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VG Adenau

Als Berufstätiger auf dem Land wohnen: Was bedeutet das?

Von Sofia Grillo
Jürgen Baur pendelt schon seit 20 Jahren jeden Tag von Adenau nach Dortmund zu seiner Arbeitsstelle.
Jürgen Baur pendelt schon seit 20 Jahren jeden Tag von Adenau nach Dortmund zu seiner Arbeitsstelle. Foto: Werner Dreschers

Die Nähe zum Arbeitsplatz zieht viele Arbeitnehmer in die Ballungsgebiete. Lange pendeln müssen oft diejenigen, die auf dem Land wohnen. Drei Arbeitnehmer aus der ländlichen Verbandsgemeinde Adenau zeigen der Rhein-Zeitung aber, dass das gar nicht so schlimm ist oder dass es auch andere Modelle des Arbeitsalltages auf dem Land geben kann.

Lesezeit: 4 Minuten
Genaue Zahlen über Pendler gibt es für Adenau nicht. Die Verbandsgemeindeverwaltung geht aber davon aus, dass 55 bis 65 Prozent der Erwerbstätigen in der VG Berufspendler sind. Einer von ihnen ist Jürgen Baur. Er pendelt täglich von der Stadt Adenau nach Dortmund. Das sind pro Strecke 173 Kilometer. Um rechtzeitig ...
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Mitarbeiter dringend gesucht: Betriebe wollen wachsen, können aber nicht

In ganz Deutschland suchen Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Nur im Vergleich zu suchenden Betrieben in Ballungsräumen haben die Unternehmen in der ländlichen Region noch stärker um neue Mitarbeiter zu kämpfen, und das hat Folgen.

Fliesenleger, Naturwerksteinmechaniker und Bauhelfer sucht die Firma Stein-Tec Robert GmbH aus Schuld derzeit. Auf die Ausschreiben gibt es aber keine Rückmeldung. „Wir bezahlen übertariflich, haben eine betriebliche Altersvorsorge und geben mehr Urlaubstage als üblich, und trotzdem finden wir niemanden“, sagt Elke Löhr aus der Firma. Eigentlich wollte Torsten Robert, der den Betrieb in Schuld erst Anfang 2018 übernommen hatte, auch jährlich einen Auszubildenden einstellen, doch von der Idee muss er sich wohl auch verabschieden.

„Für das Jahr 2019 haben wir noch gar keinen Azubi gefunden, obwohl wir an den Schulen werben“, sagt Elke Löhr. Derzeit hat das Unternehmen 14 Mitarbeiter. Es möchte gerne wachsen, die Auftragslage würde das zulassen, nur dafür braucht es auch Arbeitskräfte, an die das Unternehmen schwer herankommt.

„Auch in den Städten suchen die Hotels händeringend nach Mitarbeitern. Da ist es umso schwerer, die wenigen Mitarbeiter aufs Land zu locken.“

Geschäftsführer eines Hotelbetriebs am Nürburgring

So geht es auch der Firma Körtgen Sondermaschinenbau in Adenau. „Wir müssen Aufträge ablehnen, weil wir personell dafür nicht aufgestellt sind“, sagt Geschäftsführer Jörg Körtgen. In der Region Fachkräfte zu finden, sei fast unmöglich. Einige seiner Mitarbeiter kommen aus Andernach täglich nach Adenau gefahren. Einen Mechatroniker und einen technischen Zeichner sucht das Unternehmen derzeit. Den Mechatroniker sucht es schon seit rund einem Jahr, den technischen Zeichner immerhin schon seit über einem halben Jahr, und es gibt kaum Bewerbungen. „Bei manchen hat es auch nicht gepasst. Einer hat beispielsweise zu weit weg gewohnt und hätte für eine Strecke rund eine Stunde herfahren müssen“, so Körtgen.

Die ländliche Lage bereitet vielen angefragten Unternehmen Probleme bei der Suche nach Mitarbeitern. Der Geschäftsführer eines Hotelbetriebs am Nürburgring merkt an: „Auch in den Städten suchen die Hotels händeringend nach Mitarbeitern. Da ist es umso schwerer, die wenigen Mitarbeiter aufs Land zu locken.“ Zumal die Arbeit im Hotelbetrieb am Nürburgring nicht das ganze Jahr über, sondern saisonbedingt laufe.

„Wenn ich gar keine Leute bekomme, bleibt mir nichts anderes übrig, als 20 bis 30 Betten leer stehen zu lassen.“

Geschäftsführer eines Hotelbetriebs am Nürburgring

Dass er die Mitarbeiter nicht das ganze Jahr beschäftigen kann, verschaffe ihm eine noch schlechtere Position, welche anzuwerben. Über angelernte Fachkräfte redet der Hotelbesitzer schon gar nicht mehr. Er ist froh, wenn er überhaupt an Aushilfskräfte kommt. Oft muss er auf ausländische Arbeitskräfte oder studentische Aushilfen zurückgreifen. Und von Jahr zu Jahr muss er aufs Neue suchen.

„Wenn ich gar keine Leute bekomme, bleibt mir nichts anderes übrig, als 20 bis 30 Betten leer stehen zu lassen“, sagt der Hotelbesitzer. Und dieser Ausblick sei nicht sonderlich motivierend.

Von unserer Reporterin Sofia Grillo

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