Normalerweise verbindet eine Brücke Menschen. In diesem Fall wird sie mehr und mehr zum trennenden Element: Abriss oder Sanierung? Mittlerweile tatsächlich eine hoch emotionale Glaubensfrage, wie es Stefan Worst (SPD) treffend formulierte.
Es kommt einem permanenten Misstrauensvotum und nicht durchaus berechtigtem Hinterfragen gegenüber der Verwaltung und auch der Stadtspitze gleich, wenn andauernd Gutachten infrage gestellt werden: Die Zahlen würfelt die Verwaltung ja nicht, sondern sie gibt die Beurteilung in die Hände von vereidigten Experten.
Und dann lässt Bauingenieurin Eva-Maria Budau (SPD) ihre Expertise einfließen: Sie sei überzeugt, dass das alles deutlich billiger zu machen sei, ein Abriss womöglich teurer werde als eine Sanierung. Das sind schon markige Töne, die Fragezeichen und ein unangenehmes Gefühl hinterlassen. Wolfgang Augenstein – LUB-Vertreter und sich als ewig bohrender Stachel im Fleisch der Verwaltung definierend – sollte ein wenig aufpassen, dass seine in manchen Teilen berechtigte Kritik nicht übers Ziel hinausschießt, man ihm eine Ein-Mann-Show und Wahlkampf-Getöse unterstellt. Wobei: Augenstein kandidiert bei der Kommunalwahl für den Stadtrat, insofern finden die Duelle Augenstein gegen Frühauf vermutlich ihre Fortsetzung.
Der OB ist in einer misslichen Lage, zeigt sich aber souverän: Ein neues Gutachten kostet Geld. Er will sich dafür einsetzen, dass es hierfür einen Zuschuss gibt. Müsste er nicht: Er könnte den Ball und die Verantwortung an den Ausschuss zurückgeben und unter Umständen später auf herausgeschmissenes Geld verweisen. Bis das neue Gutachten vorliegt, könnte es Mai werden. Nicht auszudenken, wenn das Thema im alten Stadtrat nicht abgehakt werden kann, der neue mehr oder weniger bei null anfängt und dann entscheiden muss.Verwaltung und Stadtspitze müssen alle Stadtteile im Blick haben: Die aktuelle Fokussierung auf die Brücke schadet letztlich und bindet Energien, die in anderes einfließen sollte.
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