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Linz

Betroffene erzählen: Mit der Kümmerin in der Verbandsgemeinde Linz unterwegs

Von Silke Müller
Seit zweieinhalb Jahren ist Waltraud Schmaus als Kümmerin in der VG Linz aktiv. Auf Wunsch kommt sie auch nach Bad Hönningen. 
Seit zweieinhalb Jahren ist Waltraud Schmaus als Kümmerin in der VG Linz aktiv. Auf Wunsch kommt sie auch nach Bad Hönningen.  Foto: Silke Müller

Alleinstehende Menschen sind vor allem im Alter gefährdet, in der Gesellschaft zu vereinsamen. Um diesem Phänomen zu begegnen, hat die VG Linz als erste im Kreis Gemeindecafés eingerichtet. Zudem ist eine Kümmerin im Einsatz. Wir haben mit Menschen gesprochen, die das Angebot in Anspruch nehmen.

Lesezeit: 4 Minuten
Annemarie (Name von der Redaktion geändert) ist im Reisefieber. Schon bald wird die 73-Jährige aus der VG Linz mit einer Freundin nach Italien fahren. Und die Vorfreude ist groß. Vor zweieinhalb Jahren hätte sie wohl nicht gedacht, dass ihr Leben noch einmal eine so positive Wende erfahren würde. Damals, als im ...
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Gemeindecafé bringt Menschen zusammen

Der Frühstückstisch im Gemeindecafé Linz ist an jedem ersten Montag im Monat reichlich gedeckt. Nach und nach finden sich auch diesmal wieder die Besucher im Blauen Salon im Sparkassengebäude ein. „Hallo, bis du auch wieder da?“, ist zu hören. Und gleich wird in lockerer Atmosphäre geplaudert – über das Wetter, den nächsten Urlaub, den jüngsten Arztbesuch. Es wird herzhaft gelacht. Alle sind per du. Das Gemeindecafé der Stadt Linz ist zweimal in der Woche geöffnet. Jeweils montags und donnerstags, 10 bis 13 Uhr, kommen die Besucher, um gemeinsam unterhaltsame und auch informative Stunden zu verbringen.

Mittendrin: die 93-jährige Magdalena Niederée und Margaretha Pütz, 83 Jahre. „Ich habe früher in der Eifel gelebt. Als mein Mann gestorben ist, bin ich nach Linz gezogen“, erzählt Margaretha Pütz. Doch der Neubeginn war für sie nicht einfach. „Ich kannte keinen Menschen“, erinnert sie sich. Dann habe ihr ein Angestellter der Sparkasse geraten, einmal im Gemeindecafé vorbeizuschauen. Seitdem hat sich das Leben der Seniorin geändert. Denn gleich beim ersten Besuch lernte sie Magdalena Niederée kennen. Mittlerweile verbindet die beiden Damen eine echte Freundschaft. So treffen sie sich auch außerhalb des Gemeindecafés fast jeden Tag, um gemeinsam spazieren zu gehen. Magdalena Niederée, die für ihr Leben gern handarbeitet und die eigentlich nie Langeweile hat, ist seit Bestehen des Linzer Gemeindecafés dabei. „Hier wird über Gott und die Welt geredet, man lernt Leute kennen, und man tauscht sich aus“, nennt die rüstige Rentnerin Gründe, warum sie so gern herkommt.

Dass es dieses Angebot überhaupt gibt, ist dem Seniorenbeirat der VG Linz zu verdanken. Genauer gesagt: Beiratsmitglied Bruno Kirchhof, der seinerzeit die Idee hatte, Gemeindecafés einzurichten. „Der Hauptgrund dafür war, Maßnahmen gegen die drohende Vereinsamung der Menschen zu ergreifen“, sagt Klaus Krumscheid, Leiter des Seniorenbüros der Verbandsgemeinde und Geschäftsführer des Seniorenbeirats. Zwar sei das Gemeindecafé nicht für für Ältere, aber sie würden das Angebot überwiegend nutzen. „Das erste Café ist im Juli 2013 gemeinsam mit der Gemeinde und der katholischen Kirchengemeinde in Kasbach-Ohlenberg eingerichtet worden“, erzählt er und berichtet, dass zeitgleich auch der Bürgerfahrdienst ins Leben gerufen wurde. Mittlerweile gibt es Gemeindecafés in jedem Ort der Verbandsgemeinde Linz. Neben dem geselligen Beisammensein erhalten die Besucher von Zeit zu Zeit auch nützliche Infos über Themen wie die Patientenverfügung oder Hausnotruf oder von der Polizei über Sicherheitsfragen. „Denn die Beratung spielt ebenfalls eine Rolle spielen“, erläutert Krumscheid.

Dass die Gemeindecafés in der VG Linz funktionieren, ist vor allem den vielen Ehrenamtlichen geschuldet, die für die Organisation verantwortlich zeichnen. Krumscheid zufolge sind es mehr als 70 Frauen und Männer.

Zwei von ihnen sind an diesem Montag in Linz schon besonders fleißig gewesen, um den Senioren das monatliche Frühstück zu kredenzen: Traudl Billinger, 78 Jahre, und die 76-jährige Inge Bullmann. „Ich bin allein zu Hause. Da ist es für mich eine Abwechslung herzukommen“, sagt Inge Bullmann über ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Traudl Billinger, Mitglied im Seniorenbeirat, hat das Café seinerzeit mitgegründet und ist – wie sie es formuliert – sozusagen hängen geblieben. „Ich habe schon immer viel ehrenamtlich gemacht, bei der Tafel mitgearbeitet und in der evangelischen Kirche“, berichtet sie. Beim Gemeindecafé mitzuwirken, habe ihr von Anfang an Spaß gemacht. Die Arbeit fürs Frühstück teilen sich die beiden übrigens: Während Traudl Billinger den Tisch deckt, erledigt Inge Bullmann die Einkäufe. Und wenn die Gäste im Blauen Salon eingetroffen sind, kann die gesellige Runde der Senioren beginnen.

Von unserer Redakteurin Silke Müller

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