Bendorf-Sayn

Mehrchörige Renaissancemusik in Bendorf-Sayn

Auch für Werner Ciba und Johannes Geffert war das Konzert nach dieser langen Corona-Pause ein großer Moment.
Auch für Werner Ciba und Johannes Geffert war das Konzert nach dieser langen Corona-Pause ein großer Moment. Foto: E. T. Müller

Ensemble „Musici di Sayn“, Bläser und zwei Chöre boten Musik von Michael Praetorius.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Bei seiner Begrüßung erinnerte Wolfgang Heinzen an Michael Praetorius (1571 – 1621), dessen 450. Geburts- und 400. Todesjahr Anlass für dieses außergewöhnliche Konzert in der Abteikirche Bendorf-Sayn war. Unter der künstlerischen Leitung von Johannes Geffert und dem Dirigat von Werner Ciba boten die Instrumentalmusiker und Sänger ein wunderbares musikalisches Erlebnis „Mehrchöriger Pracht“. Mit von der Partie war auch ein Blech-Bläser-Ensemble – Jörg Häusler und Felix Waidelich, Trompeten, sowie Christine Häusler und Matthias Imkamp, Posaunen. Unter der Leitung von Jörg Häusler, Landesposaunenwart der Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR), ließen die Bläser im Zusammenspiel mit der Orgel, Johannes Geffert, das Passamezzo von Michael Praetorius erklingen, einem Stück aus der Renaissance, das in protestantischen Gottesdiensten als Zwischenspiel eingesetzt wurde, diesmal aber als Intrada diente.

Ein besonderes akustisches Erlebnis war das bekannte Kirchenlied „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, von den Chören im Altarraum und von der Empore verteilt gesungen, sodass das Lied wie ein Echo klang. Dann boten Chor und Instrumente das ebenfalls von Praetorius stammende „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ in sieben Sätzen, wie Geffert erklärte: „Es sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Praetorius hat die Pfingstsequenz zerlegt, neu zusammengesetzt, vielstimmig komponiert und jeder Stimme einen Sinn gegeben.“ Mit vier Instrumentalstücken, sogenannten Partita, kredenzten die vier Bläser eine ganz andere Klangfarbe. Ebenfalls von Praetorius war der von drei Männerstimmen ganz im Geist der Renaissance dargebotene Himmlische Lobgesang „Jubilate Deo, omnis terra“. Und Geffert, der unterhaltsam durch das Konzert führte, erklärte, weshalb diese Stücke für oft nur wenige Stimmen komponiert waren, standen Praetorius doch in Wolfenbüttel lediglich 18 Singstimmen zur Verfügung. Historisch spannend war das im Anschluss dargebotene, evangelisierte „Salve Regina“, in dessen Text nicht die Muttergottes als Königin, sondern Christus der König „Salve Rex“ angerufen wird.

Mit Samuel Scheidt widmeten sich die Musiker Ulrike Friedrich, Flöten, Lisa Henn, Violine und Viola, und Geffert, Orgel, einen weiteren Komponisten aus dem 16. und 17. Jahrhundert und spielten aus Scheidts „Tabulatura Nova“, die nach Umfang und Gehalt bedeutendste Kompositionssammlung für Tasteninstrumente vor dem 18. Jahrhundert. „Danksagen wir“ sangen die beiden Solistinnen im „Sumite psalmum“ von Praetorius, getragen von den wunderbaren Instrumentalisten und vollendet in einem ebenso großartigen Schlusschor unter der Leitung von Werner Ciba. Aber das war noch nicht der Schlusspunkt „Mehrchöriger Pracht“, denn das Publikum wollte mehr. So versammelten sich noch einmal alle Sänger und alle Instrumentalisten des Ensembles „Musici di Sayn“ im Kirchenschiff, um aus großer Dankbarkeit und zur Freude aller Zuhörer ein zweites Mal das „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ anzustimmen. Praetorius meisterlich dargeboten, ein großer Meister und ein unvergessliches Konzert in der Abteikirche von Bendorf Sayn. An Silvester wird das Ensemble „Musici di Sayn“ gleich zweimal mit Festlicher Barockmusik das Jahr ausklingen lassen, nämlich um 18 und um 20 Uhr. Reservierungen sind möglich über das Info-Telefon unter 0177/599 65 21 oder per E-Mail an gehaid23@gmail.com.