätsnäher geht es nicht.“ Auch Lena Schüller (MSS zwölf Sk) zeigte sich beeindruckt: „Das war Europa zum Anfassen.“ Fazit: Ein guter Auftakt für die frischgebackene „Europaschule“.