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Mainz

Das leere Klassenzimmer: Warum es beim digitalen Unterricht in RLP hakt und was der Hackerangriff damit zu tun hat

Von Birgit Pielen
Schule in Corona-Zeiten
Eine Mund-Nasen-Bedeckung liegt während einer Unterrichtsstunde neben einem Mäppchen und Schulbüchern auf einem Schultisch. Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild/Archiv

Hat die rheinland-pfälzische Landesregierung alles getan, um einen reibungslosen digitalen Unterricht zu ermöglichen? Diese Frage bleibt offen – auch wenn das Bildungsministerium in Mainz betont, die Lernplattform Moodle und das Videokonferenzsystem Big Blue Button seien am Montagmorgen „auch wegen eines Hackerangriffs“ nicht erreichbar gewesen. Welche Gründe gab es noch? Die Chronologie eines schwarzen Montags.

Lesezeit: 4 Minuten
Montag, 9.30 Uhr Zahlreiche Lehrer melden sich in unserer Redaktion und berichten, der Bildungsserver des Landes sei überlastet. Dadurch könnten die Schüler beispielsweise nicht die Aufgaben abrufen, die die Lehrer auf der Lernplattform Moodle eingestellt haben. Auch die Konferenzplattform Big Blue Button funktioniere nicht. Vom Bildungsministerium in Mainz heißt es zu ...
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Mediziner und Lehrer fordern baldige Öffnung der Schulen

Vor dem Bund-Länder-Treffen zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie werden Rufe nach einer baldigen Öffnung der Schulen laut. In einer gemeinsamen Erklärung warnten die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin und der Deutsche Lehrerverband davor, die Weihnachtsferien bis Ende Januar zu verlängern und dafür die Sommerferien zu verkürzen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) vereinbarte am Montag ein Stufenmodell zur Rückkehr zum Präsenzunterricht, sobald dies wieder möglich ist.

Die KMK-Präsidentin und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) erklärte nach einer Sitzung des Gremiums in Potsdam, der Präsenzunterricht habe eine große pädagogische Bedeutung. Wenn es Spielräume für Lockerungen gebe, sollten die Grundschüler beziehungsweise die unteren Jahrgänge als Erstes wieder die Schule besuchen können. Für die Abschlussklassen sollen mit Blick auf die Abschlüsse und Prüfungen weiterhin Ausnahmen vom Distanzunterricht möglich sein.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte nach einer Sitzung des Corona-Kita-Rats aus Ländern, Kommunen, Trägern, Gewerkschaften und zuständigen Institutionen, wenn es die Infektionszahlen zuließen, müssten Kitas und Schulen die Ersten sein, die wieder öffneten. Auch für Kindertagesstätten ist nach ihren Worten ein Stufenmodell nötig, das verlässlich aufzeigt, wie in einen geordneten Regelbetrieb zurückgekehrt werden könne. Bei den Kitas gibt es laut Ministerin Giffey derzeit in sieben Bundesländern eine Notbetreuung, in neun Ländern werden die Einrichtungen offen gehalten, aber an die Eltern appelliert, ihre Kinder zu Hause zu betreuen.

Heute berät Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder über weitere Corona-Maßnahmen. Noch bis zum 10. Januar bleiben die Schulen grundsätzlich geschlossen. Eine Fortsetzung des sogenannten Lockdowns gilt wegen anhaltend hoher Infektionszahlen auch darüber hinaus als sicher.

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin und der Deutsche Lehrerverband betonten vor diesem Hintergrund, dass Präsenzunterricht sowohl zur Erfüllung des Bildungsauftrages als auch unter psychosozialen Gesichtspunkten das Beste für Kinder und Jugendliche sei. „Schule und Bildung gehören zu den Grundbedürfnissen der Kinder“, sagte der Kinderarzt Hans-Iko Huppertz. Schulschließungen hätten nachteilige Auswirkungen auf die psychosoziale sowie die motorische Entwicklung.

Nach Ansicht des Bundeselternrates sollte konsequent auf geteilte Klassen gesetzt werden. Die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, Sabrina Wetzel, forderte zudem mehr Flexibilität. Wo Entlüftungsanlagen installiert sind, ist nach ihren Worten mehr Unterricht möglich als andernorts. Wo Schulen für den Digitalunterricht gut ausgestattet seien, sollte es ihnen laut Wetzel erlaubt sein, davon auch so viel wie möglich Gebrauch zu machen.

Die Diakonie forderte unterdessen einen finanziellen Ausgleich für Kinder aus einkommensarmen Familien, wenn das kostenlose Mittagessen in der Schule wegen des Corona-Lockdowns ausfällt. Der im Gesetz vorgesehene Betrag für das Schulessen müsse Kindern auch bei Schulschließungen und bei digitalem Unterricht zur Verfügung stehen, erklärte der evangelische Wohlfahrtsverband. „Kinder, die in Armut leben, müssen auch dann zu Mittag essen, wenn sie im Lockdown nicht in der Schule sind und zu Hause lernen“, sagte Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Die gesetzlichen Regelungen sehen vor, dass bei einem Corona-bedingten Ausfall des Präsenzunterrichts die Familien nicht das Essensgeld bekommen, sondern das Essen an die Kinder nach Hause geliefert wird. „Diese Regelung geht völlig an der Realität vorbei und klappt überhaupt nicht“, sagte Loheide. „Kein Schul-Caterer beliefert Kinder einzeln zu Hause.“

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