Jobcenter und Julius-Wegeler-Schule bereiten geflüchtete junge Menschen auf Pflegeausbildung vor
Das Projekt ist nicht nur überaus erfolgreich, sondern auch einzigartig in Rheinland-Pfalz. „Von den ersten Überlegungen im Februar 2018 bis zur Umsetzung ging es relativ schnell“, erinnert sich Ines Rudolph-Rödler, Projektleiterin und Mitglied der Schulleitung. Das Projekt sei Schritt für Schritt gewachsen, die Entwicklung noch nicht abgeschlossen. „Wenn nötig passen wir unser Konzept den Bedürfnissen der regionalen Netzwerkpartner an – natürlich immer in Absprache mit ADD und Ministerium.“ Überzeugt ist Ines Rudolph-Rödler vor allem vom doppelten Effekt des Angebots, das ja nicht nur zur Integration geflüchteter Menschen beitrage. „Es ist auch ein wichtiger Beitrag zum Kampf gegen den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal, der auch in unserer Region ein immer größeres Problem darstellt.“
Im Berufsvorbereitungsjahr wird neben Fachunterricht auch Deutsch gelehrt. Außerdem absolvieren die Teilnehmer ein achtwöchiges Praktikum. Das Jahr schließen die Schüler mit der Berufsreife inklusive Kolloquium und B 2-Sprachniveau ab. Aufgenommen wird, wer mindestens A 2-Sprachkenntnisse vorweisen kann und nicht älter als 25 Jahre ist. Der erfolgreiche Abschluss befähigt zur Aufnahme der Ausbildung zum Altenpflegehelfer/zur Altenpflegehelferin.
Die bisherige Bilanz kann sich jedenfalls sehen lassen: Von den 17 jungen Menschen, die die Ausbildung im vergangenen Jahr begonnen haben, nehmen zurzeit acht an der Berufsfachschule (BF) 1 Klasse teil, um den Realschulabschluss zu erlangen. Vier der jungen Leute haben eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer begonnen, eine Schülerin fand einen Ausbildungsplatz als Krankenpflegehelferin.
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg sei die enge Zusammenarbeit mit zahlreichen regionalen Netzwerkpartnern, betont Ines Rudolph-Röder. Dazu gehören etwa die LIGA, Zusammenschluss der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz, die ehrenamtlichen Helfer des Senior Experten Service, SES, im Rahmen der Initiative VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen, das FAiR-Projekt der Caritas Koblenz oder das Lotsenhaus in der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen.
„Wir arbeiten nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht“, ergänzt Achim Höllen, Projektkoordinator und Teamleiter des Jobcenters Stadt Koblenz. Grenzen setzten lediglich die entsprechenden gesetzlichen Regelungen. „Aber wir versuchen immer, eine praktikable und unbürokratische Lösung zu finden.“
So wurde beispielsweise die Altersgrenze zur Erlangung der Berufsreife von 18 auf 25 Jahre erhöht, um mehr geflüchteten jungen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen. Außerdem können die Schüler nach erfolgreichem Abschluss des Bildungsgangs ohne Jahrespraktikum eine Ausbildung aufnehmen.
„Ich bin mir sicher, dass alle unsere jungen Leute ihren Weg finden werden“, ist Ines Rudolph-Rödler optimistisch. Neben der Pflege wäre es laut Rudolph-Rödler und Höllen wünschenswert, auch in anderen Berufsfeldern den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. In anderen Bundesländern sei dies bereits der Fall.
Nähere Informationen bei Ines Rudolph-Rödler, Julius-Wegeler Schule – Berufsbildende Schule Koblenz, Telefon 0261/941 800.