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Birkenfeld/Bundenbach

Urenkel von „Lehrer Schnur“: Kohls besondere Bande zum Birkenfelder Land

Von Axel Munsteiner
Früher: Um 1920 entstand das Foto links, das die Schule im Oberdorf von Bundenbach zeigt. In diesem Haus in der Hauptstraße 18 wurde am 2. Oktober 1862 als Sohn des damaligen Dorflehrers Peter Schnur geboren. Er war der Großvater des verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Kohl. 
Früher: Um 1920 entstand das Foto links, das die Schule im Oberdorf von Bundenbach zeigt. In diesem Haus in der Hauptstraße 18 wurde am 2. Oktober 1862 als Sohn des damaligen Dorflehrers Peter Schnur geboren. Er war der Großvater des verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Kohl.  Foto: Reiner Drumm

Dass Helmut Kohl Namensgeber für den Europaplatz in Idar-Oberstein wird, haben die Befürworter dieses Beschlusses nicht nur als Würdigung der Leistungen des in diesem Jahr verstorbenen Altkanzlers betrachtet, sondern sie argumentierten zudem, dass der CDU-Politiker als Freund von Mineralien der Edelsteinregion verbunden gewesen sei und sie zweimal besucht habe. Was hingegen die wenigsten wissen: Zumindest im Hinblick auf seine familiären Wurzeln hat Helmut Kohl eine sehr viel engere Beziehung zu zwei anderen Orten im Kreis.

Lesezeit: 2 Minuten
Denn dessen Urgroßvater mütterlicherseits stammt aus dem heute zur Stadt Birkenfeld gehörenden Dorf Feckweiler, sein Großvater kam in Bundenbach zur Welt. Dort lebt Familienforscher Josef Schmieden, dem in erster Linie unser überliefertes Wissen über die Kohl-Vorfahren aus dem Hunsrück zu verdanken ist. 1824 wurde in Feckweiler Joseph Schnur geboren, der Lehrer ...
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Zufallsforschung belohnt: Kein Kohl-Besuch, aber immerhin ein Dankesbrief vom Kanzler

Der heute 68-jährige Ruheständler Josef Schmieden aus Bundenbach beschäftigt sich nach eigener Aussage seit dem 18. Lebensjahr mit der Forschung über Stammbäume von Hunsrücker Familien. Die Erkenntnis, dass die Vorfahren Helmut Kohls aus unserer Region stammen, hat Schmieden, der fast 40 Jahre für das Bistum Trier arbeitete und für den der Blick in Kirchenbücher daher eine vertraute Sache ist, eher einem Zufall zu verdanken.

Adolf Nörling, ein Bekannter, habe ihn in den 1970er-Jahren darauf aufmerksam gemacht.

Und das kam so, wie Schmieden erzählt: Nörlings Sohn Günter war nach Ludwigshafen gezogen und dort CDU-Stadtratsmitglied geworden. Eines Tages sei dieser bei Helmut Kohl in Oggersheim zu Besuch gewesen, als er von dessen ebenfalls anwesender Mutter Cäcilie wegen seines Dialekts angesprochen wurde. Nörling habe daraufhin geantwortet, er käme aus der „Gegend von Oberstein“.

Daraufhin wurde Kohls Mutter hellhörig und bohrte so lange nach, bis Gunter Nörling Bundenbach als seinen Geburtsort nannte. Ihrem verdutzten Gegenüber habe Cäcilie Kohl geborene Schnur daraufhin entgegnet: „Natürlich kenne ich Bundenbach, dort wurde doch mein Vater geboren.“ Als Folge dieser Begebenheit erfuhr Schmieden, dass der CDU-Politiker mütterlicherseits von der Lehrerfamilie Schnur abstammte.

Besucht hat Helmut Kohl Bundenbach seines Wissens nicht. Doch immerhin hat der damalige Kanzler Schmieden im August 1990 einen Antwortbrief geschrieben, nachdem der Bundenbacher dem CDU-Politiker zuvor schriftlich einige Informationen über seine Hunsrücker Ahnen hatte zukommen lassen. In diesem Brief bedankte sich Kohl für die „übersandten Unterlagen und die Mühe, die Sie sich in dieser Sache gemacht haben“.

Die Beziehung Helmut Kohls zu Bundenbach ist auch dem amtierenden Ortsbürgermeister Michael Broszka bekannt. Wegen des Todes des Altkanzlers und der Diskussion in Idar-Oberstein sieht Broszka nun „durchaus einen aktuellen Aufhänger“, um auch in Bundenbach zumindest darüber nachzudenken, einen Platz oder eine Straße nach Helmut Kohl zu benennen. „Ich wäre dieser Idee gegenüber nicht abgeneigt und werde sie vielleicht in unserer nächsten Ratssitzung am 30. November einfach mal ansprechen, um die gefühlte Temperatur zu messen“, sagt er im NZ-Gespräch.

Uwe Anhäuser könnte sich für einen solchen Vorschlag definitiv nicht erwärmen und bezeichnet ihn als „Kappes“. Er selbst habe zwar auch gewusst, dass Kohls Großvater aus Bundenbach stammt, war aber bisher davon ausgegangen, dass die alte Pfarrschule unterhalb der Kirche dessen Elternhaus war. Zur für ihn neuen Erkenntnis, dass Peter Schnur als Kind im nun ihm selbst gehörenden Gebäude in der Hauptstraße 18 lebte, sagt der Beigeordnete der VG Rhaunen: „Deswegen werde ich jetzt sicher kein Schild an mein Haus hängen.“

Auch in Birkenfeld, wo Helmut Kohl in seiner Ministerpräsidentenzeit 1972 einmal nachweislich Station gemacht hat, ist bei einigen Menschen die Erinnerung lebendig, dass der Altkanzler Vorfahren aus Feckweiler hatte. Sein dort geborener Urgroßvater Joseph Schnur hatte einen Bruder namens Peter Schnur.

Aus diesem Familienzweig stammt neben der früheren CDU-Stadträtin Johanna Orlian, geborene Scherer, auch Rosemarie Meiborg geborene Schnur ab. Letztere berichtet, dass sie Helmut Kohls Mutter Cäcilie, die bis ins Jahr 1979 lebte, früher jedes Jahr mindestens einmal bei Familienfesten gesehen hat. „Er selbst war aber nie dabei. Seine Mutter hat das immer damit entschuldigt, dass ihr Bub so viel zu tun habe“, erzählt Meiborg. Axel Munsteiner

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