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Senioren und die Telemedizin: „Die Nonliner werden weniger“

Von Florian Schlecht
Von wegen Nonliner: Die Mainzer Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler warnt davor, Senioren wie dieses Ehepaar, das über ihr iPad mit ihrem Hausarzt kommuniziert, bei der Telemedizin zu unterschätzen.  Fotos: dpa
Von wegen Nonliner: Die Mainzer Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler warnt davor, Senioren wie dieses Ehepaar, das über ihr iPad mit ihrem Hausarzt kommuniziert, bei der Telemedizin zu unterschätzen. Fotos: dpa Foto: picture alliance/dpa

Telemedizin wird künftig in der ärztlichen Versorgung eine immer größer werdende Bedeutung bekommen. Davon ist die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) überzeugt. Im Interview mit unserer Zeitung spricht sie über diesen Wandel, die damit verbundenen Gefahren und über ein konkretes Projekt in der Eifel.

Lesezeit: 5 Minuten
Wie stellt sich die Patientin Sabine Bätzing-Lichtenthäler ihre ärztliche Versorgung in 40 Jahren vor? Ich werde von meinem kleinen Dorf mit dem Bürgerbus gut sieben Kilometer in die nächstgrößere Stadt fahren und dort in einem Ärztehaus bei alltäglichen Gebrechen versorgt. Falls ich bis dahin Diabetes oder Rheuma habe, sitze ich mit ...
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Wo Telemedizin rheinland-pfälzischen Patienten schon hilft

In Rheinland-Pfalz gibt es mehrere Modelle, wo Telemedizin erprobt wurde oder in der Fläche angekommen ist. Ein Überblick:

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sammelte das Land bereits Erfahrungen, um Patienten mit Herzinsuffizienz zwischen Arztbesuchen zu versorgen. Diese messen in den eigenen vier Wänden Gewicht, Blutdruck und Puls und übertragen die Daten automatisch an ein Telemedizinzentrum. Auch bei dem aktuell gestarteten Telemonitoring-Projekt „Herzverbund“ in der Region Mayen/Koblenz messen Patienten zu Hause Werte wie Gewicht, Blutdruck und Puls und übermitteln diese an das Monitoringteam. Ziel sei, die positiven Erfahrungen der Projekte möglichst in eine flächendeckende Versorgung zu bringen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Die Schlaganfalleinheiten in Rheinland-Pfalz haben sogenannte neurologische Telekonsile, die Ärzten an verschiedenen Standorten einen Zugriff auf Bilder und Dateien erlauben. Schlaganfälle könnten so rund um die Uhr im ganzen Land sicher erkannt und auf höchstem Niveau therapiert werden, heißt es vom Gesundheitsministerium. Sechs überregionale Schlaganfalleinheiten in Trier, Idar-Oberstein, Kaiserslautern, Koblenz, Ludwigshafen und Mainz stellen über eine telemedizinische Anbindung zu neun regionalen Stroke Units die neurologische Kompetenz am Ort sicher. Die Projektstelle, die das landesweite Netzwerk koordiniert, ist am Klinikum Ludwigshafen angesiedelt. 731.000 Euro flossen an alle Partner. Der bisherige Stand, so heißt es vom Ministerium: In den drei Jahren seit Start des Netzwerkes im April 2016 habe es rund 6500 Telekonsile bei Patienten gegeben, im Schnitt dauerte es 21 Minuten zwischen der Aufnahme auf die Station und dem Konsilbeginn. Die Telekonsile dauerten im Durchschnitt 24 Minuten.

Bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen wurde 2017 und 2018 ein Ansatz erprobt, bei dem Patienten aus Eifel, Hunsrück und Westerwald über eine Schwerpunktpraxis in Koblenz betreut wurden. Die Betroffenen nutzten eine App und ein Funkmessgerät. Sie können Werte aufzeichnen, Fragebögen beantworten, die Einnahme ihrer Medikamente protokollieren, bekommen Informationen wie zur Pollenflugbelastung und können ihre Daten digital an den Arzt schicken, der die Behandlung entsprechend anpassen kann.

Das Land hat laut Ministerium auch Aufbau und Erprobung eines telemedizinischen Notfallangebots in der Versorgung psychisch kranker Patienten insbesondere in ländlichen Regionen an der Rhein-Mosel-Fachklinik in Andernach gefördert. Geraten im Programm aufgenommene Patienten zu Hause in eine Krise, können sie über einen Videochat in der Klinik anrufen und Unterstützung erhalten, um die Krise zu überwinden. „Die Patienten berichteten, dass ihnen das Angebot Sicherheit vermittelt. Es beruhigt, auf dem Bildschirm ein Gesicht zu sehen statt nur zu telefonieren“, sagt Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Ungeachtet des Videochats besteht demnach für Patienten im Bedarfsfall weiterhin die Alternative, sich in Notfällen stationär in der Klinik aufnehmen zu lassen.     Florian Schlecht

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