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Mittelrhein

Mittelrheintal, gute Nacht! Aber wo? 7 Fragen – 7 Antworten

Von Andreas Jöckel
Ein Ausflugsschiff, ein Kreuzfahrtschiff und ein Frachtschiff passieren die Loreley. Die Tourismusdestination Romantischer Rhein zwischen Remagen und Bingen ist ein einzigartiges Reiseziel. Die geplante Buga 2029 soll zusätzliche Impulse geben. Laut einer aktuellen Bedarfsanalyse braucht die Region neue und attraktive Hotelangebote, um auch langfristig zu bestehen. Foto: Andreas Jöckel
Ein Ausflugsschiff, ein Kreuzfahrtschiff und ein Frachtschiff passieren die Loreley. Die Tourismusdestination Romantischer Rhein zwischen Remagen und Bingen ist ein einzigartiges Reiseziel. Die geplante Buga 2029 soll zusätzliche Impulse geben. Laut einer aktuellen Bedarfsanalyse braucht die Region neue und attraktive Hotelangebote, um auch langfristig zu bestehen. Foto: Andreas Jöckel

Es ist ja nicht so, als kämen keine Touristen ins Mittelrheintal. Es ist aber so, dass es immer weniger Betten für sie gibt. Das soll sich ändern. Wir fassen die wichtigsten Fragen und Antworten einer Studie im Auftrag der IHK Koblenz zusammen.

Lesezeit: 4 Minuten
1 Auf welchen Ergebnissen baut die Hotelbedarfsstudie auf, und welche Trends gibt es auf dem Hotelmarkt? Die Region Romantischer Rhein empfängt im Schnitt täglich fast 80.000 Touristen und sorgt für mehr als eine Milliarde Euro Bruttoumsatz im Jahr. Um langfristig zu bestehen braucht die Destination jedoch einen quantitativen und qualitativen ...
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Hotelbedarfsanalyse der IHK: Mittelrhein könnte 30 neue Hotels vertragen

Mittelrhein. Rechnerisch könnte das Mittelrheintal 30 neue Hotels vertragen: Rund 3000 neue Hotelbetten (1500 Doppelzimmer) werden in der Ferienregion, die den Oberen und Unteren Mittelrhein von Bingen bis Remagen umfasst, in den kommenden zehn Jahren benötigt. Das geht aus einer Hotelbedarfsanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hervor, die gemeinsam mit der Entwicklungsagentur (EA) Rheinland-Pfalz beauftragt und von der dwif-Consulting GmbH erstellt wurde.

Zur Steigerung der Attraktivität des Reiseziels Mittelrheintal soll auch die Buga 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal entscheidende Impulse geben. Doch in einer Hinsicht gibt die regionale Buga in der Havelregion ein mahnendes Beispiel: Dort gab es zu wenig Betten, um die Nachfrage der Übernachtungsgäste zu decken. Lachender Dritter war unter anderem das etwa eine Autostunde entfernte Potsdam. Die aktuelle Studie zeigt, dass diese Gefahr auch am Mittelrhein besteht, zeigt aber auch, dass das Problem am Romantische Rhein lösbar ist.

Die Studie macht auch deutlich, dass ein großes, noch zu erschließendes Potenzial im gesamten Mittelrheintal steckt, das aber besser kommuniziert werden muss. Genau so sieht es auch EA-Vorstand Rainer Zeimentz: „International agierende Hotelketten haben bislang jedoch häufig nur detaillierte Marktanalysen für die Top-Standorte und Metropolen vorliegen. Die Kommunen im Rheintal haben mit ihren Ansiedlungsvorhaben dann Erfolg, wenn sie den Informationsbedürfnissen der Projektentwickler, Investoren und Betreiber umfassend Rechnung tragen.“ Christian Dübner, Referent für Tourismus bei der IHK Koblenz ergänzt: „Die Attraktivität einer Hotelansiedlung wird erhöht, wenn sie Teil eines weitreichenden Infrastrukturprojektes ist. Im Mittelrheintal ist ein solches Ereignis klar die Buga.“ Die Großveranstaltung stehe für Dynamik und eine wachsende Bedeutung des Standorts.

Die Analyse zeigt auf, dass die Bettenkapazitäten trotz steigender Nachfrage rückläufig sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. In vielen Fällen gibt es Investitionsstaus, meist in Verbindung mit einer unklaren Betriebsnachfolge. Auch sind Einheiten häufig zu klein, um betriebswirtschaftlich rentabel betrieben werden zu können. Als Folge diagnostiziert die Studie einen dringlichen Bedarf in mehreren Beherbergungssegmenten. So kann der Mittelrhein insbesondere im hochwertigen Vier-Sterne-Segment weitere Betten vertragen.

Die Ergebnisse der Studie decken sich mit den Einschätzungen der regionalen Akteure, die ebenfalls Handlungsbedarf sehen und teilweise schon aktiv geworden sind. Als positive Beispiele lassen sich die Städte Koblenz und Andernach anführen. Dort hat sich das Beherbergungsangebot in den vergangenen Jahren durch Modernisierungen, Investitionen sowie Hoteleröffnungen gut weiterentwickelt. Auch an vielen anderen Orten in der Ferienregion gibt es bereits konkrete Planungen, um Hotelbauprojekte zu realisieren.

Dass neue Ideen gefragt sind, zeigt sich auch daran, dass es den Betrieben laut Studie häufig an einer klaren Positionierung am Markt fehlt. Zeimentz unterstreicht deshalb: „Kreativität und außergewöhnliche Konzepte mit klarer Positionierung sind gefragt, mit denen auch temporäre Engpässe abgefedert werden können. Andere Regionen machen vor, wie beispielsweise Hotels aus Überseecontainern entstehen oder Übernachtungserlebnisse mit den Cloefhängern an der Saarschleife geschaffen werden. Dübner nennt weitere Entwicklungen: „Auch die Schlafstrandkörbe oder der Schlaf-Cube sind ergänzende und spektakuläre Übernachtungsmöglichkeiten, die gleichzeitig ein ganz besonderes Erlebnis bieten.“ Gern sind die Auftraggeber bereit, die Studienergebnisse in den Gremien der Region vor Ort zu erläutern.

Von unserem Redakteur Andreas Jöckel

Profit pro Zimmer für die Region

Mittelrhein. Mit einer Wertschöpfungsstudie der dwif Tourismusberatung hatte die IHK bereits 2015 aufgezeigt, dass die touristische Nachfrage in der Region Romantischer Rhein zwischen Remagen und Rüdesheim für mehr als eine Milliarde Euro Bruttoumsatz im Jahr sorgt. Eine Berechnung aus der aktuellen dwif-Studie zeigt, was neue Hotelzimmer für die Wertschöpfung in der Region bedeuten:

Der durchschnittliche Umsatz pro Zimmer beläuft sich laut der vorliegenden Berechnung auf rund 29.000 bis 32.000 Euro. Mit jedem neuen Zimmer entstehen in der Regel zwischen 0,4 und 0,6 neue Arbeitsplätze sowie rund 13. 000 bis 15.000 Euro an neuer Wertschöpfung für die Region. Zusätzlich fließen pro neuem Zimmer rund 16.000 bis 17.000 Euro an Lieferanten von Waren und Dienstleistungen, die indirekt durch die neuen Betriebe profitieren.

Bei der vorgelegten Berechnung wird pro Betrieb von einem Jahresumsatz von 0,8 bis 2,2 Millionen Euro ausgegangen. Bei kleineren neuen Betrieben wird mit 18 neuen Arbeitsplätzen gerechnet, bei größeren mit 42. Je nach Betriebsgröße wird kalkuliert, dass Lieferanten von Waren und Dienstleistungen durch Vorleistungsumsätze in Höhe von 0,5 bis 1,2 Millionen Euro profitieren. aj

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