Plus
Neuwied

Gestank: Kleemann schickt Hahn und Lunar die Anwälte

Von Ulf Steffenfauseweh

Der üble Geruch, der seit Langem vom Gewerbegebiet Distelfeld ausgeht, stinkt den Neuwiedern. Im Zentrum der Kritik steht dabei neben dem Kompostwerk von Suez die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Die Kontrollbehörde tue zu wenig, lautet der Vorwurf.

Lesezeit: 3 Minuten
Die Auseinandersetzung ist dabei zuletzt immer rauer und persönlicher geworden. Jetzt eskaliert sie offensichtlich vollends: Wie CDU-Fraktionschef Martin Hahn auf RZ-Nachfrage bestätigt, geht SGD-Präsident Dr. Ulrich Kleemann (Grüne) mittlerweile auch juristisch gegen ihn vor. In dem der RZ anonym zugestellten Schreiben wird Hahn aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen, einen Widerruf ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Lunar: Diplomatie, aber auch Nachdruck nötig

Neuwied. Als die Neuwieder SPD Ende des vergangenen Jahres einen ehrenamtlichen Beigeordneten suchte, war Conrad Lunar so etwas wie der Kai aus der Kiste. Und auch wenn er mit seiner Überraschungskandidatur letztlich scheiterte, schien es, als hätten die Genossen nur auf ein frisches, junges Gesicht gewartet: Im April wählten sie den 34-Jährigen prompt zum neuen Vizechef ihres Stadtverbands.

Seither war Lunar in verschiedenen Breichen aktiv. Größeren Teilen der Neuwieder Bevölkerung ist er dann durch sein Engagement zur Beendigung des Gestanks im Distelfeld bekannt geworden. Dass er gemeinsam mit CDU-Fraktionschef Martin Hahn die mittlerweile mehr als 1000-fach unterzeichnete Onlinepetition initiierte, kam allerdings parteiintern nicht bei allen gut an. Recht unverhohlen kritisierte ihn beispielsweise Ferhat Cato, der ein unabgesprochenes Vorpreschen anprangerte. Aber auch über den als streitbar bekannten Engerser Ortsvereinsvorsitzenden hinaus fiel auf, dass sich die SPD-Vorderen bislang eher zurückhaltend bis passiv verhalten haben und ihrem Parteifreund in dieser Sache – zumindest öffentlich – kaum beisprangen.

Lunar beklagt sich darüber nicht. Von der RZ befragt, weist er vielmehr darauf hin, dass der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Fredi Winter „in den Mediationsprozess eingebunden“ ist. Er habe die Landesregierung eingeschaltet und ein Gespräch mit der zuständigen Ministerin [Ulrike Höfken, Grüne] vereinbart, teilte er mit.

„Diplomatie hat noch nie geschadet. Ich habe immer auf einen Mediationsprozess gesetzt. Versprechen kann man nichts. Aber ich wünsche mir nach wie vor eine schnelle, unkomplizierte Abwicklung im Sinn der Bürger“, unterstreicht Lunar im Gespräch mit unserer Zeitung. Alles andere sei „vergeudete Zeit“, findet er und macht in Richtung SGD deutlich, dass Behörden nach Möglichkeit Druck „mit einer gewissen Bestimmtheit“ ausüben sollten. Die Wahrung wirtschaftlicher Interessen dürfe „nicht im Aussitzen enden“.

Die SPD wolle zügigen Fortschritt, wähle aber nicht solch „markige Worte“, nicht solch eine „Angriffsrhetorik“ wie Martin Hahn. Grundsätzlich stünden die Sozialdemokraten auf dem Standpunkt, dass zu reden besser ist als anzugreifen. „Aber zu lange reden ist auch nicht gut. Man muss den Prozess beschleunigen. Nichts ist schlimmer, als dass alle nur reden und nichts passiert. Da braucht man sich nicht über Politikverdrossenheit wundern“, führt Lunar aus. „Die Mischung macht es. Man muss Engagement zeigen. Deswegen ist es auch richtig, dass SPD und CDU sich dazu positioniert haben“, hält er fest und merkt an, dass von den anderen Parteien bislang wenig gekommen ist.

Lediglich Tobias Härtling habe die Petition unterzeichnet und nehme die Sorgen und Nöte der Menschen ernst. „FDP? Freie Wähler? AfD? Fehlanzeige“, zählt er auf. „Und die Grünen? Wohl kaum. Die schützen natürlich den Parteikollegen Kleemann. Aber neue Ideen bringen sie nicht. Im Gegenteil hätte ich mir ein deutliches Nein gewünscht, dass man so nicht mit einer Petition umgeht. Basisdemokratisch ist das nicht. Und das nehmen die Grünen doch immer für sich in Anspruch“, teilt er aus.

Meistgelesene Artikel