Der heute 68-jährige Ruheständler Josef Schmieden aus Bundenbach beschäftigt sich nach eigener Aussage seit dem 18. Lebensjahr mit der Forschung über Stammbäume von Hunsrücker Familien. Die Erkenntnis, dass die Vorfahren Helmut Kohls aus unserer Region stammen, hat Schmieden, der fast 40 Jahre für das Bistum Trier arbeitete und für den der Blick in Kirchenbücher daher eine vertraute Sache ist, eher einem Zufall zu verdanken.
Adolf Nörling, ein Bekannter, habe ihn in den 1970er-Jahren darauf aufmerksam gemacht.
Und das kam so, wie Schmieden erzählt: Nörlings Sohn Günter war nach Ludwigshafen gezogen und dort CDU-Stadtratsmitglied geworden. Eines Tages sei dieser bei Helmut Kohl in Oggersheim zu Besuch gewesen, als er von dessen ebenfalls anwesender Mutter Cäcilie wegen seines Dialekts angesprochen wurde. Nörling habe daraufhin geantwortet, er käme aus der „Gegend von Oberstein“.
Daraufhin wurde Kohls Mutter hellhörig und bohrte so lange nach, bis Gunter Nörling Bundenbach als seinen Geburtsort nannte. Ihrem verdutzten Gegenüber habe Cäcilie Kohl geborene Schnur daraufhin entgegnet: „Natürlich kenne ich Bundenbach, dort wurde doch mein Vater geboren.“ Als Folge dieser Begebenheit erfuhr Schmieden, dass der CDU-Politiker mütterlicherseits von der Lehrerfamilie Schnur abstammte.
Besucht hat Helmut Kohl Bundenbach seines Wissens nicht. Doch immerhin hat der damalige Kanzler Schmieden im August 1990 einen Antwortbrief geschrieben, nachdem der Bundenbacher dem CDU-Politiker zuvor schriftlich einige Informationen über seine Hunsrücker Ahnen hatte zukommen lassen. In diesem Brief bedankte sich Kohl für die „übersandten Unterlagen und die Mühe, die Sie sich in dieser Sache gemacht haben“.
Die Beziehung Helmut Kohls zu Bundenbach ist auch dem amtierenden Ortsbürgermeister Michael Broszka bekannt. Wegen des Todes des Altkanzlers und der Diskussion in Idar-Oberstein sieht Broszka nun „durchaus einen aktuellen Aufhänger“, um auch in Bundenbach zumindest darüber nachzudenken, einen Platz oder eine Straße nach Helmut Kohl zu benennen. „Ich wäre dieser Idee gegenüber nicht abgeneigt und werde sie vielleicht in unserer nächsten Ratssitzung am 30. November einfach mal ansprechen, um die gefühlte Temperatur zu messen“, sagt er im NZ-Gespräch.
Uwe Anhäuser könnte sich für einen solchen Vorschlag definitiv nicht erwärmen und bezeichnet ihn als „Kappes“. Er selbst habe zwar auch gewusst, dass Kohls Großvater aus Bundenbach stammt, war aber bisher davon ausgegangen, dass die alte Pfarrschule unterhalb der Kirche dessen Elternhaus war. Zur für ihn neuen Erkenntnis, dass Peter Schnur als Kind im nun ihm selbst gehörenden Gebäude in der Hauptstraße 18 lebte, sagt der Beigeordnete der VG Rhaunen: „Deswegen werde ich jetzt sicher kein Schild an mein Haus hängen.“
Auch in Birkenfeld, wo Helmut Kohl in seiner Ministerpräsidentenzeit 1972 einmal nachweislich Station gemacht hat, ist bei einigen Menschen die Erinnerung lebendig, dass der Altkanzler Vorfahren aus Feckweiler hatte. Sein dort geborener Urgroßvater Joseph Schnur hatte einen Bruder namens Peter Schnur.
Aus diesem Familienzweig stammt neben der früheren CDU-Stadträtin Johanna Orlian, geborene Scherer, auch Rosemarie Meiborg geborene Schnur ab. Letztere berichtet, dass sie Helmut Kohls Mutter Cäcilie, die bis ins Jahr 1979 lebte, früher jedes Jahr mindestens einmal bei Familienfesten gesehen hat. „Er selbst war aber nie dabei. Seine Mutter hat das immer damit entschuldigt, dass ihr Bub so viel zu tun habe“, erzählt Meiborg. Axel Munsteiner