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Idar-Oberstein

Alte, weiße Männer und eine deutsche Eiche: Bei Landesparteitag setzt die AfD auf markige bis radikale Sprüche

Von Florian Schlecht
Der Alte gratuliert dem Neuen: Michael Frisch (links) führt die AfD als Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf. Hier nimmt der Parteivorsitzende die Glückwünsche von seinem Vorgänger Uwe Junge entgegen.
Der Alte gratuliert dem Neuen: Michael Frisch (links) führt die AfD als Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf. Hier nimmt der Parteivorsitzende die Glückwünsche von seinem Vorgänger Uwe Junge entgegen. Foto: dpa

Abklatschen mit Vorgänger Uwe Junge, eine Tasse Kaffee, ein Stück Kirschkuchen: Ein Mathematiker wie Michael Frisch genießt die rheinland-pfälzische AfD-Spitzenkandidatur nüchtern und gelassen. „Wir feiern erst am 14. März 2021“, sagt er. Dann ist Landtagswahl – bei der will Frisch das Ergebnis von 2016 übertrumpfen, als die AfD 12,6 Prozent einfuhr. Sein Problem: In Umfragen liegt die Partei aktuell bei 8 Prozent. Frischs Replik: „Die AfD ist eine Turniermannschaft.“

Lesezeit: 3 Minuten
Frisch soll die AfD also in die Wahl führen. Mit 75,8 Prozent fuhr der Trierer beim Landesparteitag in Idar-Oberstein ein solides Ergebnis ein. Die Mitglieder beklatschten ihn höflich, nicht enthusiastisch. Dabei fuhr Frisch harte Attacken gegen die politische Konkurrenz in Bund und Land, die er „Deutschland-Abschaffer“ nannte. „Ich bin noch ...
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Kommentar: So konservativ wie möglich, so rechts wie nötig

Die AfD Rheinland-Pfalz sendet mit ihrem Landesparteitag ein deutliches Zeichen: Der Paria unter den Parteien sucht Anschluss – und muss zugleich die Vorstellungen der Basismitglieder bedienen. Das Rezept dafür lautet: so konservativ wie möglich, so rechts wie für die eigenen Anhänger nötig.

Blickt man auf das Spitzenpersonal, das für die AfD 2021 aller Voraussicht nach in den Landtag einziehen wird, bilden die Kandidaten verschiedene Spektren der Partei ab. Der Vorsitzende Michael Frisch bleibt seiner Rolle als extrem wertkonservativer Katholik treu. Wirklich krasse Spitzen waren von ihm nicht zu hören. Natürlich spricht er auch über Migration – so wie jeder grüne Kandidat auf dem Parteitag die Klimakatastrophe ansprechen muss. Sein Ergebnis dürfte auch durch die absurde Gegenkandidatur von Matthias Tönsmann etwas nach oben gedrückt worden sein. Frisch verkörpert allerdings die grundsätzliche Ausrichtung sehr deutlich: weniger schrill, unauffällig und gesprächsbereit. Es ist auch die Erkenntnis, dass die extremen (ostdeutschen) Töne in Rheinland-Pfalz nicht ziehen.

Die Basis verlangt sie natürlich, und Joachim Paul liefert. „Deutsche Eiche astrein“ verspricht er, ohne zu schmunzeln. Mit der Burka bleiben für ihn nur „Badewanne oder Pakistan“ statt Schwimmbad. Auch Damian Lohr bedient diese Schiene. Dahinter tauchen Sachpolitiker auf: Jan Bollinger für Verkehr und direkte Demokratie. Martin Louis Schmidt für Kultur und Spätaussiedler. Fraktionspressesprecher Fabian Schütz (Platz elf) als Infrastrukturpolitiker für die ländlichen Räume. Diese Rollenaufteilung und Ausdifferenzierung kennt man auch von CDU, SPD, Grünen und FDP. Gewissermaßen ist die AfD ihnen ähnlicher geworden, als es der eigenen Basis vielleicht lieb ist.

E-Mail: carsten.zillmann@rhein-zeitung.net

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