Plus

Viertgrößte Volkswirtschaft bei der Digitalisierung abgehängt: „Deutschland braucht ein Digitalministerium“

Von Carsten Zilllmann

Deutschland ist ein Gigant. Nur die USA, China und Japan produzierten 2018 mehr Güter- und Dienstleistungen als die Bundesrepublik. Doch während Japan und die USA durch breitbandige Glasfasernetze in Richtung digitale Marktwirschaft rauschen, zwängt sich der mitteleuropäische Koloss durch alternde Kupfernetzwerke in Richtung Zukunft. Telefonate versickern dabei in riesigen Funklöchern. In einer Studie der Etrality GmbH landete Deutschland bei der Abdeckung des Mobilfunkstandards LTE (4G) auf Platz 70.

Lesezeit: 4 Minuten
Lediglich 65,5 Prozent der Bundesfläche sind abgedeckt. Deutschland kämpft hier nicht annähernd in der gleichen Liga wie Japan (94,7 Prozent), die USA (90,32 Prozent) oder die Nachbarn in den Niederlanden (89,64 Prozent). Die Gegner heißen: Albanien (67,94 Prozent), Kolumbien (65,51 Prozent) oder Elfenbeinküste (69,3 Prozent). Die einzigen beiden europäischen Staaten, ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Kommentar: Die Politik muss sich mit der Digitalisierung befassen – nicht mit Kabeln

Deutschland hängt im Ausbau seiner digitalen Infrastruktur weit zurück. Das ist dramatisch, aber lösbar. Viel schlimmer ist etwas anderes: Die Bundesregierung befasst sich mit Kabeln oder Funkmasten statt der digitalen Transformation unserer Gesellschaft und überlässt so einen Rechts- und Wirtschaftsraum sich selbst.

Ein ideales Beispiel sind die Cloudsysteme. Dort hat Amazon eine unglaubliche Marktmacht und eine noch größere Macht über seine Kunden. Wer als Unternehmer einmal auf die Dienste der Amerikaner setzt – was wirtschaftlich sinnvoll sein kann – ist ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, weil er seine Daten niemals in ein anderes System überführen kann. Lösungen? Sie werden nicht diskutiert.

Informatiker programmieren Software, die selbst lernen kann, erschaffen Künstliche Intelligenz. Um Bilder – teils genauer als ein Mensch – zuordnen zu können, müssen sie mit Daten gefüttert werden. Welche Daten dürfen verwendet werden? Wofür? Wie lange? Lösungen? Sie werden nicht diskutiert. Es gäbe zig weitere Beispiele.

Stattdessen kämpft die Große Koalition gegen Versäumnisse aus den 90er-Jahren – ineffizient. „Es gibt 15 Digitalminister“, betont Digital-Staatsministerin Dorothee Bär gern. Leider arbeiten die nach dem Prinzip einer Studenten-WG, in der jeder sich vornimmt, zu putzen und zu spülen. Heraus kommt in der Regel kein blitzblanker Fußboden, sondern eine versiffte Spüle. Die digitale Infrastruktur gammelt seit Jahrzehnten in der Schmuddelecke des Bundes. Die Forderung nach einem Digitalministerium ist deshalb richtig. Gesellschaftlich relevante Themen (Gesundheit, Reaktorsicherheit, Umwelt) wurden regelmäßig in eigene Ministerien ausgelagert. Das muss auch geschehen, um den Rückstand bei der digitalen Infrastruktur aufzuholen und um endlich echte Digitalpolitik zu machen.

E-Mail an den Autor

Meistgelesene Artikel