Viele Westerwälder gegen die Vorgarten-Versteinerung: Es darf wachsen, was gerne wachsen will
Von Susanne Willke
Privatgarten von Ehepaar Stein aus Eitelborn.Foto: Sascha Ditscher
Stück für Stück haben sich Inge und Lothar Stein einen naturnahen Vorgarten geschaffen, der auch einen heißen Sommer aushält, ohne dass die Wasserkosten in die Höhe schnellen und vor allem ohne, dass eine Steinwüste die Umgebung unnötig aufheizt. Das Motto der Steins: „Die Natürlichkeit des Gartens hervorheben, nicht alles beeinflussen und auch mal wachsen lassen, was gerne wachsen will.“ Von den Schottergärten, die in Mode gekommen sind, halten die Steins gar nichts – trotz ihres Namens. Inge Stein ist überzeugt: „Ein richtig angepflanzter Vorgarten macht weniger Arbeit, als eine Steinwüste.“
Lesezeit: 3 Minuten
Begonnen haben die Steins vor gut 55 Jahren. „Wenn man anfängt, macht man Fehler“, sagt Inge Stein rückblickend. Heute zum Beispiel würde sie nur noch einheimische Pflanzen setzen. Das hohe Gras und das Rhododendrongebüsch zum Beispiel würde sie nicht noch einmal wählen. Aber inzwischen sind die Gewächse in mehr als ...
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Wie auch andere Westerwälder mit ihrem Vorgarten Gutes für die Umwelt tun, belegen die Zuschriften, die der WZ nach dem Aufruf „Entsteint Euch!“ zugegangen sind. Gegen tristes Grau und eine unnötige Erwärmung der Atmosphäre sprechen sie sich aus und hoffen auf viele Nachahmer, die aus einem Vorgarten ein bunt-grünes Fleckchen Erde machen.
So freut sich zum Beispiel Jörn Moschkau aus Hachenburg über jeden, der seinen Vorgarten bewundert. Gleichzeitig fällt ihm auf, dass sich viele Vorgartenbesitzer aber „wenig bis überhaupt nicht mit einer kreativen Bepflanzung auseinandersetzen, geschweige denn, dafür Geld investieren möchten.“ Das Ergebnis seien monotone Gartenstrukturen. Dabei sei das Thema so einfach, denn es gäbe genügend Fachleute, die gerne Tipps für einen schönen Vorgarten geben.
Genau das haben Hiltrud und Manfred Rütten vor gut 14 Jahren getan. Nachdem das Ehepaar das Haus im Jahr 1978 gebaut habe, sei alles einfach angelegt worden: „Also eine Beton- und Steinwüste“, bedauert Hiltrud Rütten. Doch vor 14 Jahren begann das Ehepaar, rund ums Haus verschiedenen Oasen zu schaffen. Der Garten habe sich seitdem derart weiterentwickelt, dass immer etwas grünt und blüht. Da gibt es Hochbeete und sogar Gabionen. Allerdings nicht mit grauen Steinen gefüllt, sondern mit Tonscherben, Tonflaschen und Tonsteinen. „Das sind herrliche Oasen für Insekten und Krabbeltiere. Blindschleichen, Bienen, Hummeln, Hornissen und anderes Getier haben sich dort eingenistet, freut sich das Ehepaar Rütten über das Leben in ihrem Garten.
Ilse und Helmut Mohr haben sich dagegen mit Zypressen und großen Tontöpfen vor der Haustür ein kleines Stück Grün à la Toskana vor der eigenen Haustür erschaffen. Monika Appelt aus Westerburg bietet rund ums Haus Insektenfutter in Form von bunten Blumen. Auch nach der Blüte lässt sie diese so lange stehen, bis sie Samen werfen. So ergibt sich daraus gleich die Saat fürs nächste Jahr und mehr noch, Winterfutter für die Vögel. Auf diese Weise entsteht ein pflegeleichter Garten.
Liebevoll ineinander gruppiert hat in ihrem Vorgarten Kersten Geyer in Selters die Pflanzen. Weil auch Günther Geyer die „Versteinerung der Grundstücke nicht gefällt“, hat das Ehepaar in seinem Vorgarten einen kleinen Teich angelegt, in dem vier Goldfische wohnen, daneben eine Bank „zum lauschigen Aufenthalt in der Abendsonne“.
Marita Blitzko-Hoener und Jörg Hoener aus Nisterau freuen sich seit Langem über Pflanzen, die sie einmal als Ableger geschenkt bekommen haben. „Seither blühen bei uns Rosen, Margeriten, Lavendel, Salbei und diverse andere Pflanzen“, sagt Marita Blitzko-Hoener. Damit erledige sich das Unkrautzupfen fast vollständig, weil die zahlreichen Blumen und Bodendecker sich jährlich vermehren. Auch die Bienen hätten ihre helle Freude an der Blumenvielfalt.
Bei Edith und Josef Flecken in Astert gibt es nicht nur einen grünen Vorgarten, sondern auch grüne Wege: „Wer uns besuchen will, muss mit dem Weg über die Wiese vorlieb nehmen“, schreiben sie der WZ. „Kein Pflaster, noch Platten, weder Schotter noch Kiesel. Einfach nur Natur pur.“ Margot und Jochen Kuschefski aus Oberelbert machen sich ebenfalls schon sehr lange Gedanken, wie sie mit vertretbarem Aufwand ihr persönliches Umfeld verschönern und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun können. So haben sie ihren Vorgarten mit Stauden und einer Trockenmauer entsprechend gestaltet.
Aus einem Flor an Blüten besteht der Vorgarten der Familie Mäncher aus Bannberscheid. Wie ein Blumenteppich legt er sich über das Gelände. Susanne Willke