Koblenz

Schauspieler las aus Autobiografie des Holocaust-Überlebenden am Max-von-Laue-Gymnasium

Foto: Max-von-Laue-Gymnasium

Eine außergewöhnlich bewegende Veranstaltung fand kürzlich in der Aula des Max-von-Laue-Gymnasiums statt.

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Der Schauspieler Thomas Darchinger las aus der Autobiografie „Das andere Leben“ des Holocaust-Überlebenden Solly Ganor vor, musikalisch begleitet von Wolfgang Lackerschmid am Vibrafon. Das Publikum, vorwiegend Schüler aus den Jahrgangsstufen acht bis zwölf, waren von der Atmosphäre, die das Live-Hörspiel erzeugte, beeindruckt. „Dass das Erzählte wirklich passiert ist, ist unvorstellbar“, so der Kommentar von Schülern einer neunten Klasse.

Bevor Darchinger die ersten Textpassagen vortrug, bettete er die Autobiografie in den historischen Kontext ein, verbunden mit einer deutlichen Warnung vor Demagogen, die mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen und „alternativen Fakten“ in Zeiten der Angst verführen wollen und Sehnsüchte „nach einem starken Mann“ bedienen. Er wies darauf hin, dass es Hitler und der NSDAP im Jahre 1933 in kurzer Zeit gelungen sei, die Demokratie in eine Diktatur zu verwandeln, in der die Gewalt geherrscht habe und die Freiheit verloren gegangen sei. Mit dem perfiden Trick vieler Diktatoren, nämlich den Unmut auf einen Feind zu lenken, der an allem schuld ist, seien die Juden zum Sündenbock erklärt worden. Die nun folgende Lesung veranschaulichte auf beklemmende Weise, welche Folgen diese menschenverachtende Ideologie zeitigte, anhand der Lebensgeschichte des aus Litauen stammenden Jugendlichen Solly Ganor.

Foto: Max-von-Laue-Gymnasium

Schwer zu ertragen sind die Beschreibungen der menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen im Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, wohin der Jugendliche im Viehwaggon verfrachtet wird. Noch beklemmender wirken die Schilderungen der sadistischen Grausamkeiten des deutschen Wachpersonals: Solly Ganor muss miterleben, wie sein Lehrer grundlos erschossen wird, er verliert seinen Freund, der wegen einer Lappalie bestraft und von flüssigem Beton lebendig begraben wird. Die Zuhörer atmen gewissermaßen auf, als Ganor auf einem Todesmarsch der Gefangenen Richtung Alpen von amerikanischen Soldaten endlich befreit wird, mit den Worten: „You’re free kid, you’re free!“

Man hätte während der knapp anderthalbstündigen Veranstaltung eine Stecknadel fallen hören können, so gebannt verfolgte das Publikum den Vortrag. Am Schluss ergriff Darchinger die Gelegenheit, an die Schülerschaft zu appellieren, unsere Demokratie zu verteidigen, auch wenn diese keine Garantie auf ein perfektes Leben biete und manchmal unbequem sei. Er warnte eindrücklich davor, eine Diktatur als „etwas Cooles, etwas Lässiges“ zu verstehen. Sein eindrückliches Plädoyer dafür, Informationen genau zu prüfen, einander zuzuhören und Toleranz zu entwickeln, beendete der Schauspieler mit den Worten „Vielfalt ist das Herz der Demokratie“.

Die Veranstaltung zur Förderung demokratischen Bewusstseins wird von namhaften Politikern unterstützt, unter anderem der Ministerpräsidentin Malu Dreyer als Schirmherrin dieser Demokratiekampagne, deren Motto „Erinnern – Fühlen – Verstehen – Handeln“ lautet. Ein großer Dank geht an den Jugendrat Koblenz, der die Finanzierung der Aufführung am Max-von-Laue-Gymnasium übernahm.