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Wie Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch gegen die Übermacht der Autoindustrie kämpft: Held und Hassfigur

Jürgen Resch ist das Gesicht der Deutschen Umwelthilfe. Er kritisiert eine „devote Haltung der deutschen Politik gegenüber Autokonzernen“.
Jürgen Resch ist das Gesicht der Deutschen Umwelthilfe. Er kritisiert eine „devote Haltung der deutschen Politik gegenüber Autokonzernen“. Foto: dpa

Jürgen Resch ist das Schreckgespenst der deutschen Autofahrer, der Autoindustrie und der Politik. Deutschlandweit klagt der Chef der Deutschen Umwelthilfe für Fahrverbote in Städten – und erzielt einen juristischen Erfolg nach dem anderen. In neun Städten hat die Umwelthilfe bereits Dieselfahrverbote erstritten, unter anderem in Frankfurt, Mainz und Berlin, zuletzt sogar für Teile der Ruhrgebietsautobahn A 40 in Essen. In insgesamt 34 Städten pocht der Verband gerichtlich auf die Einhaltung der EU-Abgasgrenzwerte, weil sie schon seit vielen Jahren überschritten werden.

Lesezeit: 4 Minuten
Der 58-jährige Resch argumentiert, ihm gehe es um Umweltschutz und die Gesundheit der Menschen. Seine Kritiker sagen, er gefährde den Wirtschaftsstandort Deutschland – und schade dem Gemeinwohl. Mehr als 92.000 Menschen haben inzwischen eine Onlinepetition unterschrieben, in der sie fordern, dass dem Verein der Status der Gemeinnützigkeit aberkannt wird. Auch ...
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Was man über die Deutsche Umwelthilfe wissen sollte

Wer steht eigentlich hinter der DUH?

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gründete sich 1975, zeitgleich mit dem BUND-Landesverband Baden-Württemberg. Ursprünglich sollte die DUH Spenden für die Naturschutzorganisation sammeln. In den ersten Jahren konzentrierte sich die DUH auf die Finanzierung von Naturschutzprojekten sowie die Umweltbildung. Doch unter der Führung von Jürgen Resch, der 1988 Hauptgeschäftsführer wurde, entwickelte die DUH ein eigenes Profil. 2004 wurde sie als klageberechtigter Verbraucherschutzverband anerkannt. Seit 2008 darf die DUH auch in Umweltfragen vor die Gerichte ziehen. Etwa 100 hauptamtliche Mitarbeiter sind inzwischen für die DUH tätig. Geschäftsstellen gibt es in Berlin, Radolfzell und in Hannover.

Wie finanziert sich die Umwelthilfe?

Die DUH ist als gemeinnütziger Verein anerkannt und finanziert sich zum Teil aus Steuergeld, das beispielsweise Landes- und Bundesministerien oder die Europäische Union vergeben. Ein weiterer Teil stammt aus Spenden, ein nicht unerheblicher Teil jedoch aus dem Geschäft mit Abmahnungen. Das sind jedes Jahr etwa 2,5 Millionen Euro, etwa 30 Prozent der Gesamteinkünfte. Dabei geht es um Informationspflichten der Autohändler, die mit dem Umweltschutz zu tun haben. Jede kleine Verfehlung wird von der Deutschen Umwelthilfe geahndet, zum Beispiel wenn beim Ausweisen der Energiebilanz die Schriftgröße nicht den offiziellen Vorgaben entspricht. Das hat der DUH den Ruf als Abmahnverein eingebracht.

Die Großspender des Vereins

Einer der prominentesten Spender ist Toyota, der die DUH seit 20 Jahren mit jährlich etwa 50.000 bis 70.000 Euro unterstützt. Das schützt den japanischen Autobauer allerdings nicht vor Kritik: Die DUH testete auch einen Toyota-Diesel und bezeichnete die überhöhten Abgaswerte als illegal. Im März 2018 kündigte Toyota an, keine neue Dieseltechnologie für Pkw mehr zu entwickeln. Die Privatbrauerei Krombacher ließ in dieser Woche wissen, dass sie kein Fördergeld mehr an die DUH zahlt. Gründe für diesen Schritt nannte das Unternehmen nicht.

Als das Dosenpfand durchgesetzt wurde

Ohne die Deutsche Umwelthilfe gäbe es das Dosenpfand wohl nicht. 2003 wurde es auf Einwegflaschen und Getränkedosen eingeführt – unter dem damaligen Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne). Sowohl vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin als auch vor dem Bundesverfassungsgericht scheiterten Klagen gegen das Dosenpfand. Heute landen laut DUH mehr als 98 Prozent der bepfandeten Verpackungen in den jeweiligen Sammelsystemen.

Vom Katalysator zum Rußpartikelfilter

In den 1980er-Jahren machte die DUH bei der Durchsetzung des Katalysators für Benzin-Pkw von sich reden. Ende der 1990er-Jahre folgte eine Kampagne für die Einführung schwefelarmer Kraftstoffe, dann setzte sich die DUH für den Rußpartikelfilter ein – unter dem Motto „Kein Diesel ohne Filter“. Die Kampagne startete im Herbst 2002 und wurde durch „Rußfreie Busse“ im April 2004 ergänzt.

Problemkind Verkehrswende

Der Streit um Dieselfahrverbote und dicke Luft in Innenstädten lenkt den Blick auf ein Thema, das uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird: die Verkehrswende. Wie sichern wir künftig Mobilität? Lesen Sie heute: Wie Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe, die halbe Republik gegen sich aufbringt.

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