Koblenz

AWO Beratungsstelle Demenz ist auch in der Corona Krise Ansprechpartner

Covid19 stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Das gilt ganz besonders für pflegende Angehörige Demenzkranker.

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Durch die Kontaktbeschränkungen haben viele Tagespflegen und Betreuungseinrichtungen, in denen einige Demenzkranke normalerweise untergebracht sind, geschlossen. Pflegende Angehörige sind nun also oft 24 Stunden am Tag mit ihrem demenzerkrankten Familienmitglied auf sich allein gestellt. Das bringt nicht selten Konflikte mit sich.

Für viele Angehörige ist es sehr wichtig, die Zeit, in denen der Erkrankte normalerweise außer Haus versorgt ist, für sich zu nutzen und zu gestalten, sei es mit Arbeit, Hausarbeit oder aber auch mit Freizeitgestaltung. Diese Zeit fällt nun weg. Den Angehörigen fehlt die Auszeit, die in der Pflege Demenzerkrankter so wichtig ist.

Für die meisten Menschen ist es nach einer schlüssigen Erklärung verständlich, warum nun niemandem mehr die Hand geschüttelt wird, warum viele Menschen in der Öffentlichkeit einen Mundschutz tragen, warum Menschen sich beschweren, wenn man dicht an ihnen vorbeiläuft. Nicht aber für Demenzkranke. Sie können die Situation häufig trotz Erklärung nicht mehr erfassen oder sie nicht mehr behalten. Auch ist es für sie schwierig, wenn der Mundschutz das Gesicht verdeckt, und sie die Mimik ihres Gesprächspartners nicht mehr sehen können. Denn das ist für viele Erkrankte elementar wichtig, um die Stimmung des Gegenübers zu erkennen. Es ist auch für einen Demenzkranken nicht klar, warum er auf einmal niemandem mehr die Hand schütteln darf, schließlich wurde ihm das von Kind an so beigebracht. Das alles stellt pflegende Angehörige vor große Herausforderungen.

Nun ist es wichtig, sich und dem Erkrankten Strukturen zu schaffen, die ihm Sicherheit geben. Das kann ein fester Tagesablauf sein, oder auch einzelne kleine Rituale.

Es kann vermehrt zu Konfliktsituationen kommen, weil zum einen der Erkrankte sich überfordert fühlt, aggressiv oder abweisend reagiert, denn auch sein gewohnter Tagesablauf wird auf einmal massiv verändert. Zum anderen aber auch, weil der pflegende Angehörige nervlich erschöpft ist. Das alles sind keine ungewöhnlichen Situationen im Alltag pflegender Angehöriger. Und in diesen schwierigen Zeiten häufen sich die Konflikte im Alltag.

Ein paar hilfreiche Tipps für den Alltag pflegender Angehöriger von Demenzerkrankten:

Kommunikation anpassen

  • Versuchen Sie nicht, dem Erkrankten die allgemeine Situation detailliert zu erklären, wenn Sie das Gefühl haben, dass er es nicht versteht. Das führt zu Frustration auf beiden Seiten. Geben Sie Informationen weiter, aber vermeiden sie komplexe Erklärungen und eine Fülle an Informationen.
  • Achten Sie auf einen ruhigen Umgangston, werden Sie nicht laut.
  • Vergessen Sie auch die nonverbale Kommunikation nicht. Ihre Gestik und vor allem die Mimik können dem Erkrankten als Orientierungshilfe in der Situation dienen.
  • Stellen Sie ihren erkrankten Angehörigen nicht vor zu viel Auswahl, das kann schnell überfordern.
  • Vermeiden Sie lange Schachtelsätze. In diesen Sätzen verliert sich der Zuhörende schnell und die Aufmerksamkeit leidet darunter.
  • Versuchen Sie, Korrekturen zu vermeiden! Wenn Ihr Angehöriger etwas nicht richtig gemacht hat, stoßen Sie ihn nicht mit der Nase drauf. Wichtig ist, dass er etwas tut.
  • Vermeiden Sie Zeitdruck. Planen Sie für Aktivitäten genügend Zeit ein.

Den Alltag gestalten

  • Was haben Sie früher gern gemeinsam getan? Nutzen Sie Vertrautes, das sorgt für Sicherheit.
  • Gemeinsame Spaziergänge in der Natur sind gerade für Demenzkranke eine aktivierende Beschäftigung. Außerdem muss dabei auch nicht immer gesprochen, sondern es kann auch einfach genossen werden. Beiderseits.
  • Haben Sie vielleicht einen Garten, oder Balkon? Nutzen Sie die gemeinsamen Tage, um zusammen zu pflanzen, Unkraut zu jäten oder Büsche zu schneiden. Übertragen Sie Ihrem erkrankten Angehörigen ruhig kleine Aufgaben, im Rahmen seiner Möglichkeiten, die für ihn gut zu erledigen sind. Das nimmt Ihnen Arbeit ab, und dem Erkrankten gibt es das Gefühl, aktiv und wertvoll zu sein.
  • Sie wollten ohnehin mal entrümpeln? Dabei finden sich oft alte Fotoalben oder Erinnerungsstücke, die sie gemeinsam ansehen und sich zusammen erinnern und erzählen können.
  • Wenn ihr erkrankter Angehöriger nicht mehr selbst lesen kann, lesen Sie ihm in entspannender Atmosphäre etwas vor. Es gibt auch spezielle Bücher mit Kurzgeschichten für Demenzerkrankte.
  • Sprechen Sie dem Erkrankten die Selbstbestimmung nicht ab. Wenn er etwas nicht möchte, ist das zu respektieren.

Es ist wichtig, dass der Betroffene das Gefühl hat, wichtig zu sein, wertgeschätzt und ernst genommen zu werden. Das kann durch Lob vermittelt werden, oder indem gespiegelt wird, dass das, was er tut, wichtig und richtig ist. So lassen sich so mancher Frust und Aggression vermeiden.

Bei Fragen, Sorgen oder Problemen rund um das Thema Demenz ist die Beratungsstelle Demenz im AWO Seniorenzentrum Koblenz für Sie erreichbar. Auch persönliche Beratungen mit dem gegebenen Abstand sind weiterhin möglich. Jederzeit per E-Mail an Susanne.Burg@AWO-Rheinland.deoder montags bis mittwochs und freitags von 9 bis 13 Uhr unter Telefon 0261/300 72 08.