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Kreis Neuwied/Mainz

100.000 Euro für einen Landarzt: Asbachs Prämie gefällt nicht jedem

Von Thomas Brost
Damit im Sprechzimmer auch künftig noch ein Arzt auf Patienten wartet, investieren viele Kommunen. Ist eine Prämie wie in Asbach der richtige Weg?
Damit im Sprechzimmer auch künftig noch ein Arzt auf Patienten wartet, investieren viele Kommunen. Ist eine Prämie wie in Asbach der richtige Weg? Foto: dpa

Die Not in der Versorgung mit Hausärzten auf dem Land ist derart groß, dass Kommunen selbst das Heft des Handelns in die Hand nehmen. So hat die Verbandsgemeinde Asbach 100.000 Euro ausgelobt für Ärzte, die sich in der Kommune niederlassen – mit durchschlagendem Erfolg: Vier Ärzte haben sich vertraglich verpflichtet, in der Westerwald-VG zu praktizieren. Sieht die Politik so viel Eigenengagement mit Wohlwollen – oder Unbehagen? Und keimt bei bereits niedergelassenen Ärzten angesichts einer solchen Beihilfe, die nicht rücküberwiesen werden muss, kein Neid auf? Wir sammeln Meinungen.

Lesezeit: 3 Minuten
Aufgeschlossen steht jedenfalls Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler dem Asbacher Pilotprojekt gegenüber. Grundsätzlich, sagt die Ministerin, sei es zu begrüßen, dass „auch Kommunen im Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten attraktive Rahmenbedingungen insbesondere für junge Ärztinnen und Ärzte schaffen“, um die Versorgung zu sichern. Das Land stehe Pate. Es leistet mit einer eigens initiierten und ...
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Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen: Beispiele für vernetztes Denken gegen den Ärztemangel

Fast zwei Drittel der Hausärzte im Land scheiden bis 2022 aus. Vor wenigen Tagen hat das Land eine Landarztquote vorgestellt – auch von finanziellen Anreizen ist die Rede. Ob das reicht? Die Not gebiert aufseiten der Kommunen unkonventionelle Ideen, mit denen man den Mangel bekämpfen möchte. Drei Beispiele:

Das Stiftungsmodell: Als Spendensammler ist der Landrat des Vulkaneifelkreises, Heinz-Peter Thiel, unterwegs. Sein Kreis hängt am Tropf: Derzeit droht die Schließung der Geburtshilfe in Daun. Mit einer Bürgerstiftung versucht der Kreis, die Gesundheitsversorgung sicherzustellen. „Die Stiftung verfügt bereits über eine nennenswerte Rücklage an Spenden“, sagt Thiel. Ganz gezielt will eine Steuerungsgruppe junge Ärzte, die aus der Region stammen, anwerben.

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ): Seit einigen Jahren sind MVZs angesagt, meistens angedockt an Krankenhäuser sorgen sie für eine Vernetzung von Klinik und Fachärzten. Zwei besondere MVZ-Modelle existieren im Rhein-Lahn-Kreis. Vor zwei Jahren wurde das MVZ Mühlbachtal gegründet, durch das die hausärztliche Versorgung im Blauen Ländchen im Taunus unterstützt wird. Das St.-Elisabeth-Krankenhaus in Lahnstein kooperiert mit den Ortsgemeinden Miehlen, Bogel und Dachsenhausen. Für die Gemeinden ergeben sich keine finanziellen Verpflichtungen, sie sind aber bei der Suche von Räumlichkeiten behilflich. „Es läuft sehr gut, endlich ist unsere hausärztliche Versorgung auch in Zukunft sichergestellt“, sagt Miehlens Ortsbürgermeister Ernst-Georg Peiter. Fünf Ärzte sind im MVZ angestellt, sie haben ihre Räume in den drei Ortsgemeinden. „Wir haben eine Organisationsform geschaffen, die attraktiver ist, als wenn ein Normalmediziner in einer Einzelpraxis arbeitet“, betont Dr. Pascal Scher, der Geschäftsführer des MVZ. Ein aus Sicht Schers für Ärzte attraktives Modell: „Ärzte können auch in Teilzeit arbeiten. Sie müssen sich nicht verschulden, indem sie Unternehmer werden. Und sie haben geregelte Arbeitszeiten.“ Ein Alleinstellungsmerkmal im Land hat das kommunale MVZ Einrich. Es wird von der VG Loreley getragen“.

Das Ärztenetz: Den Trend, im Team arbeiten zu wollen, hat Helmut Sondermann schon seit Jahren festgestellt, er praktiziert dies in seiner Praxis mit einem Kollegen. „Neue Arbeitsformen schaffen Einzelpraxen nicht, das geht nur über den Zusammenschluss“, sagt der Mayener Mediziner. Allerdings gebe die KV solche Hürden für eine Fusion auf, die nicht zeitgemäß seien.Ein Ärztenetz sei Erfolg versprechend, wenn es auf vielen Schultern ruht und wenn sich alle gleich stark einbrächten. Bis 2013 hat es einen solchen Verbund in der Vordereifel und in Mayen bereits gegeben, Inaktivität der meisten Mediziner führten zur Aufgabe. In Kürze ist ein Treffen geplant, um das Modell unter anderen Vorzeichen, mit jungen Kräften, wiederzubeleben. bro

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