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Rheinland-Pfalz

25 Millionen Menschen haben Corona-Warn-App heruntergeladen: Aber viele nutzen sie wohl nicht aktiv

Von Jana Wolf
Große Hoffnungen setzte die Politik in die Corona-Warn-App, tatsächlich stieß sie zunächst auch auf viel Zuspruch. Sie leiste „einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie“, heißt es im Bundesgesundheitsministerium. Kritiker sehen das anders.
Große Hoffnungen setzte die Politik in die Corona-Warn-App, tatsächlich stieß sie zunächst auch auf viel Zuspruch. Sie leiste „einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie“, heißt es im Bundesgesundheitsministerium. Kritiker sehen das anders. Foto: dpa-tmn

Als die Corona-Warn-App im Juni 2020 an den Start ging, war die Euphorie groß. Nach nur einer Woche hatten bereits zwölf Millionen Nutzerinnen und Nutzer die App heruntergeladen. Vom „App-Wunder“ war die Rede, das auch international gelobt wurde. Selbst die gern mal kritischen Datenschützer vom Chaos Computer Club (CCC) konnten keine nennenswerten Mängel feststellen. Heute, rund sieben Monate danach, ist vom anfänglichen Lob nicht mehr viel übrig. Stattdessen werden die Rufe danach lauter, dass die App erweitert werden sollte. Wir beantworten wichtige Fragen zum aktuellen Stand und der kontroversen Debatte um eine Weiterentwicklung:

Lesezeit: 3 Minuten
Wie viele Menschen nutzen die Corona-Warn-App? Von Mitte Juni 2020 bis heute wurde die App 24,95 Millionen Mal heruntergeladen. Diese Zahl gibt allerdings wenig Aufschluss darüber, wie viele Menschen die App tatsächlich aktiv nutzen. Schließlich kann die Anwendung ungenutzt auf einem Handy liegen oder zwischenzeitlich wieder deinstalliert worden sein. Wie schätzt die ...
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Die Corona-Warn-App in der wissenschaftlichen Forschung

Studien und Forschungsansätze zur Corona-Warn-App werden momentan von verschiedenen Universitäten vorangetrieben. So gingen beispielsweise Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Humboldt-Universität Berlin in einer Onlinestudie, die jüngst im „European Journal of Public Health“ erschienen ist, der Frage nach, wer die Corona-Warn-App in Deutschland überhaupt nutzt und warum?

Dabei zeigt sich: Vor allem Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken, und jüngere Deutsche nutzen die App. Männer setzten zudem zur Kontaktnachverfolgung die Corona-Warn-App häufiger als Frauen ein, Vollzeitbeschäftigte eher als Studenten oder Auszubildende.

Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler aus Bochum und Berlin insgesamt 1972 Erwachsene aus Deutschland im Alter von 18 bis 88 Jahren online befragt. 1291 von ihnen gaben an, die Corona-Warn-App zu nutzen. Als Hauptgrund für die Nutzung nannten 71,7 Prozent der App-Nutzer, dass es für sie keinen Grund gibt, die App nicht zu nutzen. Außerdem überwogen für 859 Studienteilnehmer die Vorteile der App über mögliche Risiken. Dass die Kontaktverfolgungs-App aus ihrer Sicht dazu beiträgt, die Pandemie zu verlangsamen, gaben 66,5 Prozent der befragten Corona-Warn-App-Nutzer an.

Auch in Rheinland-Pfalz wird aktuell rund um die App geforscht. An der Uni Mainz beginnt ein Team von Wissenschaftlern des Instituts für Soziologie gerade mit der Durchführung einer Fallstudie, die der Fragestellung nachgeht, wie die Corona-Warn-App mittlerweile beurteilt wird und wie sie das Entscheidungsverhalten der Bevölkerung beeinflusst. Das Team erhofft sich, aufzeigen zu können, wie sich künstliche Intelligenz – hier in Form der Smartphone-App – auf das menschliche Denken, auf das Notfallmanagement und auf die Pandemie auswirkt.

Die Wissenschaftler untersuchen in ihrer Verhaltensstudie die Bedeutung der Corona-Warn-App aus zwei Perspektiven: Einerseits aus Sicht von Beteiligten der Regierung, des Robert Koch-Instituts und der Entwickler. In einer Befragung soll diese Interessengruppe ihre Absichten und ihre Erwartungen über die Verwendung der App darlegen.

Andererseits sollen die Nutzer, vorrangig Studierende, befragt werden. Dabei wollen die Forscher nicht danach fragen, wie die User die Nützlichkeit der App an sich bewerten. Anhand der Antworten soll vielmehr erforscht werden, wie sich die Nutzung der App darauf auswirkt, welche Überzeugungen über die Pandemie vertreten werden und wie sie das Verhalten zur Infektionseindämmung (Alltagsmasken tragen – Abstand halten etc.) beeinflusst. Ergebnisse und Analysen möchte das Mainzer Team im November vorstellen. aeg/tsy

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