Mainz

Entscheidung gefallen: Uni-Standorte Koblenz und Landau werden getrennt

Blick auf das Campusgelände der Universität Koblenz-Landau in Landau.
Blick auf das Campusgelände der Universität Koblenz-Landau in Landau. Foto: dpa

Die Universitäts-Standorte Koblenz und Landau gehen künftig getrennte Wege. Vorgesehen ist ein dann selbstständiger Standort Koblenz und eine Fusion des Standortes Landau mit der nur knapp 60 Kilometer entfernten Technischen Universität (TU) Kaiserslautern, wie das Wissenschaftsministerium am Dienstag mitteilte.

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Die Umstrukturierung solle bis zum 1. Oktober 2022 vollzogen werden. Der Ministerrat habe dem Vorschlag von Minister Konrad Wolf (SPD) zugestimmt.

Die zentrale Verwaltung der bisherigen Uni Koblenz-Landau soll den Plänen zufolge bis 2024 von Mainz nach Koblenz beziehungsweise Landau umsiedeln. Allen Mitarbeitern sollen „gleichwertige Arbeitsplätze“ im Landesdienst in Mainz angeboten werden. dpa

Uni Koblenz: Einsam stärker als gemeinsam?

Rheinland-Pfalz. Koblenz bekommt eine eigenständige Universität. Das historisch bedingte und geografisch ungewöhnliche Konstrukt Universität Koblenz-Landau soll zum Wintersemester 2022/2023 Geschichte sein. Landau bildet ab dann gemeinsam mit der Technischen Universität Kaiserslautern die Pfalz-Uni. Das hat der Ministerrat auf Vorlage von Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) beschlossen. Der Plan für die Uni Koblenz? Sie soll stärker mit Stadt und Region verwachsen.

Wissenschaftsminister Wolf erklärte damit, dass nun wieder getrennt wird, was nie zusammengewachsen war – und sich zudem auch noch unterschiedlich ausgeprägt hat. „Die Schwerpunkte – neben der großen Gemeinsamkeit Lehramt – haben sich sehr unterschiedlich entwickelt“, sagte Wolf. „Ein enger Austausch zwischen Forschern und Lehrenden ist nie wirklich entstanden.“

In der Pfalz soll nun eine große technische Universität vergleichbar mit den Standorten Darmstadt oder Karlsruhe entstehen. Universitätspräsidentin May-Britt Kallenrode konkretisierte unterdessen ihre Vorstellungen für die Modelluni Koblenz: „Wir wollen innovative Studiengänge anbieten.“ Die Erfahrung aus Kombinationsstudiengängen, über die man dank der Lehrerbildung verfügt, soll dabei genutzt werden: „Wir wollen der Wirtschaft Absolventen ausbilden, die teamfähig sind und interdisziplinär arbeiten können.“

Besonders spannend seien die Schnittstellen zwischen Sozialwissenschaft und Informatik. Konkret kann so beispielsweise der Einfluss sozialer Medien auf Wahlentscheidungen untersucht werden. Auch ein Lehr- und Forschungsschwerpunkt zum Thema Gewässer ist denkbar.

Kallenrode beschrieb den Prozess mit gemischten Gefühlen. „Wir begrüßen sehr stark, dass eine Entscheidung gefallen ist“, sagte sie, schränkte aber ein: „Natürlich freut sich niemand über seine Selbstauflösung.“ Die Vorteile der einzelnen Standorte könne man als Universität aber durchaus nachvollziehen. Eine große Herausforderung für die Universität und Verwaltung: den Regelbetrieb aufrechterhalten und gleichzeitig Konzepte für zwei neue Hochschulen entwickeln.

Das Land unterstützt den Transformationsprozess mit 8 Millionen Euro. „Das sind die Kernkosten für die Umwandlung.“ Die Verwaltung wird von Mainz an die Standorte Koblenz und Landau wandern. Die 50 Mitarbeiter sollen entsprechende Angebote erhalten oder im Apparat der Universität Mainz unterkommen. Zur wissenschaftlichen Profilbildung wird eine Steuerungsgruppe installiert und ein externer Beirat eingerichtet.

Marion Schneid, die hochschulpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, kritisierte das Vorgehen von Wolf scharf: „Normalerweise steht erst das Konzept samt den zugehörigen Kosten, bevor man eine Entscheidung trifft. Hier ist es offensichtlich umgekehrt.“ Holger Burckhart, der die Expertenkommission zum Hochschulzukunftsprogramm geleitet hatte, konnte diese Kritik nicht nachvollziehen: „Nein, es ist nicht ungewöhnlich, was passiert“, sagte der Rektor der Universität Siegen, dessen Gremium das Hochschulsystem im Land teils scharf bemängelt hatte: „Die Politik trifft grundsätzliche Richtungsentscheidungen. Für die strategische Gestaltung sind dann die Universitäten verantwortlich.“

Susanne Szczesny-Oßing, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz, lobte die Entwicklung, nannte sie wichtig für die Ausbildung „von akademischen Fach- und Führungsnachwuchskräften für die Region“. Vor allem ein Schwerpunkt Gewässer und Ansätze bei E-Health seien für die Region ein „nachhaltiger Mehrwert“.

Von unserem Mainzer Korrespondenten Carsten Zillmann
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