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Rheinland-Pfalz

Die SGD Nord wird 20 Jahre alt: Geburtstag einer Behörde, die es gar nicht geben sollte

Von Ursula Samary
Historischer Ort: Die SGD Nord sitzt dort, wo einst Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz und die erste Landesregierung wirkten. Foto: SGD Nord
Historischer Ort: Die SGD Nord sitzt dort, wo einst Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz und die erste Landesregierung wirkten. Foto: SGD Nord

Wer nach dem Weg zur Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord fragt, erntet in Koblenz meist Achselzucken. Erst beim Stichwort „ehemalige Bezirksregierung“ fällt der Groschen. „Wir haben damit zu kämpfen, dass unser Name zu sperrig ist“, sagt auch Präsident Ulrich Kleemann lächelnd – auch noch 20 Jahre nach der Gründung.

Lesezeit: 3 Minuten
Die Ahnungslosigkeit kann aber auch ein Kompliment für die Behörde sein, die beispielsweise teils unerwünschte Windräder oder Müllverbrennungsanlagen genehmigen muss. Dies gelingt seit zwei Jahrzehnten ziemlich geräuschlos. Und in der Infobroschüre zum Geburtstag loben viele Firmenchefs die SGD Nord als kompetenten und zuverlässigen Partner. Probleme vor Protesten lösen Kleemann sagt, die SGD ...
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Die schwere Geburt einer neuen Behörde

Der Start der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) war von Protesten begleitet. 1996 luchste der damalige FDP-Landeschef Rainer Brüderle der SPD unter Kurt Beck in Koalitionsverhandlungen das Aus der drei Bezirksregierungen ab. Sein Ziel: eine komplette Verwaltungsebene auflösen, um zu viel Bürokratie zu liquidieren.

Doch es war gar nicht so einfach, Aufgaben abzuschaffen oder auf Kreise und Ministerien zu verlagern, wie sich Justizminister Herbert Mertin (FDP) gut erinnert, der als junger Abgeordneter sehr lange in der entscheidenden Arbeitsgruppe saß. Den Spielraum engte auch Bundesrecht ein, das einige Funktionen vorschreibt. Zudem stellte sich die Frage, ob jede Kreisverwaltung über genügend Kompetenz verfügt, wenn sie vielleicht einmal in zehn Jahren ein kompliziertes Genehmigungsverfahren stemmen muss. FDP-intern überzeugte dann Mertins Schaubild, wonach Ministerien sich für zusätzliche regionale Planung personell extrem aufblähen müssten.

Die Folge war die Geburt einer Behörde, die vorher keiner wollte: Bei SGD Nord und Süd sowie Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier wurden Kompetenzen über Grenzen der Präsidien hinaus gebündelt. Die ADD übernahm beispielsweise Kommunal- und Schulaufsicht. Die Wellen im Landtag schlugen hoch. Die Grünen kritisierten Aktionismus, die CDU Chaos. Die FDP war am Ende froh, dass in drei Präsidien nicht mehr „dreimal dasselbe getan wird“.

Die FDP stellt derzeit übrigens mit Nicole Morsblech die dritte Vizepräsidentin. Ulrich Kleemann, heute Präsident der SGD Nord, beäugte damals als Kreisbeigeordneter in Neuwied das Projekt skeptisch. Heute ist er sich mit Mertin einig, dass der Behörde kaum noch Kritik entgegenschlägt. us

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