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Simmern

Simmern will seine Innenstadt stärker machen

Von Markus Lorenz
Angeregter Dialog beim Stadtgespräch: Bürgermeister Andreas Nikolay (von links), Stadtplaner Christoph Schemionek, Klaus Endres (Pro-Winzkino) und Moderator Volker Boch diskutieren, wie sich Simmern vor dem sogenannten Donut-Effekt schützen kann.  Foto: Werner Dupuis
Angeregter Dialog beim Stadtgespräch: Bürgermeister Andreas Nikolay (von links), Stadtplaner Christoph Schemionek, Klaus Endres (Pro-Winzkino) und Moderator Volker Boch diskutieren, wie sich Simmern vor dem sogenannten Donut-Effekt schützen kann. Foto: Werner Dupuis

Quo Vadis Simmern – unter diesem durchaus etwas provokanten Titel stand das 13. Stadtgespräch am Dienstagabend im großen Saal des Pro-Winzkinos. Ein Patentrezept dazu, wohin sich die Kreisstadt bewegen soll, hatte auch der Referent des Abends, Christoph Schemionek, nicht parat. Aber der im Hunsrück aufgewachsene und heute in Washington lebende Professor für Stadtentwicklung lieferte viele Denkansätze, in welche Richtung es für Simmern gehen könnte. Der 41-jährige Wissenschaftler aus Riesweiler, der in den Vereinigten Staaten lebt und an der George-Washington-Universität lehrt, beschäftigt sich damit, wie sich Städte nachhaltig weiterentwickeln können. Konkret im Blick auf die Kreisstadt hatte Schemionek den sogenannten Donut-Effekt, von dem weltweit viele – vor allem Kleinstädte – betroffen sind: das Leben spielt sich immer stärker in den Randbereichen ab, weil sich dort Handel und Wirtschaft niederlassen, Neubaugebiete entstehen, während die Innenstädte nach und nach veröden. Der Experte betrachtet Stadtplanung und Entwicklung von Kleinstädten global und hat einen guten Blick vor allem auf die Vorgänge in den Vereinigten Staaten, die sich meist – zeitversetzt – auf Europa übertragen. Schemionek berichtete, dass sich in den USA Kleinstädte immer weiter ausdehnen, weil dort die Bürger ihren „American Dream“ leben – der Traum vom Eigenheim mit Garten – sich deshalb das Leben von der City in die Randgebiete verlagert, weil Supermärkte, Gewerbe, Verwaltungen und Kultureinrichtungen hinterherziehen. So habe sich in den USA die Siedlungsfläche seit den 50er-Jahren vervierfacht, mit dem Effekt, dass die Innenstädte immer mehr ausbluten. Alle ihre Geschäfte und Freizeitaktivitäten können die Einwohner am Stadtrand erledigen, weshalb es sie nicht mehr in die City zieht. Das nennt man den Donut-Effekt: „Der Ring spritzt vor Fett und in der Mitte ist ein Loch“, erläuterte Schemionek. In den Vereinigten Staaten seien dafür Faktoren wie der großzügige Umgang mit Ressourcen, der große Einfluss von Immobilien- und Bauwirtschaft, der starke Individualverkehr sowie eine schwache öffentliche Stadt- und Regionalplanung verantwortlich.

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Der Experte zeigte allerdings einige Gegenbeispiele auf, in denen amerikanische Kleinstädte „den Donut in einen Berliner verwandelt haben“. Prinzipiell gelte es, den Fokus auf lokale Besonderheiten zu richten, ein Leitbild zu entwickeln und die Bürger dabei mit einzubinden, beispielsweise durch Befragungen. Man müsse herausfinden, was den Leuten in einer Kommune ...