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Westerwald

Geschichte von Rad, Motorrad und Auto nach: Der Westerwald wurde früh mobil gemacht

Von Markus Müller
Im Eigenverlag hat Uli Jungbluth aus Selters sein neuestes Werk „Mobil im Westerwald“ herausgegeben. In diesem spielt auch die Kreisstadt Montabaur die eine oder andere Rolle. Foto: Markus Müller
Im Eigenverlag hat Uli Jungbluth aus Selters sein neuestes Werk „Mobil im Westerwald“ herausgegeben. In diesem spielt auch die Kreisstadt Montabaur die eine oder andere Rolle. Foto: Markus Müller

Seit vielen Jahren schreibt Uli Jungbluth aus Selters vor allem zu historischen Themen aus dem Westerwald. Sein neuestes Buch hat er ganz der Entwicklung der Mobilität im Westerwald gewidmet. Pünktlich zum 200. Geburtstag des Zweirades spannt er einen weiten Bogen vom Fahrrad übers Motorrad bis hin zum Automobil und sogar noch darüber hinaus.

Lesezeit: 2 Minuten
Nachdem er auf einigen Seiten die allgemeine Geschichte des Fahrrades dargestellt hat, schreibt er über die ersten Fahrräder, die im Westerwald 1889 auftauchten, und über die ersten Fahrradhändler, die schon 1890 in den Zeitungen inserierten. Schon 1893 radelt der spätere Richter am Amtsgericht Wallmerod, Bernhard Kilbinger, von Wien nach Konstantinopel. ...
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Erste Tankstellen im Westerwald sind Hotels

Frühe Stellen zum Tanken sind im Westerwald das Bahnhofshotel in Altenkirchen und das Hotel Schlemmer zu Montabaur, da sich hier die Mitglieder des Kaiserlichen Automobilclubs (Berlin) mit Benzin und Öl versorgen. Auch in der Kolonialwaren-Großhandlung C. W. Schneider in Selters und bei Heinrich Dreyer in Hachenburg werden in den 1910er-Jahren Benzin und Öl vorgehalten.

Der erste Betrieb in der Region, der Benzin anbietet, ist 1912 Hoffmanns Maschinen-Industrie in Dierdorf. Im gleichen Jahr offeriert August Hein in Alsbach „1a Maschinenöl“ und J. G. Nink in Montabaur „Maschinen-, Zylinder-, Heißdampfzylinderöle“; Nink hat die Vertretung der Nassauischen Öl-, Fett- und Farbenindustrie. 1914 kostet bei Otto Hoffmann (Dierdorf) 90-prozentiges Benzol 32 Mark pro 100 Kiloliter, der Liter mithin 0,032 Pfennig!

Die ersten Motorräder im Westerwald fuhren seit 1901 ein Elektrotechniker aus Westerburg, ein Fabrikant aus Grenzhausen, ein Fotograf sowie ein Kaufmann aus Wirges und ein Tongrubenbesitzer aus Ransbach. Relativ früh legten sich weitere Unternehmer, Ärzte und Tierärzte sowie Fahrradhändler Motorräder zu. Der erste Motorradfahrlehrer im Westerwald ist 1912 Joseph Siry aus Dernbach.

Frühe Pkw-Halter im Westerwald um 1900

Der erste Westerwälder Pkw-Halter ist im Jahre 1899 der Ingenieur Paul Nießen aus Höhr; die Autos sind noch so anfällig, kompliziert und bedienungsunfreundlich, dass nur ein ausgewiesener Fachmann (Ingenieur) damit zurechtkommt. Reiche Leute können sich einen Fachmann (Chauffeur) halten.

1902 halten fünf Männer ein Auto: zwei Ärzte, zwei Bauleute und ein Graf. Zum Auto des Kreisarztes Dr. Otto Floeck erfahren wir, dass es ein Benz & Co. Mannheim mit 5 PS ist (Stand 1906). 1903 kommt es zum ersten schweren Unfall im Westerwald. Das Ganze beginnt in Hachenburg. Der Besitzer des Autos reist mit dem Zug nach Frankfurt, und der Maschinist, ein Berliner, soll nachkommen. Dieser überredet drei Hachenburger und einen Auswärtigen mitzufahren. Schon an der steilen Borngasse kriegen sie das Grausen, so waghalsig fährt der Maschinist. In Alpenrod gibt es einen Motorschaden. Die verlorene Zeit soll durch schnelleres Tempo wettgemacht werden. Zwischen Hundsangen und Malmeneich kommt der Wagen aus der Kurve und rammt in voller Fahrt einen Telegrafenmasten. Der 26-jährige Fahrer bleibt tot, die anderen Insassen kommen mit dem Schrecken davon.

Schon früh Zweiräder in der Zeitung angeboten

Die ersten, die im Westerwald Fahrräder übers Zeitungsinserat anbieten, sind von Berufs wegen Mechaniker und Schlosser. Es handelt sich um H. Flock aus Montabaur und Rudolph Siry aus Dernbach; beide inserieren am selben Tage auf der gleichen Zeitungsseite: am 9.

August 1890. H. Flock, der bislang als Mechaniker ein Nähmaschinengeschäft betreibt – 1879 annonciert er für Nähmaschinen –, bietet „Velocipede“ [Fahrräder] der Firma Kleyer (später Adler-Werke Frankfurt am Main) an. Rudolph Siry wirbt mit: „Fahrräder aus einer der leistungsfähigsten Fabriken Deutschlands sind unter den vortheilhaftesten Bedingungen zu beziehen durch Rudolph Siry, Dernbach.“ Beide Anzeigen kommen ohne Abbildung aus. Am 28. Februar 1891 tritt die Fahrradfabrik Heinrich Reinhard, Neuwied, gleich mit zwei Offerten an. Auf der einen Anzeige ist ein Fahrer auf einem Niederrad zu sehen: „Achtung! Radfahren! Im Laufe des Monats März des Jahres werde ich in Montabaur einen Lehrkursus im Radfahren eröffnen. Honorar Mark 10, für Käufer gratis.“ In der zweiten Offerte wirbt Reinhard für „Fahrräder deutschen und englischen Fabrikats, Dürkopp, Hillmann, Herbert und Cooper, Opel und Kleyer. Konkurrenzlos billigste Preise.“